Stillstand hat es auch während der intensivsten Corona-Zeiten im ExifCafé nie gegeben, über unsere Online-Phototalks haben wir uns regelmäßig ausgetauscht und unser Forum war durchgängig geöffnet für Fotobeiträge, Fragen und Antworten, Tipps und alle anderen Themen zur Fotografie.
Am Freitag, vor unserem geplanten Ausstellungsbesuch ’Polarnight’ mit Fotografien von Esther Horvath in Oldenburg, stand noch unser Online-Phototalk-Termin, der erneut interessante Themen bot. Der Abend begann als ‚Dunkelstunde‘. Die Ergebnisse der Hausaufgabe ‚Lowkey‘ erforderten gedämpfte Lichtverhältnisse, um die unterschiedlichen Grautöne auf dem Monitor besser erkennen zu können.
Als das Thema ‚Lowkey‘ ausgegeben wurde, habe ich sofort an ein bereits bestehendes Foto von meinem Enkel Leon gedacht. Aber eigentlich wollte ich ein neues Lowkey-Foto erstellen, ein Schwarz/Weiß-Portrait von Leon und mir. Alle Vorbereitungen waren getroffen, die Kamera auf dem Stativ, aber mein Hauptdarsteller fiel sehr kurzfristig krankheitsbedingt aus. So musste ich doch auf meine Archivaufnahme zurückgreifen, die Leon auf einem Strohballen in einem alten Heuschuppen zeigt. Nur zwei kleinere Fenster spendeten Seitenlicht und durch die fast geschlossene Schuppentür fiel etwas Licht von vorn auf sein Gesicht. Die Umwandlung in Schwarz/Weiß steigerte die Bildwirkung, dieses Foto mag ich sehr gerne!
Alfred hat sich fotografisch für eine Pflanze entschieden und die Ausarbeitung ebenfalls in Schwarz/Weiß vorgenommen. Ich denke, es ist Wiesen-Bärenklau oder Schafgarbe. Mit Lichtquellen von oben und schräg hinten und den gesetzten Abschattungen kommen die Strukturen der ca. 50 Zentimeter großen Pflanze sehr gut zur Geltung. Pflanze pur, nur Strukturen vor schwarzem Hintergrund! Trotz des großen Pflanzenumfangs und unterschiedlichen Ebenen der Blütenstände ist alles knackscharf. Mit einem 100er Makroobjektiv hat er bei seinen Versuchen bis Blende 32 abgeblendet.
Dieter hat sich erneut richtig Arbeit mit seiner Lowkey-Aufnahme gemacht. In einen großen Karton wurde ein passender Ausschnitt für einen kleinen LED-Baustrahler geschnitten, so dass das Leuchtfeld exakt hineinpasste. Die gegenüberliegende Kartonseite wurde nahezu gänzlich ausgeschnitten und mit farblosem Transparentpapier bespannt, um das harte LED-Licht des Baustrahlers diffus zu zerstreuen. Etwa ein Drittel der transparenten Fläche wurde vertikal, mittig durch einen schwarzen Streifen abgedeckt, so dass das Licht nur noch links und rechts durchschien. Vor der schwarzen Abdeckung platzierte Dieter ein Sherryglas auf einem kleinen, schwarzen Sockel. Durch die mittig getrennte Lichtquelle werden nur die Außenkanten von Glaskörper und Stiel betont, andere Bildteile schluckt der schwarze Hintergrund. Um Spiegelungen der eigenen Person und Kamera im Glas zu vermeiden, wurden schwarze Kleidung und schwarze Tücher genutzt. Lohn für den Aufwand war ein gutes Bildergebnis!
Sven hat passend dazu die richtige Weinflasche abgebildet. Er wollte durch die Lichtsetzung die Betonung des vertikalen Schriftzuges auf dem Etikett erreichen und zusätzlich noch die Flaschen-Außenkonturen darstellen. Positioniert wurde die Flasche auf einer schwarzen Hohlkehle, beleuchtet wurde sie von zwei Striplights – eines von links vorne für den vorderen Reflex, eines von rechts hinten für die Betonung der Kontur. Wie auch Dieters Foto eine edle Ansicht, die in jedem Katalog Kaufanreize setzen würde. Zur Darstellung seiner Arbeitsweise hatte Sven noch ein MakingOf-Video produziert, in dem Set und Lichtsetzung visualisiert wurden.
