Momentan reihen sich die Aktivitäten im ExifCafé zeitlich eng aneinander: Nur zwei Tage nach unserem letzten Online-Phototalk am 17. September 2021 besuchten wir am 19. September 2021 die Ausstellung ‚Queen – The Neal Preston Photographs’ im Maximilianpark in Hamm, am 23. und 24. September 2021 waren wir in Hamburg auf der Photopia und danach bis in die Nacht in Hamburg unterwegs, um einige der unzähligen Attraktionen dieser Stadt im Lichterschein zu fotografieren. Bei unserem aktuellen Online-Phototalk waren wir deshalb gespannt, ob es bereits erste fotografische Ergebnisse zu sehen gab.
Gefreut haben wir uns sehr über weiteren Zuwachs im ExifCafé, nach Theresa aus Rastede begrüßen wir jetzt auch Franz Josef aus Hatten bei Oldenburg, den wir jedoch alle ‚Jupp‘ nennen. Damit sind unsere Nordlichter aus Oldenburg und Umgebung nun schon zu viert. Mit zunehmender Userzahl im ExifCafé wächst auch unser Know-how und über andere Ansichten und Ansätze erhält auch die Kreativität unserer Gemeinschaft neue Impulse.
Mit Svens Information im Board zu einer möglichen Gesangseinlage konnte ich nicht wirklich etwas anfangen, bis wir erfuhren, dass Kathi ihren Geburtstag feierte. Den Gesang haben wir uns dann doch verkniffen, aber die guten Wünsche aller ExifCafé-User begleiten Kathi in ihrem neuen Lebensjahr! Dass sich Kathi trotz Geburtstagsfeierlichkeiten etwas Zeit für unseren Phototalk genommen hat, hat uns besonders gefreut.
‚Spiegelungen‘ war das Thema zur freiwilligen Teilnahme an unserer Photo-Challenge zum Phototalk. Gestartet wurde die Präsentation mit einer Langzeitbelichtung von Heinz, die er bei seinem letzten Hamburg-Besuch vom Spiegelgebäude gemacht hat. Dieses Mal nicht direkt von der Oberhafenbrücke, die durch den Verkehr immer etwas vibriert, sondern rechts vom Zugang zur Brücke, auf festem Boden. Als Wortspiel zum Aufgabenthema ist das Motiv vom Unternehmenssitz des Magazins ‚Der Spiegel‘ an der Ericusspitze in Hamburg bestens geeignet. Über die von Heinz gewählte Perspektive und aufs Wesentliche reduziert – also in Schwarz/Weiss – zeigt sein Bild das 13 Stockwerke hohe Spiegel-Gebäude von der markanten Seite. Die architektonische Form der riesigen, vertieften Glasfassade soll den Rahmen um die ca. 1100 Spiegel-Mitarbeiter darstellen, die das Gebäude erstmals im September 2011 bezogen. Bei der Aufnahme zeigte sich das Wetter Grau in Grau, was den Himmel in eintönigem, nicht strukturiertem Grau darstellt. Trotz Wind ist die Spiegelung des vom Wasser umgebenen Gebäudes grandios. Tolle Kontraste in der Fassade, gute Schärfe – sehr gelungen!
Ist zwar schon etwas länger her, aber Alfred ist für seinen Foto-Beitrag weit gereist! Seine Spiegelung hat er in den USA, in Manhattan, New York, abgebildet: Die vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen aufgestellte Bronzeskulptur ‚Sphere Within a Sphere‘ des italienischen Bildhauers Arnaldo Pomodoro, ein Geschenk Italiens an die Vereinten Nationen. Zu sehen ist in einer aufgeplatzten Kugel eine andere geöffnete Kugel, beide im Inneren von unterschiedlich starken Streben und zahnradähnlichen Elementen gehalten. Eine Sicht, die man vielleicht als ‚Was die Welt zusammenhält‘ deuten könnte. Aus der Originalaufnahme hat Alfred eine dreiteilige Collage im quadratischen Format erstellt, in der das Mittelstück am Platz verblieb, die Kugelseiten links und rechts jedoch die Plätze tauschten. Über den Rahmen der fast formatfüllenden Kugelteile hinausgehende Bereiche wurden durch digitale Bearbeitung unscharf gestaltet. Eine gänzlich neue Ansicht der Skulptur, die vom Betrachter erst einmal gedanklich erfasst werden muss. Kreativer, eigenwilliger Ansatz, aber die Welt ist nun mal kompliziert!
