Jeder Online-Phototalk im ExifCafé hat so seine eigene Dynamik. Die Damen des ExifCafés hatten sich aufgrund anderweitiger Vorhaben abgemeldet, zu diesem Online-Phototalk hatte sich also eine reine Männerrunde vor den Monitoren versammelt. Kurz nach der Feststellung, dass es allen Teilnehmern gut geht, waren wir per Schnellstart auch schon im Diskussionsmodus.
Zu diskutieren gab es eine Menge Neuigkeiten: Das neue Betriebssystem von Apple, MacOS Monterey, steht zur Verfügung, aktualisiert mit einigen neuen Features. Einige vorab angekündigte Features sind noch nicht integriert, werden aber wahrscheinlich mit dem nächsten Update zur Verfügung gestellt. Der neue iMac wurde in der letzten Keynote noch nicht erwähnt, wird aber hoffentlich bald auf den Markt kommen. Bei einigen ExifCafé-Usern steht der neue iMac auf dem Bedarfszettel, wie auch das neue MacBook Pro mit dem neuen Prozessor. Noch sind nicht alle technischen Daten zum größeren iMac vollständig bekannt, so bleibt abzuwarten, ob man den Arbeitsspeicher zukünftig noch selbst aufrüsten kann oder ob dieses Detail nur noch über Apple bei der Konfiguration – mit deutlichem Preisaufschlag – berücksichtigt werden muss. Wer sich für ein kleineres Display entscheidet, der kann eventuell im kommenden Jahr auch einen separaten, größeren Monitor mit Retina-Display von Apple bestellen.
Heinz überraschte uns – wieder einmal! – mit der Info, dass er sich ein neues Objektiv zugelegt hat. Ein Sigma Zoom 18-50mm mit 2.8er Lichtstärke für seine Leica L mit APS-C-Sensor. Sigma hat dieses Objektiv, das mit seiner kompakten Größe nur 290 Gramm wiegt, komplett neu konstruiert. Die in einem Vorstellungsvideo gezeigte gute Abbildungsleistung und besonders die Naheinstellgrenze von nur 18mm sind schon außergewöhnlich. Gesehen, für gut befunden und sofort bestellt. Nicht gerechnet hatte er damit, dass das Objektiv auch so schnell geliefert wurde, weil aufgrund fehlender Bauteile Engpässe in der Produktion und erheblich längere Lieferzeiten an der Tagesordnung sind. Im schlimmsten Fall kann man davon ausgehen, dass mit den Waren, die heute im Verkaufsregal stehen, das Weihnachtsgeschäft erfolgt. Sind die bestehenden Warenbestände verkauft, ist der Nachschub oftmals in Frage gestellt.
Eine kurze Nachricht am Rande, die jedoch äußerst erfreulich ist: Instagram-Beiträge wurden in der Vergangenheit weitestgehend über Handys erstellt, seit neuestem sind Beitragseinstellungen aber direkt über den PC möglich. Mit dieser Erweiterung wird Instagram wahrscheinlich viele neue Nutzer mobilisieren.
Unser Schnellstart mit den vorstehenden Infos und dazugehörigen Erläuterungen hat die Präsentation der fotografischen Ergebnisse zur Challenge-Aufgabe ’Setzt eines eurer fotografischen Lieblingsstücke spannend in Szene’ auf den zweiten Programmpunkt im ExifCafé verdrängt.
Uwe hat ein Bild vom Vorderrad seines Fahrrades eingereicht. Eine Teilansicht des sich drehenden Vorderrades mit Ansichten der Scheibenbremsen, hydraulischen Federdämpfer und anderen technischen Details. Weil Uwe die Aufnahme mit einem zusätzlichen Blitz durchgeführt hat, sind die Speichen im kurzen Blitzlicht im sich sichtbar drehenden Rad ’eingefroren’ bzw. scharf abgebildet. Ein Bild mit Dynamik und starken Kontrasten – metallisch gut!
Dieter hatte sein Lieblingshemd fotografiert. Weiß, gemustert mit schmalen, blauen Linien, die kleine Quadrate bilden, und verstärkten Manschetten. Schön gebügelt und gefaltet, mit korrekt eingesetzter Krawatte in dunkelblau mit weißen Punkten. Dazugelegt hat er die Kragenecken-Stäbchen und – als echte Highlights – die Manschettenknöpfe im Stil eines kleinen, offenen Uhrwerks, mit Blick auf mechanische Zahnräder und Unruhe. Charles Tyrwhitt, der Hemdenmacher aus London, ist der Hersteller dieses Kleidungsstücks, das Dieter in der German Street in London mit 50 Prozent Nachlass, aber dennoch zu einem stolzen Preis erstanden hat.
