Es war nicht verwunderlich, dass die Runde zum letzten Online-Phototalk im ExifCafé zwischen den Feiertagen etwas kleiner war. Weil die Fotografinnen des ExifCafés im Auftrag ihrer Familien – wie immer! – zu den Feiertagen jede Menge zu organisieren und vorzubereiten haben, damit es für alle Familienmitglieder richtig schöne Festtage werden. Daher war dieses Treffen eine reduzierte Männerrunde derer, die ihren (kleineren) Arbeitsanteil erledigt hatten oder bei den Vorbereitungen vielleicht auch nur noch im Weg stehen würden… Die Teilnehmer des Online-Treffens haben den Vorteil aber gerne angenommen, um den Abend kurz vor Jahresschluss noch einmal dem gemeinsamen Hobby zu widmen.
Neugierig machte die Frage, ob bei einem unserer User neues, fotografisches Spielzeug unter dem Weihnachtsbaum lag. Einige von uns waren nicht artig genug, aber grundsätzlich sind wir alle der Meinung, dass nicht die Kamera (oder das Equipment) das Bild macht, sondern der Mensch dahinter. Unsere diesbezüglichen Äußerungen im näheren Umkreis waren für fotografische Weihnachtsgeschenke wohl eher kontraproduktiv. Während ich mich unter anderem auch über zwei wunderschöne Exemplare für meine Schlafanzugsammlung gefreut habe, hat Heinz als Schenkender und Beschenkter genau gewusst, was ihn besonders freut! Sein Leica-Equipment ist um eine Leica SL2 mit 47 Megapixeln gewachsen und der Nikolaus hatte vorher schon ein nigelnagelneues Objektiv TTArtisan-M 28mm f/1:5,6 vorbei gebracht. Da können wir uns echt mitfreuen, denn wir können auch zukünftig an seinen sehenswerten Bildergebnissen teilhaben!
Außergewöhnlich ist auch das Fotobuch im A3-Format mit den besten Bildern aus 2021, das sich Dieter zugelegt hat. Aufgeklappt, mit der flachen Layflat-Bindung, bietet das Fotobuch über zwei Seiten großartige Ansichten. Beim nächsten persönlichen Treffen können wir Dieters beste Aufnahmen aus 2021 auch einmal in einer gedruckten Version in diesem Fotobuch sehen – darauf freue ich mich bereits jetzt schon!
Zum Beginn unseres Online-Treffens sehen wir uns immer die Ergebnisse unserer Photo-Challenge zum Phototalk an. Dieses Mal gab es keine fotografische Aufgabe, stattdessen konnte uns jeder User sein bestes Foto aus dem Jahr 2021 vorstellen und dazu vielleicht die Geschichte zur Entstehung schildern. Obwohl wir die Bilder im Verlauf des Jahres vielleicht schon im Forum gesehen haben, war es spannend, für welches seiner Fotos sich jeder Einzelne als das beste des Jahres 2021 entschieden hatte.
Heinz hatte uns von seinen spontanen Ausflügen schon mehrere besondere Aufnahmen gezeigt, sein ‚BestOf‘ aus 2021 präsentierte er uns mit der Schwarz/Weiss-Version vom Wrack ‚Uwe‘. Dieses Motiv stand seit langer Zeit auf seiner Liste. Um das Bild nach seinen Vorstellungen umzusetzen, waren einige Voraussetzungen erforderlich: Wasserstand der Elbe, Nebelstimmung und strukturloser Himmel. Dazu passen mussten auch die persönlichen Voraussetzungen zur Anfahrt nach Hamburg, die aus beruflichen Gründen nur an Wochenenden stattfinden konnte. Die aktuellen Wetterbedingungen prüfte Heinz bei einer vielversprechenden Konstellation um 2.00 Uhr nachts über die Wetterapp ‚meteoblue‘, um nach der Feststellung, dass die Bedingungen günstig waren, um 3.00 Uhr die Anreise nach Blankenese zum Falkensteiner Ufer zu starten. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang war er vor Ort, die Wetterlage war wie gewünscht und die Elbe hatte den optimalen Pegelstand. Sein Bild vermittelt durch die diffuse Nebelstimmung Stille, Einsamkeit und Aufgabe. Eine sehr gelungene Langzeitbelichtung, die auch auf der Startseite unserer ExifCafé-Website zu sehen war.