Silvia hat uns Spiegelungen vom Sommerurlaub aus Venedig mitgebracht. Die Teilansicht einer maroden Hauswand im Kanalwasser, die sich den Umgebungsbedingungen bereits ergeben hat. Auch der abgebildete Holzknebel, der weiteren Mauerverfall verhindern soll, wird nicht lange wirklich helfen können. Über einem kleinen Torbogen zeugt ein verwitterter, steinender Kopf von ehemals besseren Zeiten. Auf den Fenstersimsen holt sich die Natur mit wild wachsenden Pflanzen allmählich, aber stetig ihren Anteil zurück. Die sich im Wasser spiegelnde Hauswand zeigt ebenfalls nur den mürben Zustand. Tristesse – mit entsättigten, harmonischen Farben. Einerseits schön, andererseits stimmt es nachdenklich, weil sich der Betrachter fragt, wie lange Venedigs alte Bausubstanz noch standhält. Ein weiteres Bild von Silvia, ebenfalls aus Venedig, fällt durch Komposition und malerischen Eindruck auf. Realität und Spiegelung ergänzen sich zu einer neuen Ansicht. Weiche, aquarellartige Farbtöne geben den einzelnen abgebildeten Bauteilen und Motivinhalten ihre Eigenständigkeit und lassen sie dennoch zur harmonischen Gesamtansicht verschmelzen. Ein Bild, das jeden Betrachter länger bindet, um die Stimmung aufzunehmen und Inhalte zu differenzieren. Sehr gut gesehen, Silvia, und toll umgesetzt! Wenn wir Dich in der Vergangenheit schon öfter unser ‚Kreativmonster‘ genannt haben, dann ist damit unsere Anerkennung Deiner Ideen und die Art Deiner fotografischen Umsetzung gemeint.
Dieter hat auf dem Gelände der Schüco-Arena, dem Stadion der Fußball-Bundesliga-Mannschaft Arminia Bielefeld, eine Tribünenrückseite fotografiert, die in den Fensterflächen eines rechtwinkligen Anbaus ihre spiegelbildliche Verlängerung findet. Darüber hinaus hat sich Dieter über die Bearbeitung mit Adobe Photoshop an die Entfernung störender Elemente gemacht und seine Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Adobe Photoshop und Adobe Lightroom erweitert. In einem weiteren Spiegelbild war Dieter selbst sein Motiv bei einem Blick aus dem Fenster. Die spiegelnde Fensterscheibe wurde vor der Auslösung mit einer schwarzen Plexiglasscheibe von ihnen abgedunkelt, um den ansonsten durch das Fenster sichtbaren Wohninnenraum auszugrenzen. Der originale Dieter und auch sein Spiegelbild heben sich schön vom dunklen Hintergrund ab. Für ordentlichen Kontrast sorgt auch noch sein weißes T-Shirt – aber nichts überstrahlt!
Sven stand unter Zeitdruck, wollte aber dennoch einen Betrag zum Thema erstellen. Sein Motiv bestand aus einem hochglänzenden Messer, mit dem er unser Thema ins Gegenteil kehrte und die Umgebungsspiegelungen ausblendete. Seinen Aufbau dazu hat er uns in einem MakingOf-Video gezeigt: Schwarze Plexiglasplatte, auf dem das Messer positioniert wurde, Focus auf das Markenlogo, das auf dem unteren Drittel der Schneide gelasert ist. Die auf dem Tisch liegende Plexiglasfläche wird durch eine im spitzen Winkel angelegte Milchglasscheibe abgedeckt, durch die der gebündelte Lichtstrahl einer Snoot auf das Motiv fällt. Auf der verchromten Messeroberfläche ist keine Spieglung erkennbar, das Markenlogo ist scharf abgebildet. Insgesamt wirkt die Oberfläche des Messers matt, was wahrscheinlich durch die Spiegelung der Milchglasscheibe zustande kommt. Eine Demonstration mit Lerninhalt, von der wir wieder einiges mitnehmen!
Eigentlich wollte ich eine aufgenommene Spiegelung von unserem kurzfristig zurückliegenden Hamburg-Aufenthalt einreichen, letztlich habe ich mich jedoch selbstkritisch dagegen entschieden, weil neben der wirklich tollen Spiegelung eines Hochhauses in einer gegenüberliegenden Glasfassade viel zu viel störendes Beiwerk mit abgebildet war. Darum habe ich auf eine ältere Aufnahme aus den Rieselfeldern zurück gegriffen, auf der sich das kleine, alte Wohnhaus am Teich mit der umliegenden Landschaft bei schöner Bewölkung und spiegelglatter Wasseroberfläche doppelt. Ich weiß es ja, dass ich befangen bin, wenn es um die Rieselfelder geht, aber dieses Bild mag ich sehr!