Heinz hatte sein Lowkey-Foto bei den Nachtaufnahmen an der Möhne-Talsperre erstellt. Mit im Bild sind der Mond, das kleine Haus auf der Staumauer und deren Spiegelungen im Wasser. Den Horizont bilden viele Bäume, die vom Mond einen Lichtsaum erhalten haben. Um den Mond bis zur Erde, bzw. Wasser der Talsperre dehnt sich ein helleres, dreieckiges Lichtfeld aus. Aufgenommen wurde das Bild mit 35 Millimeter Brennweite, offener Blende, ISO 100 und 35 Sekunden Belichtungszeit. Eine Ansicht zur intensiven Betrachtung, bei der erst nach und nach die Bildinhalte deutlich werden.
Inge hat nach dem Setaufbau durch Sven wieder die Gelegenheit genutzt und kurzerhand noch vor ihm Ihr Foto gestaltet. Manchmal ist es so einfach: Inges Lowkey-Bild könnte auch ein gutes Beispiel für Monochrom sein. Abgelichtet hat sie einen schwarzen Faszien-Ball vor schwarzem Hintergrund bzw. einer Hohlkehle. Der Ball selbst hat kleine Strukturen, über die sich die fantastische Schärfe über die gesamte Ansicht erkennen lässt. Lichtsetzung von links hinten. Set und Motiv führten automatisch zu einer Ansicht in Grautönen. Schöne Tonwerte und sanfte Übergänge beweisen, dass Lowkey-Aufnahmen nicht komplett dunkel sein oder überwiegend schwarze Bildanteile enthalten müssen.
Bei der Diskussion über die verschiedenen Beleuchtungstechniken und -möglichkeiten, wurden als Tipp für günstige Aufheller/Abschatter großflächige Styroporplatten genannt, die auf einer Seite weiß bleiben und anderseitig zur Abschattung mit schwarzer Sprühfarbe bearbeitet werden können.
Anschließend gab der Fotoausflug vom 17. Juli 2021 zur Talsperre am Möhnesee Anlass, einen kleinen Rückblick zu halten. Ziel des Ausflugs war das Fotografieren der Milchstraße, die in dieser Nacht einen Blick auf das galaktische Zentrum bieten sollte. Dazu hatten Heinz und Dieter im Forum bereits einige Fotos mit Sicht auf die Milchstraße eingestellt, die mit Informationen zur Entstehung besprochen wurden. Dass um 23.00 Uhr die Außenbeleuchtung der Talsperre abgeschaltet wurde, fand bei den Fotografen keinen Beifall, allerdings sorgten der helle Mond und entsprechend lange Belichtungszeiten noch für interessante Aufnahmen. In diesem Zusammenhang wurden auch die Berechnungen zu den erforderlichen Belichtungszeiten für die Milchstraßenfotografie erörtert. Abhängig von Kameratyp, Brennweite und Blende wird die längste Belichtungszeit ermittelt, die noch die punktförmige Ablichtung der Sterne zulässt. Letztlich wird mit der ISO-Einstellung das gewünschte Bildergebnis abgestimmt. Wieder etwas Grundlegendes gelernt!
Um den 7. August 2021 ist Neumond-Zeit, damit also sehr wenig störendes Restlicht am Himmel. Laut Photopills wird an der Möhne-Talsperre die Michstraße mit dem galaktischen Zentrum eine bestmögliche Ansicht bieten. Vielversprechende Voraussetzungen, um einen erneuten Anlauf zum Fotografieren der Milchstraße zu starten. Um den Vordergrund in die Sternenaufnahmen mit einzubeziehen, gibt es nicht nur gute Ideen, sondern auch schon einige bereitgestellte Hilfsmittel! Bleibt zu hoffen, dass es in der betreffenden Zeit klare Nächte gibt.