Edel und ohne sichtbare Gebrauchsspuren hat Sven seine alte Canon-Kamera in Szene gesetzt. Zwei schwarze Plexiglasscheiben bildeten Unter- und Hintergrund. Eine Octabox wurde von hinten oberhalb der Kamera positioniert und leicht nach unten geneigt, so dass nur das Randlicht die Kamera beleuchtete und kein Licht auf den Hintergrund gelangte. Durch die Lichtrichtung wurden zugleich die Konturen und Strukturen des Kameragehäuses betont. Gelungene Lichtsetzung mit abnehmendem Lichtverlauf zum Gehäuseboden der Kamera, jedoch ohne dass dabei die Schwarztöne ’absaufen’. So werden professionelle Werbefotos gemacht, die Kaufanreize aussenden!
Bevor der Fotobeitrag von Heinz gezeigt wurde, wollte er uns vorab ein kurzes Video dazu vorführen. In dem 96 Sekunden kurzen Video schwärmt Wim Wenders von der damaligen analogen Leica M8 seines Vaters und der aktualisierten digitalen M8-Version: „Eine Kamera als Auge, als Hand – und als Herz.“ Natürlich war das Video in Schwarz/Weiß gehalten, auf das Wesentliche reduziert. Die erste digitale Version einer Leica Kamera kam im November 2006 mit der M8 auf den Markt. 2009 erstand Heinz seine vollformatige M8, die ihn seitdem auch immer wieder neu inspiriert. Als Besonderheit weist seine Leica M8 statt des üblichen roten Leica-Logos diese Kennung in schwarz auf. Bestückt mit einem Objektiv Leitz Canada Summicron 35mm f/1:2 hat Heinz diese Kamera bei seitlich einfallendem Tageslicht mit gelungenem Bildschnitt – natürlich in Schwarz/Weiß – in Szene gesetzt. Ganz nebenbei gab Heinz dazu einen Rückblick auf die Ingenieurskunst von Oskar Barnack, der als Erfinder der 35mm-Kleinbildkamera gilt. Heinz ist ein wahrhaft überzeugter Leica-Anwender. Das treibt ihn am kommenden Freitag wieder einmal nach Wetzlar, um sich das im Oktober 2021 neu eröffnete Ernst Leitz Museum anzusehen, in dem über interaktive Aktionen die Verbindungen zwischen Historie und innovativer Technologie aufleben.
Mein fotografisches Lieblingsstück ist natürlich meine 5D Mark IV mit dem 24-105er L-Objektiv als ’Immerdrauf‘. Diese Kombi im Garten aufs Stativ gestellt, dazu in etwa vier Meter Distanz meine gute alte 550D mit dem 100-400mm Teleobjektiv, ebenfalls auf dem Stativ, als Aufnahmekamera gegenüber. Auf den Hintergrund achtend, wurde im Sucher der 550D der Ausschnitt zur Aufnahme festgelegt, fokussiert auf den Schriftzug des Objektivs, Blende 16, Selbstauslöser auf 10 Sekunden – und Auslöser gedrückt. 10 Sekunden Zeit, um selbst hinter die 5D zu gehen und durch deren Sucher zu blicken. Die ersten Ergebnisse verlangten noch eine Abstimmung über Blenden-Drittelstufen und zur Vermeidung des zu intensiven Seitenlichts musste ich mit einem grauen Regenschirm abschatten. Nach einigen Versuchen war das Ergebnis wie gewünscht: Ich selbst hinter meinem fotografischen Lieblingsstück.
Eigentlich hatten Uwe und Dieter das Challenge-Thema zur Abbildung des fotografischen Lieblingsstücks leicht verfehlt, weil sie das ’fotografische’ überlesen hatten. Wir waren uns jedoch sehr schnell einig, es dennoch zu akzeptieren, weil wir wissen, dass Uwe sehr oft mit dem Rad fotografisch unterwegs ist und Dieter sein Lieblingshemd nur zu besonderen Anlässen trägt, zum Beispiel dann, wenn er seine besten Fotos machen möchte.
