Der Photowalk zum Steinhuder Meer am vergangenen Sonntag war im Gedächtnis noch intensiv gegenwärtig, da stand bereits die nächste Aktivität vom ExifCafé an: Unser gemeinsamer Besuch der Martin Schoeller Werkschau im NRW-Forum Düsseldorf, die nur noch bis zum 13. September zu sehen ist. Anschließend war unser „Düsseldorf-Erlebnis“ mit eigenen fotografischen Aktivitäten im Medienhafen geplant.
Unseren Starttermin zum Photowalk hatten wir auf 8.30 Uhr gelegt, damit wir den Tag in Düsseldorf nach der Ankunft mit der Photoausstellung beginnen konnten. Ohne größere Störungen waren wir über die Autobahn und mit Svens perfekter Navigation bereits um 10.15 Uhr im Parkhaus, das idealerweise zwischen NRW-Forum und dem Medienhafen lag. Nach einer kurzen Pause mit einer kleinen Stärkung in Rhein-Nähe ging es, bepackt mit Fotorucksack, zum NRW-Forum Düsseldorf, wo wir pünktlich um 11.00 Uhr zu den ersten Besuchern des Tages zählten.
Martin Schoeller, geboren 1968, aufgewachsen in Deutschland, studierter Fotograf, begann seine Karriere 1990 in New York. Heute ist er einer der bekanntesten und gefragtesten Portrait-Fotografen der Welt. Nach seiner Ausstellung „Survivors – Faces of Life after the Holocaust‘, die Ende Februar in der Zeche Zollverein eröffnet wurde, ermöglicht die Werkschau im NRW-Forum Einblicke in sein vielseitiges Schaffen. Sie ist die umfassendste Ausstellung, die von ihm bisher in Deutschland gezeigt wurde. Allein das war schon ein großer Anreiz, sich diese Ausstellung anzusehen.
Das NRW-Forum zeigt Serien aus seinen Arbeiten zu:
- „Hollywood“ – über wohnungslose Menschen, Schoellers sozialpolitischste Arbeit
- „Female Bodybuilders“ – Widersprüche zu extrem körperlicher Arbeit und körperlichen Veränderungen, zu gänzlich fehlender Anerkennung und offener Ablehnung
- „Drag Queens“ – New Yorker Transvestiten, Männer in Frauenkleidung, die sich als Performance inszenieren
- „Identical“ – für die Schoeller Zwillings- und Drillingspaare porträtiert hat
- „Death Row Exonorees“ – für diese aktuelle, noch nicht abgeschlossene Serie, hat er 15 freigesprochene Todeszelleninsassen interviewt und gefilmt
- „Close up“ – die bekannteste Arbeit von Schoeller, mit der er berühmt wurde.
Für „Close up“ wurden hunderte Prominente über den ihm eigenen Stil portraitiert. Alle exakt auf dieselbe Art, mit derselben Ausrüstung, aus derselben Entfernung und immer identischer Lichtsetzung. Nahaufnahmen, denen nichts entgeht und den Portraitierten jede Möglichkeit der bewussten Selbstdarstellung entzieht. Unter den Portraitierten befinden sich Ansichten von Prominenten aus allen Sparten der Wirtschaft, Unterhaltung und Sport, aber auch der Politik. Bemerkenswert ist, dass Martin Schoeller es immer wieder schafft, Zugang zu den Größen und Größten der Weltbühne zu erhalten. Um nur einige Abgelichteten zu nennen: Angela Merkel, Barack Obama, Udo Lindenberg, Rihanna, Michael Douglas, Mike Tyson, Clint Eastwood, Bill Gates, Jack Nicholoson – alles, was Rang und Namen hat, aber es sind auch ganz einfache Menschen des Alltags dabei. Martin Schoeller behandelt alle gleich!
Mich haben besonders die Bilder der Drag Queens begeistert – sehr gut inszeniert und perfekt portraitiert! Insgesamt eine sehr gut ausgestattete Ausstellung mit starken, natürlichen Portraits, die hervorragend präsentiert werden – obwohl einige Exponate ohne Rahmen einfach an die Wand „getackert“ wurden. Der Besuch dieser Werkschau hat sich in jedem Fall gelohnt! Zum Austausch unserer Eindrücke haben wir uns nach der Betrachtung im Foyer des NRW-Forums im „PONG“, der Szene-Gastronomie der Popkultur, zusammengesetzt und schon mal das Angebot an Speisen und Getränken getestet.