Das Thema ‚Spiegelungen‘ zeigte wieder interessante, sehenswerte Ergebnisse. Die Betrachtungen der unterschiedlichen Motive und Herangehensweisen machen immer wieder viel Spaß, begleitet von Inspiration und Lerneffekt!
Spitze waren auch die Aufnahmen, die Heinz uns noch von seinem kurzen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt hat. Eine Langzeitbelichtung vom sich drehenden Riesenrad in Kühlungsborn und die silhouettenartige Ansicht von sehr großen Bäumen, die nur in der Krone belaubt sind, mit einer neben einer Bank stehenden Person und einem fast übergangslosen Horizont zum Himmel. Auch die Aufnahme vom Steg am Badesee vom Steinhuder Meer – spitzenmäßig! Wir dürfen sehr gespannt sein, mit welchen Aufnahmen Heinz sein Jahrbuch 2020 ausstattet, das aktuell in Arbeit ist.
Danach war natürlich die Photopia in Hamburg ein Gesprächsthema. Mit großer Zustimmung wurde der Start der neuen Foto-Messe und damit der auch der Mut und das Engagement der Initiatoren begrüßt, weil damit alle Fotografie-Interessierten nach dem Wegfall der Photokina jetzt wieder eine jährliche Anlaufstation haben, auf der die Neuheiten und Entwicklungen der internationalen Fotoindustrie gebündelt betrachtet und in die Hand genommen werden können.
Weil Corona nach wie vor ein bestehendes Thema ist, hatten die Messeveranstalter wirksame Sicherheitsvorkehrungen durch Besucher-Zeitfenster und intensive Einlasskontrollen eingerichtet. Obwohl allgemein hohes Besucherinteresse vorausgesetzt wurde, konnte jedoch niemand wissen, wie stark das Aufkommen tatsächlich sein würde. Die Aussteller waren einem finanziellen Risiko ausgesetzt, falls es nach kostenintensiven Messevorbereitungen und hohen Standkosten (1 m² = 190,00 €) doch zu einer coronabedingten Absage gekommen wäre. So war es nicht verwunderlich, dass viele Aussteller sehr vorsichtig an die Planung und Teilnahme zur neuen ‚Photopia‘ herangegangen sind. Renommierte Kamerahersteller, wie zum Beispiel Nikon und Sony, hatten ihre Teilnahme an der Messe auf einen ca. 100 m² großen Messeauftritt begrenzt. Leica hatte sich etwas größer positioniert und Canon war der Platzhirsch mit einem gewohnt großen Auftritt. Aber Canon hatte mit der R3 ja auch eine absolute Neuheit zu bieten. Sigma zeigte seine Produkte auf weniger als 30 m² Ausstellungsfläche. Erstaunlich, aber auch verständlich. Die angebotenen Vorträge namhafter Fotografen wurden am Eröffnungstag (während unseres Zeitfensters) nur mäßig besucht. Damals, vor Corona, war das anders! Aber das Ambiente in den beiden Messehallen war gut. Mit den aufgestellten und teilweise bis zur Hallendecke mehrfach gestapelten Containern hatte man dekorativ echtes Hamburg-Feeling geschaffen.
Der Anfang einer neuen Foto-Messe ist damit gemacht. Es war nicht spektakulär und manche erhoffte Überraschung blieb aus. Aber dafür gibt es verständliche Gründe. Im nächsten Jahr werden sich die Bedingungen – hoffentlich auch ohne Corona-Einschränkungen – für eine deutliche Steigerung der Messeinhalte nach diesem positiven, wenn auch verhaltenen Start, gravierend verbessern. Und dann sind auch alle von uns erwarteten Aussteller mit wachsender Präsenz wieder dabei! Hamburg wird dafür in jedem Fall bereit sein!
Ein weiteres Thema war die Frage zur Belichtung nach dem Zonensystem. Wenn auch die Methode durchaus bekannt ist, wird sie in unseren Reihen kaum mehr angewendet. Da wir aber nun schon beim Thema ’Belichtung’ waren, widmeten wir uns nach der angeregten Diskussion zum Zonensystem den Belichtungsreihen. In unserem Forum kam im Vorfeld bereits der Wunsch auf, auf die richtige Vorgehensweise und die entsprechende Bearbeitung einzugehen. Sollte der Dynamikumfang der Kamera für die Aufnahme eines Motivs nicht ausreichen, verliert man entweder Zeichnung in den Lichtern oder den Tiefen. Möchte man dies umgehen, ist eine Belichtungsreihe mit anschließender Verrechnung der Bilder durchaus eine Option. Beim sogenannten ’Bracketing’ wird jeweils auf die Mitteltöne, auf die Tiefen und auf die Lichter belichtet. Die einzelnen Aufnahmen werden dann miteinander verrechnet, so dass in allen Bereichen des Motivs Zeichnung zu erkennen ist. Die Beachtung des Histogramms ist bei der Erstellung der Belichtungsreihe eine wertvolle Hilfe. Sven hat uns anhand von zwei verschiedenen Belichtungsreihen die Verrechnung der zusammengestellten Einzelaufnahmen jeweils über Adobe Photoshop und Adobe Lightroom Classic gezeigt. Ist gar nicht so schwierig, die Ergebnisse sind jedoch erstaunlich.