Silvia präsentierte uns ein minimalistisches Bild aus dem Frühjahr 2021 vom Steinhuder Meer. Ein trüber Tag, der zähe Nebel löste sich erst am späten Nachmittag auf. Das Motiv der Langzeitbelichtung zeigt zehn aus einer ‚weichen‘ Wasseroberfläche ragende Holzpfähle mit ihren Spiegelungen. Auf den vier hinteren Pfählen haben sich Möwen abgesetzt. Der Horizont ist nur minimal zu erkennen, die Kulisse schwindet vollständig im alles umschließenden Nebel. Die Diagonale der Spiegelung zieht den Blick in die Tiefe. Minimalistisch reduziert durch die Ausführung in Schwarz/Weiß signalisiert ihr Bild Ruhe und Gelassenheit, in der jeder seinen Platz für ein friedvolles Miteinander hat. Wir kennen Silvia als sehr kreativen Menschen und wir wissen, dass jeder Betrachter ein Bild individuell mit eigenen Empfindungen sieht. Dieses Bild lässt Raum für eigene Geschichten eines jeden Betrachters, wenn er nur den Ansatz einer Verbindung findet.
Wenn wir gemeinschaftlich zu Photowalks unterwegs sind, stellt Sven seine eigene Fotografie fast immer zurück, um anderen Usern mit Rat und Tat sowie praktischer Unterweisung zu besseren Bildern zu verhelfen. Außerdem ist Sven sehr selbstkritisch in der Bewertung seiner fotografischen Ergebnisse. Das sind zwei Gründe, weshalb Sven sein bestes Bild aus 2021 eher pragmatisch sieht. Unsere Challenge-Themen sieht er stets als Herausforderung, seine eigenen Kenntnisse zu verbessern. Die optimale Lichtsetzung zur jeweiligen Aufnahmesituation interessiert ihn bis ins letzte Detail, um daraus den Konsens für das bestmögliche fotografische Ergebnis zu ziehen. Dabei scheut er keinen Material- oder Zeitaufwand. Mit seinem besten Bild aus 2021 wertet er stellvertretend auch den für alle anderen Challenge-Fotos gleichermaßen erzielten Lerneffekt.
Sein Bild zeigt eine Rotweinflasche, südafrikanischer Cabernet Sauvignon, mit dunkelrotem Kapselverschluss und Etikett vor schwarzem Hintergrund. Lichtsetzung von leicht vorne, links, die Flaschenkonturen sind beidseitig gerade noch zu erkennen. Der durch die Flaschenrundung nur schmale, vertikal über den gesamten Flaschenkörper verlaufende Lichtreflex betont die Flaschenform und in diesem Fall auch den im Etikett enthaltenen, vertikal gedruckten Schriftzug des Herkunftslandes Südafrika. Das der Produktfotografie zuzuordnende Bild vermittelt Exklusivität, Qualität und Reinheit und würde bei werblicher Nutzung sicherlich zu erhöhten Verkaufserfolgen führen. Das Spiel mit Licht und Schatten ist Sven in dieser Szene außerordentlich gut gelungen!
Alfred ist immer auf der Suche nach der besonderen Art der Darstellung. Seine Ergebnisse aus dem Bereich der experimentellen Fotografie bringen uns immer wieder zum Staunen. Aber selbst bei fantastischen Bildergebnissen, erreicht durch kreativste Ideen und Einsatz ungewöhnlicher ‚Zutaten‘, hat Alfred noch immer weiterführende Ansätze, wenn er sich zum eigenen Bild beginnend mit: „Man könnte auch noch…“ äußert.
Sein fotografischer Favorit aus 2021 ist die Ablichtung von vier symmetrisch ausgerichteten Gabeln, ausgelegt auf einer spiegelnden, schwarzen Plexiglasscheibe, vor schwarzem Hintergrund. Zwei der Gabeln sind mittig mit den Zinken nach unten und die beiden äußeren Gabeln mit den Zinken nach oben ausgerichtet. Das Licht kommt mittels Blitz von oben durch eine metallische Lochplatte. Frontal fotografiert, sind nur die Zinken bis zum Ansatz der flächigen Gabelaufnahmen im Bild zu sehen. Über das durch die engmaschige Lochplatte fallende Licht zeigen sich die spiegelnden Oberflächen der gebogenen Gabelzinken mit einer ungleichmäßigen Punktstruktur. Durch seine kreative Lichtsetzung wurden Details von Alltagsgegenständen zu einer außergewöhnlichen Ansicht, die in schwarz/weißer Ausführung ein echter Blickfang sind.