Intellektuell und physisch gestärkt waren wir für den nächsten Programmpunkt, den Besuch bei Foto Koch, bereit. Dieter hatte sein besonderes Interesse an einem Weitwinkelzoom für seine neue Kamera im Vorfeld unseres Ausfluges mitgeteilt und genau das wollten wir uns gemeinsam ansehen, mal in die Hand nehmen und auch verbunden mit der Kamera durch den Sucher prüfen. Fotografisches „Spielzeug“ ist immer wieder begeisternd, so auch das 15-30mm f/2,8, das schon ohne Kamera gut in der Hand liegt, aber auch mit fast 1700 € seinen Preis hat. Da dauert die Überlegungsphase etwas länger, aber das „persönliche Kennenlernen“ ist sehr hilfreich für die zu treffende Entscheidung!
Jetzt war die Zeit für eigene Fotografie gekommen: Ziel war der Düsseldorfer Medienhafen, mit Rheinturm und den Gehry-Bauten! Dank Svens zielsicherer Navigation gelangten wir auf direktem Weg durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt, vorbei an der „Kö“, am WDR-Studio und am Landtagsgebäude mit den beleuchteten Wassertreppen, in den Medienhafen. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns und obwohl die Temperatur zwischenzeitlich auf etwa 25 Grad gestiegen war, ließ es sich in Rheinnähe mit leichtem Wind noch gut aushalten.
Der Rheinturm am Anfang des Medienhafens ist das weit sichtbare Wahrzeichen der Düsseldorfer Rheinkulisse. Unter dem Rheinturm zu stehen und nach oben zu blicken, ist schon eine besondere Perspektive! Nur einen Steinwurf vom Rheinturm entfernt steht im „Neuen Zollhof“ das 1999 eingeweihte Gebäudeensemble, das nach seinem Architekten Frank Gehry als die „Gehry-Bauten“ bekannt ist. Die drei Hauskomplexe im ähnlichen Stil, zeigen weder Sockel noch Gesimse, die vielen Fenster in den Bauten sind zwar waagerecht, jedoch nicht plan zur Fassade, sondern in versetzten Winkeln integriert. Die Fassaden der drei Bauten bestehen aus gänzlich unterschiedlichen Materialien. Der weiße Bau ist aus weißem Kalksandstein, der direkt daneben stehende, mittlere Bau ist komplett mit silberglänzenden Edelstahlplatten verkleidet und die Fassade des dritten Gehry-Baus besteht aus roten Klinkern. Besonders auffällig am weißen und metallverkleideten Bau sind die Krümmungen der Fassaden mit gewellten, fließenden Oberflächen. Der rote Klinkerbau dagegen weist seine Krümmungen geradlinig aus. Das kleinere, „metallisierte“ Gebäude steht bewusst in der Mitte, damit sich die beiden anderen Bauten darin spiegeln. Motive zum Niederknien! Darum haben wir uns auch Zeit genommen, diese architektonischen Meisterleistungen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und zu fotografieren. Schöne Kontraste zum blauen Himmel mit weißen Wolken, überraschende Spiegelungen und Reflexe in den Fenstern und Metallverkleidungen.
Über die nahe gelegene, holzbeplankte Brücke erreichten wir die gegenüberliegende Landzunge, auf der das imposante Gebäude des Hyatt Regency Hotels dominiert. Von der erhöhten Spitze dieser kleinen Landzunge hat man einen weiten Blick aus der Entfernung auf den Rheinturm und die Gehry-Bauten, auf die Rheinkniebrücke und die dahinter liegenden Oberkassler- und Theodor-Heuss-Brücken. Auch von hier aus gibt es eine Fülle von interessanten Motiven, die allemal ein Foto wert sind!
Nach so viel Aktivität war es irgendwann an der Zeit, unseren Kalorienhaushalt zu regeln. Dabei war unsere Flexibilität gefragt, nachdem die gewünschte Currywurst nicht in Reichweite gefunden wurde. Aber ein schöner Platz mit Blick auf den Rhein und die gut gelaunten Abend-Spaziergänger hat uns überzeugt, dass Pizza und kühle Getränke durchaus eine gute Abwechslung sein können.
Dank des zentral gelegenen Parkhauses waren wir nach unserer abendlichen Pause schnell bei unserem Fahrzeug. Auf dem Rückweg hatten wir nach diesem ereignisreichen Tag wieder reichlich Gesprächsstoff, darum hat uns auch ein kurzzeitiger Stau auf der Autobahn nicht sonderlich gestört. Gegen 20.00 Uhr waren wir wieder am morgendlichen Ausgangspunkt unseres Düsseldorfer Photowalks angekommen. Mit vielen interessanten Eindrücken von der Martin Schoeller Werkschau und tollen Ansichten des Düsseldorfer Medienhafens – und dem Wunsch, dieses Ziel demnächst noch einmal zu besuchen!