Viele Kameras enthalten auch eine interne HDR-Funktion, bei der die Kamera die entsprechenden Aufnahmen macht, diese direkt in miteinander verrechnet und das Ergebnis als JPG-Bild ausgibt. Das Verrechnungsergebnis über Adobe Photoshop mit einer TIF-Datei oder Adobe Lightroom Classic mit einer DNG-Datei bieten jedoch zusätzlich umfangreiche weitere Bearbeitungsmöglichkeiten. Brauchbare Belichtungsreihen, wie auch die kamerainterne HDR-Funktion, sollten jedoch nur über eine stabile Stativnutzung erstellt werden, weil die Einzelaufnahmen absolut deckungsgleich für die Verrechnung erstellt werden müssen. In diesem Zusammenhang wurden bereits die nächsten Ziele zur Erstellung von Belichtungsreihen erwähnt, wobei der Waltershofer Damm in Hamburg, an dem die großen Containerschiffe entladen werden, ganz oben auf der Liste steht. Die Ansichten der Containerschiffe und Krananlagen mit vielen Lichtern bei einsetzender Dunkelheit sind einzigartig!
Datensicherung ist ein Thema, das für viele erst dann existiert, wenn bereits Datenverlust stattgefunden hat. Die Wiederherstellung der Daten ist oftmals nicht oder nur über immensen Zeiteinsatz und/oder größeren Kostenaufwand möglich. Wer vorsorgt, ist mit dem Einsatz eines NAS (Network Attached Storage), auf dem die Daten in einem RAID-System verwaltet werden können, einem zusätzlichen Backup und einer dezentralen Datenauslagerung auf der sicheren Seite. Weil Sven aktuell über sein NAS mit acht Slots, von denen sechs Slots bestückt sind, die Meldung zu einer fehlerhaften Festplatte erhalten hat, demonstrierte er uns den Austausch der defekten Platte und die Einbindung der neuen Festplatte im laufenden Betrieb des NAS. Weil die Festplatten in seinem NAS seit ca. sechs Jahren im Dauereinsatz betrieben werden, tauscht Sven vorsorglich alle Festplatten aus. Die Anschaffung eines NAS-Gerätes und die Bestückung mit mindestens zwei Festplatten bedeuten finanziellen Aufwand. Wem seine gespeicherten Daten jedoch wichtig sind, der kann auf ein gewisses Maß an Schutz vor Datenverlust vertrauen und je nach Typ und Einrichtung von jedem externen Standort mobil auf seine Daten zugreifen.
Zum Abschluss unseres Phototalks erfolgte noch ein kurzer Ausblick auf die nächstmöglichen gemeinsamen Aktivitäten im ExifCafé: Bis zum 24. Oktober 2021 zeigt Jürgen Michael Walter Kemper noch seine Ausstellung ‚Verlassene Orte – Vergessene Orte?‘ mit über 40 Fotografien von Lost Places im Kreismuseum Wewelsburg in Büren. Heinz ist mit dem Fotografen seit langen Jahren bekannt, eventuell können wir ihn bei einem Ausstellungsbesuch sogar treffen. Die ‚World Press Photo’-Ausstellung ist im Kulturort Depot in Dortmund noch bis zum 17. Oktober 2021 zu sehen. Am 9. Oktober 2021 werden wir daher nach Dortmund fahren und uns traditionell die aktuellen Bilder anschauen. Die Ausstellung ‚Andreas Gursky – Fotokunst aus vier Jahrzehnten‘ in der Küppersmühle in Duisburg ist vom 9. September 2021 bis zum 30. Januar 2022 zu sehen. Diese Ausstellung werden wir uns in jedem Fall ansehen, allerdings haben wir dazu noch etwas Zeit.
Auch wenn der Herbst und damit die dunklere Jahreszeit schon begonnen hat, werden wir uns im ExifCafé kaum auf Winterschlaf einrichten wollen. Es gibt auch noch so viele Fotos aus den zurückliegenden Wochen zu sichten, zu bearbeiten – und zu zeigen! Der gemeinsame Spaß im ExifCafé geht also ununterbrochen weiter!