Für sein Bild des Jahres 2021 ist Dieter in seinen Heimatort Ottenstein gefahren. Nachdem er vom ‚Mpemba Effekt‘ gehört hatte, (benannt nach dem Wiederentdecker, dem tansanischen Schüler B. Mpemba), wollte er dieses überraschende und der Intuition widersprechende Phänomen, bei dem unter geeigneten Bedingungen heißes Wasser schneller gefriert als kaltes Wasser, selbst ausprobieren. Am Sonntag, den 14. Februar 2021 passten die Voraussetzungen für den Versuch. Eisige 17 Grad minus auf der Ottensteiner Hochebene, wolkenloser Himmel und Hilfe zur geplanten Umsetzung des Fotos hatte Dieter mit Nichte und Schwager auch erhalten.
Pünktlich um 8.00 Uhr zum Sonnenaufgang, ausgestattet mit zehn Thermosflaschen und -kannen, gefüllt mit heißem Wasser, startete das Vorhaben an der höchsten Stelle des Ortes. Dabei wurde eine mit kochend heißem Wasser gefüllte Thermosflasche im großen Bogen per Hand und ausgestrecktem Arm von unten über den Kopf gezogen und dabei das heiße Wasser heraus geschleudert, das augenblicklich zu einer Eiswolke gefror. Mehrere Aufnahmen folgten in einer knappen Viertelstunde, bis die letzte Thermosflasche geleert war und die kalten Finger kaum noch die Kamera bedienen konnten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Eine mehr als halbkreisrunde Eiswolke um die ausführende Person in schöner, landschaftlicher Umgebung mit strahlend blauem Himmel und schneebedecktem Boden. Aufgenommen im direkten Gegenlicht der aufgehenden Sonne, um die entstehende Eiswolke mit allen Details im Bild festzuhalten. Interessantes Vorhaben, klasse umgesetzt und grandioses Bildergebnis!
Es fällt mir nicht leicht, ein einzelnes Foto als das Beste eines Jahres zu bezeichnen, wenn ich dabei an andere Bilder unterschiedlicher Genres denke, weil sie sich nicht direkt vergleichen lassen. Weil mein besonderes Interesse jedoch nach wie vor der Natur in den Rieselfeldern gilt, ist mein Bild des Jahres ein Foto von einem kleinen Feuerfalter.
Es gab in diesem Jahr nur sehr wenige Libellen und insgesamt viel weniger Insekten in den Rieselfeldern. Am meisten habe ich die Schmetterlinge vermisst. Wenn sich sonst in den Sommermonaten die heimischen Arten öfters zeigten, waren in diesem Jahr nur selten einzelne Falter oder von manchen Arten keine zu sehen. Gesucht habe ich bei meinen Besuchen im Naturschutzgebiet besonders intensiv nach kleinen Bläulingen, aber nur selten ein Exemplar entdecken können – wobei das fotografische Festhalten dann noch eine andere Sache ist. Am 18. September 2021 habe ich aus größerer Entfernung einen kleinen roten Fleck auf gelbem Rainfarn gesehen, der sich bei näherem Hinsehen als Kleiner Feuerfalter zeigte. Nach den üblichen ‚Sicherungsaufnahmen‘ aus gebührendem Abstand zur Dokumentation war dieser nur zwei Zentimeter große Falter mit dem Nektar der Pflanze so beschäftigt, dass ich mir einen günstigeren Standpunkt mit passendem Hintergrund aussuchen konnte. Wenn man dann durch den Kamerasucher blickt und hofft, dass sich der Falter auf der Pflanze dreht und die Flügelstellung mit dem Hintergrund harmonisiert werden kann, ist man glücklich, wenn es gelingt. Weil ich die Hoffnung auf ein gutes Foto von einem kleinen Bläuling bereits aufgegeben hatte, freue ich mich besonders über dieses Bild – mein Foto des Jahres 2021.
Weitere Bilder des Jahres 2021 werden von den Usern des ExifCafé noch folgen, sobald der Feiertagsstress nachlässt.
Natürlich durfte auch ein Rückblick auf die Aktivitäten im ExifCafé beim letzten Phototalk im fast vergangenen Jahr nicht fehlen. Aus allen, in den unterschiedlichen Sparten unseres Forums eingestellten Fotos, wurde eine Auswahl von 20 Bildern pro User getroffen, die wir uns gemeinsam angesehen haben. Dabei haben wir festgestellt, dass es von jedem User viel mehr als nur ein bestes Bild des Jahres gibt. Fantastische Bilder, die manchmal auch wieder zu gemeinsamen Besuchsvorhaben anregten.
