Anfang Januar hat uns Alfred auf dieses Highlight aufmerksam gemacht und damit standen die Ausstellungen „Felix Schoeller Photo Award“ und „Deutscher Friedenspreis für Fotografie“ im Kulturgeschichtlichen Museum / Museumsquartier Osnabrück auch schon auf unserem Plan. Unser Treffpunkt in Steinhagen hat sich für Fahrten über die A33 gen Norden schon bewährt. Dass wir am Samstagvormittag bereits 15 Minuten vor der vereinbarten Zeit vollzählig dort waren, beweist einmal mehr die Vorfreude aller Teilnehmer/innen auf unsere gemeinsamen Ausflüge.
Die Fahrt nach Osnabrück, Parkplatzsuche und der kurze Fußweg bis zum Museumsquartier wurden problemlos und zeitlich kurzfristig erledigt. Im Museumsquartier nahmen uns große Schließfächer alles für einen „unbelasteten“ Ausstellungsbesuch ab. Weil fotografieren bei dieser Ausstellung erlaubt war, haben wir unsere Kameras mitgenommen und ich wollte zusätzlich mein neues „kleines“ Stativ einsetzen. Damit wurde ich jedoch schon im Eingangsbereich aufgehalten, Stativeinsätze waren leider nicht erlaubt. Schade, denn ich hatte mir bei den zu erwartenden, ungünstigen Lichtverhältnissen bessere Fotos durch den Stativeinsatz erhofft.
Von Beginn an fiel die besonders gestaltete Architektur des Museums auf: Außergewöhnliche Raumzuschnitte, unterschiedliche Wandgestaltungen, akzentuierte Beleuchtungen. Das hat mir alles sehr gut gefallen! Schon der erste Eindruck beim Betreten des Ausstellungsbereichs vermittelte die künstlerische Atmosphäre, Wertigkeit und Qualität. Großformatige Fotografien unterschiedlicher Formate, einheitlich in schwarzen Holzrahmen hinter Glas, unterstrichen die gesamte Präsentation. Was mich gestört hat, waren die nicht entspiegelten Glasscheiben vor den Fotografien, die Lichtreflexe der Beleuchtungen und eigenen Spiegelbilder der Fotobetrachter widergaben. So habe ich öfters nach einem Blickwinkel gesucht, um diese störenden Elemente zu minimieren. Auch jetzt noch stellt sich mir die Frage, warum dieses Manko bei einer so hochwertigen Ausstellung, veranstaltet durch die Stadt Osnabrück, nicht durch entspiegeltes Glas reduziert wird. Weil ein Foto durch entspiegeltes Glas etwas „matter“ wirkt, habe ich durch „Nahansicht“ einzelner Aufnahmen einen nachteiligen Einfluss geprüft, letztlich für mich jedoch festgestellt, dass entspiegeltes Glas nur Vorteile für Fotografie und Betrachter mit sich bringen würde. Damit wäre meine Kritik zur Ausstellung jedoch schon abgeschlossen.
Über 10.000 Fotografien wurden von professionellen Fotografen und Berufsnachwuchs aus 113 Ländern zum „Felix Schoeller Photo Award“, einem der höchstdotierten, internationalen Fotowettbewerbe in den Kategorien Portrait, Foto-Journalismus, Modefotografie, Landschaft/Natur, freie/konzeptionelle Fotografie sowie Beste Nachwuchsarbeit eingereicht. Interessante und beeindruckende Fotografien in Schwarz/Weiß sowie Farbe und, ich muss es gestehen, auch einige, zu denen ich keinen Zugang gefunden habe, die mir unverständlich geblieben sind, obwohl ich auch den begleitenden Text der betreffenden Künstler aufgenommen habe.
Meinen fotografischen Favoriten fand ich gleich eingangs der Ausstellung im ersten Foto. In der Kategorie Foto-Journalismus hat Alexey Vasilyev zum Thema „My dear Yakutia“ eine Aufnahme von mehreren gleichartig kostümiert gekleideten Damen aufgenommen, von denen eine scheinbar eine Wolke mit den Fingern berührt. Ein Blick – Zustimmung – und wieder einmal die Erkenntnis, wie leicht es sein kann, ein gutes Foto zu machen, das eine Geschichte erzählt. Das ist natürlich nur meine eigene, subjektive Ansicht, ein anderer kann sich darüber vielleicht nur wundern. So unterschiedlich können Auffassungen sein. Auch die Fotoserie aus der Kategorie „Beste Nachwuchsarbeit“ von Maximilian Mann mit dem Titel „Lake Urmia“ hat mich beeindruckt. Die pastellartig, überbelichtet anmutenden Aufnahmen, die die Umweltkatastrophe des um 80% geschrumpften Lake Urmia im Iran darstellen, spiegeln gleichzeitig die augenscheinliche Sorglosigkeit im Umgang mit dieser Naturkatastrophe.