Über Sven erreichten uns Grüße von Benny Rebel. Auf seiner aktuellen Frankreich-/ Camargue-Reise hat Benny ca. 12.500 Bilder aufgenommen. Im September stehen Tansania und Kenia auf seinem Reiseplan. Danach wird er wieder einmal bei uns im ExifCafé zu Gast sein, um uns von seinen dann zurückliegenden Reisen zu berichten! Das wird wieder ein besonderes Treffen mit spannenden Geschichten und ganz besonderen Fotografien!
Urlaub ist immer etwas Schönes! Vor allem dann, wenn es für Landratten mal wieder an die See geht, wo andere Motive locken. Ich war Anfang Juni für eine Woche in Burhave an der Nordsee. Wenn auch eine sehr ruhige Gegend, so ist Fedderwardersiel mit seinem Kutterhafen und dem Stand für die besten Fischbrötchen an der Küste immer ein Ziel. Auf den angrenzenden Salzwiesen kann man stundenlang an der Wasserlinie entlang laufen, die vielen Wasservögel beobachten oder auch ganz entspannt aufs Wasser, Kutter und Containerschiffe oder Watt schauen. Hervorragendes Wetter hat uns an allen Tagen bei unseren Ausflügen nach Fedderwardersiel, Langwarden, Tossens, Eckwarderhörne und Blexen begleitet. Mit einigen Bildern dazu habe ich unsere Fotogemeinschaft an unseren Urlaubsansichten teilhaben lassen.
Wie kann man in einer Langzeitbelichtung einen ’unruhig‘ auf dem Wasser schwimmenden Kutter scharf abbilden? Gute Frage! Sven gab uns eine Antwort dazu. Zur Darstellung nutzte er Bilder, die er für ein Timelapse aufgenommen hat. Die Aufnahme der 600 Einzelbilder für das Timelapse (Belichtungszeit jeweils mit 1/50 Sek.) dauerte etwa 40 Minuten. Aufgenommen wurden weitestgehend der Strand, die auslaufenden Wellen und Wolken. Ab und zu durchquerten jedoch auch einzelne Strandspaziergänger die Szene. Etwa 135 Bilder davon lud Sven als Stapel in Photoshop, erstellte daraus ein Smartobjekt und ließ den Mittelwert errechnen. Nach der Auswahl eines Einzelfotos mit einer Person an der gewünschten Position, wurden die beiden Fotos einfach per Maske überblendet. Finales Bild: Langzeitbelichtung von Strand, Wasser und Wolken mit scharf abgebildeter Person. Ein perfektes Ergebnis! Damit wir die einzelnen Schritte noch einmal in Ruhe nachvollziehen können, hat Sven uns bereits wieder das entsprechende Photoshop-Tutorial in unserem Forum bereitgestellt.
Um uns mal wieder vollends für Photoshop zu begeistern, gab es noch einen Einblick in die Funktion einiger Werkzeuge zum ’Aufräumen’ eines Fotos. Aufgeräumt wurde in diesem Fall ein Foto des Preußenhafens mit Mohrkran in Lünen. Mit dem Bereichsreparaturpinsel, dem Reparaturpinsel (…ist intelligenter als es sich anhört!), dem Ausbessern-Werkzeug, Stempelwerkzeug, Polygonlasso und inhaltsbasierter Füllung leistete Sven innerhalb kurzer Zeit ganze Arbeit. Eine ganze Putzkolonne vor Ort wäre noch heute damit beschäftigt! Aber Achtung: Nicht alle Fotos müssen oder sollten derart bearbeitet werden! Bilder, die dokumentarischen Zwecken dienen, sollten niemals durch digitale Säuberungen verfälscht werden!
Dieser Online Phototalk beinhaltete einiges an Lehrinhalten zu Lichtsetzung, kreativer Szenengestaltung für Lowkey-Aufnahmen und Photoshop-Tipps zu unterschiedlichen Korrekturen beim Entfernen/Ersetzen störender Bildinhalte. Das war sehr interessant. Schlimm ist nur, dass das alles so einfach in der Bearbeitung aussieht. Aber wenn man weiß, an welcher Stelle, mit welchem Werkzeug, wie intensiv bearbeitet werden kann, dann ist ja auch alles plausibel und einfach, dann muss man nur noch wissen, was man will. Aber wir vom ExifCafé arbeiten ja daran!