Adobe Lightroom und Adobe Photoshop werden ständig weiter entwickelt. ’Künstliche Intelligenz’ vereinfacht die Bearbeitungsabläufe. Bei der aktualisierten Version Lightroom v11 (2022) lösen die neuen Änderungen bei der Maskierung und den selektiven Tools Begeisterung bei den Anwendern aus. Wer noch kein Lightroom und/oder Photoshop nutzt, der kann sich vielleicht bei den demnächst zu erwartenden Angeboten für ein besonders günstiges Jahresabo entscheiden. Übrigens: Die Black Week findet vom 22. bis zum 29. November 2021 statt, Black Friday ist am 26. November 2021. Aber da wären ja auch noch die Orange Week, Cyber Monday und noch andere Schnäppchenmöglichkeiten.
Zum besseren Verständnis jeglicher Theorie gehört im ExifCafé auch immer die Praxis. Und mit Sven haben wir einen Erklärer, der alle Antworten zu fotografischen Themen kennt und sie auch in der Praxis darstellen kann. Wir wollten das neue Mask-Tool in Adobe Lightroom einmal in der Praxis sehen, was Sven uns an einem Foto von Dänemarks ’Rubjerg Knude Fyr’ vorführte. Bemerkenswert sind die neuen automatischen Maskierungen von Himmel und Motiven. Selbst bei diesem für den Test explizit ausgewählten sehr anspruchsvollen Beispielbild mit teilweise minimalen Kontrasten und fast identischen Farbtönen zwischen Motiv und Vorder-/Hintergrund funktionierte die Motiverkennung nahezu perfekt. Dennoch stößt die KI mitunter auch mal an ihre Grenzen, aber alternativ stehen in Adobe Lightroom und Adobe Photoshop immer problemlösende Tools zur Verfügung, man muss sie halt nur kennen!
Weil sich über Adobe Lightroom Fotos nicht nur verbessern, sondern auch sinnvoll verwalten lassen, haben wir über unsere individuellen Bildverwaltungen und die Möglichkeiten zur Verwaltung, Bewertung und Verschlagwortung von Fotos über Lightroom diskutiert. Die Vorteile einer durchorganisierten Bildverwaltung sind immens, Lightroom ist vollumfänglich dazu ausgestattet.
Natürlich gibt es auch noch spezifische Programme zur Verschlagwortung. Benny Rebel hat für sein Fotoarchiv von über 3 Millionen Bildern die Software ’Excire Search’ genutzt und war nach der Anwendung von der automatischen Motiverkennung echt begeistert. ’Excire Search’ gibt es Standalone-Version oder als Plugin für Lightroom für etwa 70,- Euro.
Ein weiteres Thema war noch die Frage, ob es sich lohnt, einen geeigneten Drucker zum Selbstausdrucken von Bildern in unterschiedlichen Formaten anzuschaffen. Für qualitativ hochwertige Ergebnisse müssen dann natürlich alle beteiligten Systeme, also Kamera, Monitor zur Bildbearbeitung und Drucker kalibriert sein. Die entsprechenden Profile für Papiere sollten ebenso installiert sein. Der Drucker sollte neben den Farben mehrere Slots für unterschiedliche Schwarztöne aufweisen und zur Vermeidung von eingetrockneten Farben und Düsen sollte regelmäßig und nicht nur einmal pro Woche gedruckt werden. Fazit: Selbstdrucken lohnt sich als privater Anwender nicht, beziehungsweise nur selten, weil unter Einhaltung der qualitativen Voraussetzungen mit erweitertem Zeitaufwand und intensiven Kosten für Druckeranschaffung, Tinten und unterschiedliche Fotopapiere zu rechnen ist. Das können qualifizierte Dienstleister wie beispielsweise White Wall, Blurb, Saal Digital und andere Anbieter besser. Natürlich sollte auch hierbei mindestens der Monitor kalibriert sein – und ein Softproof schadet auch nicht.
Das neue Challenge-Thema lautet: Dynamik. Das heute von Uwe präsentierte Bild hätte sehr gut zu diesem Thema gepasst, aber garantiert hat Uwe schon eine neue kreative Idee.
Erwähnt wurden auch noch die bis zum Jahresschluss anstehenden Aktivitäten im ExifCafé – die Gursky-Ausstellung in Duisburg und Weihnachtsmärkte in Hamburg – bevor die bewusste Wahrnehmung der vorangeschrittenen Uhrzeit zur Disziplin aufrief. Ohne Damenbeteiligung haben wir prompt mal wieder überzogen, konnten jedoch noch schnell die Kurve kriegen und knapp vor Erreichen der Datumsgrenze den Online-Phototalk im ExifCafé beenden. War aber wieder gut – und die Teilnahme jede Minute wert!