Aufgrund der umfangreich ausgestellten Fotografien haben sich unsere intensiven Diskussionen zu Motiven, Ausschnitten und Bearbeitungen bei diesem Ausstellungsbesuch in Grenzen gehalten. Wir hatten in den nahezu 3 Stunden Aufenthalt bei der Ausstellung aber dennoch reichlich Gesprächsstoff.
Einen eigenen Ausstellungsbereich gibt es im Museum zum Deutschen Friedenspreis für Fotografie. Neben der Siegerin Johanna-Maria Fritz, der die Jury „eine ganz und gar friedliche Arbeit, die leiser Hoffnung Ausdruck verleiht – und dem politischen Clown eine Stimme“ bestätigt, gab es noch weitere 4 Nominierte, deren berührende Themen von gefallenen Kindersoldaten im Iran/Irak-Krieg, Fragen zum Begriff „Frieden“ und sozialen/politischen Themen in Belfast Stellung beziehen. Ebenfalls zugänglich ist den Ausstellungsbesuchern die Dauerausstellung des Malers Felix Nussbaum, geboren 1904 in Osnabrück, 1944 in Auschwitz ermordet. Nach dem ersten Weltkrieg hat er alle seine Erfahrungen in seinen Bildern festgehalten und auch seine eigene Situation als jüdischer Künstler unter dem nationalsozialistischen Regime reflektiert. Dieser Teil der Ausstellung bildete den Abschluss unseres Museumsaufenthaltes.
Bereits in der Planungsphase zum Ausstellungsbesuch hatte Heinz den Vorschlag zum anschließenden Besuch der Osnabrücker Dampflokfreunde gemacht. Das Wetter war gut, also haben wir keine Zeit verloren und sind direkt zum Gleisbereich der Dampflokfreunde gefahren. Kurz vor der Ankunft haben wir bereits alte (restaurierte) Gebäudeanlagen gesehen, die vom Museum der Osnabrücker Industriekultur genutzt werden. Dort stand zufällig auch ein Oldtimer, ein Opel Olympia aus den Jahren 1953/1954. Ein toller Anblick in dieser Kulisse. Bei den Eisenbahnern angekommen, war der Standplatz des Oldtimers innerhalb von 3 Minuten über eine Brücke wieder zu erreichen und dadurch konnte ich einige Fotos vom alten Opel machen, bevor der Eigentümer mit dem hellblauen Oldtimer davonfuhr. Allein für dieses Auto hätte sich für mich der Ausflug nach Osnabrück gelohnt, aber bei den Eisenbahnern gab es noch einiges mehr zu sehen.
Sehr freundlich wurden wir von den Eisenbahnern empfangen, die mit großem Engagement die ausrangierten Waggons und Zugmaschinen restaurieren und damit niemals wirklich fertig werden. Auf den großen Lagerplätzen, gefüllt mit alten, ausgebauten, großen und kleinen Ersatzteilen, hatten sich Rost und Patina dazu gesellt. Dort lagerten auch über 4 Meter große gusseiserne Säulen mit kunstvollen Ornamenten, die in ihren besten Zeiten große Eingangsportale getragen haben. Vergessene alte Schätze, die dem Verfall trotzen und auch auf dem Boden liegend noch Würde ausstrahlen – und als schöne Fotomotive dienen. Dazu gab es jede Menge interessante Informationen. Dass man sich auf dem gesamten Gelände der Dampflokfreunde frei bewegen darf, ist schon etwas Besonderes. Weil die Arbeit und das Umfeld der Eisenbahner sehr interessant waren, haben wir uns ausgiebig umgesehen und fotografiert, bevor wir uns auf den Weg zum „Coffee Perfect“ gemacht haben, um das Kuchenbuffet zu plündern.
Erneut ein sehr gelungener Tagesausflug, ausgefüllt mit einer guten Fotoausstellung und einem interessanten Besuch bei den Osnabrücker Dampflokfreunden + Bonus durch den 1953er Opel Olympia! Dazu wie immer gute Stimmung und angeregte Gespräche – der Tag hat sich gelohnt!