Im nachfolgenden Austausch folgten viele weitere Einzelthemen, vom hoffentlich demnächst erscheinenden neuen iMac, über die Frage, ob Begleitbücher zu Fotobearbeitungsprogrammen Sinn machen, bis zur Planung, bei zukünftigen Photowalks besser nur zwei oder drei konkrete Ziele bei einer Städtetour zur intensiveren Fotografie anzusteuern. Über Photoshop wird uns Sven demnächst die Angleichung von Farbtönen in der Bildbearbeitung erläutern.
Das Thema Corona hat uns das gesamte Jahr begleitet, mit Respekt und Umsicht wurden die Regeln befolgt und bestehende Möglichkeiten genutzt, unter den gegebenen Umständen gemeinschaftlich aktiv zu bleiben. So waren ExifCafé-User zum Photowalk in Berlin und Hamburg, in Lünen haben wir den Preußenhafen mit dem Mohr-Kran abgelichtet und am Phönixsee in Dortmund waren wir bis zum späten Abend unterwegs. Wir haben die Andreas Gursky-Ausstellung ‚Fotokunst aus vier Jahrzehnten‘ in Duisburg gesehen, die World Press Photo-Ausstellung in Dortmund und waren zur ersten, neuen Photomesse ‚Photopia‘ in Hamburg. Neal Preston hat uns mit der Open Air-Fotoausstellung ‚Queen‘ in Hamm begeistert und die Anfahrten nach Oldenburg zu den Ausstellungen ‚Analog 66‘ von S. Meyer-Bergfeld und ‚Polarnight‘ von Esther Horvath haben sich in jedem Fall gelohnt.
Wenn ich richtig recherchiert habe, haben wir uns in diesem Jahr 23 mal zum Online-Phototalk im ExifCafé getroffen, dabei viel Spaß gehabt und konnten auch noch viel für unsere individuelle Fotografie und anschließende Bearbeitung lernen.
Durch Svens hervorragende Kontakte konnten wir im Januar den Oldenburger Fotografen Mario Dirks im ExifCafé begrüßen, der für Sigma im Rahmen eines Jubiläums 50 Wochen lang, 5 Kontinente bereiste und 50 der weltweit schönsten Plätze, Sehenswürdigkeiten und beliebtesten Locations besuchte, um deren Faszination und Besonderheiten fotografisch für andere sichtbar zu machen. Als Sigma World-Scout präsentierte er uns eine Auswahl seiner Fotografien von dieser strapaziösen und ungewöhnlichen Weltreise. Sehr spannend waren seine Erzählungen zu den fantastischen Bildern, die er uns bei zwei Vorträgen im ExifCafé vorführte.
Unglaublich war das, was uns Benny Rebel, der aus Funk und Fernsehen bekannte Naturfotograf, von seinen selbst organisierten Safari-Foto-Reisen bei zwei Terminen im ExifCafé vorführte und berichtete. Außergewöhnliche Fotografien von wilden, gefährlichen Tieren aus dieser Nähe mit Weitwinkelobjektiv aufgenommen – die gibt es nur von ihm! Seine fotografische Handschrift ist einzigartig, seine umfangreichen Kenntnisse als Ranger und Tierfreund helfen ihm bei seiner Art der Fotografie, am Leben zu bleiben. Ein einzigartiger Fotograf und besonderer Mensch. Seine positive Lebenseinstellung, Offenheit, Herzlichkeit und seine Dankbarkeit für jeden Tag, den er erlebt, ist mitreißend. Ich freue mich sehr, dass wir Benny Rebel im ExifCafé kennenlernen durften.
Im ExifCafé gibt es an 365 Tagen im Jahr die Möglichkeit zum informativen Austausch zu allen Facetten der Fotografie über unser Forum, unseren Online-Phototalks und bei unseren Photowalks und Treffen zu Ausstellungen. Unser Forum enthält zwischenzeitlich über 6450 Beiträge mit Text und Bild. Hier werden alle Fragen beantwortet und im erforderlichen Fall auch durch Svens eigenerstellte Tutorials verständlich erläutert.
Dass alle unsere Aktivitäten immer mit viel Spaß begleitet werden, liegt an unserer interessierten, harmonischen Gemeinschaft, in der jeder Einzelne bereit ist, sein Wissen zum Nutzen aller zu teilen. Vielen Dank Euch allen für zwei tolle Jahre im ExifCafé! Wir dürfen uns auf die Fortsetzung im Jahr 2022 freuen!