Während der ‚Coronazeit‘ mit den bekannten Kontaktbeschränkungen folgte Axel Krause der Idee, Blüten mit ihrer besonderen Schönheit direkt an ihren natürlichen Standorten (Gärten, Parks, Wälder und Felder) im Bielefelder Umfeld zu fotografieren. Ziel war es, mit natürlichem Licht – ohne Blitzlicht – zu arbeiten. In Ausnahmefällen wurde das Sonnenlicht zusätzlich mit Aufhellfolie auf die Blüten gerichtet. Um sie vom Umfeld hervorzuheben, sollten die Blüten möglichst freigestellt sein, andererseits sollte jedoch auch noch der natürliche Standort für die Betrachter erkennbar sein. Mit welchen fotografischen Mitteln eine natürliche Darstellung erzielt wird, bleibt immer der Sicht- und Arbeitsweise des Fotografen überlassen. Der Anreiz für den Fotografen bestand vorwiegend in der Nutzung möglichst offener Blendeneinstellungen zur Freistellung der Blüten, die über ein lichtstarkes Objektiv gleichzeitig für ein duftiges Bokeh sorgen. In dieser Kombination entstanden duftige und teilweise etwas weiche Darstellungen der Blütenmotive.
Eine besondere Herausforderung bestand im Spiel zwischen der sehr geringen Schärfe- und Unschärfebereiche, den geeigneten Fokuspunkt für die beste Wirkung der Blüte zu finden. So entstanden über den detailinteressierten Makrofotografen auch teilweise enge Bildausschnitte, bei denen eine leichte Identifikation/Wiedererkennung der Blüte/Pflanze für einige Betrachter nicht immer spontan möglich war. Andererseits wurde durch unterschiedliche Fokussierungen und enge Bildausschnitte die Wissbegierde zur Zuordnung des betreffenden Pflanzennamens angeregt. Zur angenehmen und blendfreien Ansicht und damit unmittelbar wirkenden Blütenbildern hatten der Bilddruck auf mattem, haptisch weichem FineArt-Papier (Baumwolle) und die glaslose Rahmung beigetragen.
Während der Ausstellung ergaben sich spontane Bildbesprechungen und Diskussionen. Dabei wurde deutlich, dass es bei den Besuchern der Ausstellung unterschiedliche Vorstellungen und Sichtweisen zur Darstellung von Blüten gibt. Für Betrachter und Fotografen gleichermaßen war es interessant zu erkennen, wie unterschiedlich Bilder interpretiert wurden. Viele Menschen sehen, bzw. möchten die Pflanzen in ihrer Gesamtheit sehen und wirken lassen. Die Akzeptanz zur minimierten Detailansicht entwickelt sich häufig erst nach Erklärungen, wie durch Makroobjektive die ‚verborgene Welt‘ im Nahbereich sichtbar wird. Auch die variierende Farbgebung, die unterschiedliche Emotionen bei den Betrachtern auslöste, war von besonderer Bedeutung. So kam es bei der Interpretation einzelner Blütenabbildungen und deren Farben zu Nennungen von Gemütslagen bzw. Stimmungen. Über die Bildansichten und das Thema ‚Blütenfotografie’ ist es gelungen, mit den Ausstellungsbesuchern eine offene, konstruktive und auch kritische Diskussion zu führen. Dazu beigetragen hat auch die musikalische Begleitung des Bielefelder Künstlers und Percussionisten Jan Jesuthas, der eine eigene musikalische Interpretation zum Thema ‚Blütenzauber – Mohnblüten‘ erstellt hatte, die ‚zauberblütenartig‘ sehr gelungen mit dem Ausstellungsthema harmonierte.
Die Besucher der Ausstellung gaben dem Fotografen ein ungewohntes Feedback, weil nicht primär die Pixel gezählt, über die allerletzte Schärfe und den Dynamikumfang der Bilder gesprochen wurde. Vielmehr waren es Gespräche über Farben, einfache Schönheit, Ausstrahlung der Blütenansichten und ausgelöste Emotionen. Interessant waren auch die Diskussionen mit erfahrenen Fotografen über die Farbgebung und die Wirkung einzelner Bilder. So war es erstaunlich, dass die favorisierten Bilder von der Mehrzahl der Befragten von anderen Betrachtern bezüglich der Farbgebung als eher unnatürlich bewertet wurden. So bestätigte sich die Erkenntnis, dass Farben im Kontext eines Bildmotivs unterschiedlich wahrgenommen werden, weil jeder Betrachter ein Bild subjektiv aufnimmt.
Tanzender Mohn – Mohnblüte inmitten einer Blumenwiese
Auf einem angelegten Rundweg zwischen Schlafmohn- und Blumenwiesen mit einzelnen Mohnblumen hatte es lange gedauert, bis endlich eine geeignete Mohnblüte mit passendem Umfeld inmitten des Blumenmeers als fotografisches Motiv identifiziert wurde. Die Wiese durfte nicht betreten werden, die betreffende Mohnblume befand sich in gut fünf Meter Entfernung vom Weg. So entstand das Bild mit dem Teleobjektiv plus Konverter mit maximaler Brennweite. Um die zarte, sich ständig im Wind bewegende, kleine Mohnblüte abzubilden, musste eine möglichst kurze Verschlusszeit gewählt werden. Es bedurfte vieler Versuche, bis schließlich eine Aufnahme mit entsprechendem Hintergrund und stimmigen Focus der Mohnblüte gelang. Schon bei erster Betrachtung der Aufnahme auf dem Kameradisplay zeigte sich, wie wichtig die farbliche Zuordnung der im Unschärfebereich befindlichen Farbkomponenten anderer Blüten ist. Letztlich ist es mit Geduld und etwas Glück gelungen, die filigranen Blütenblätter im richtigen Moment und passendem Ausschnitt abzulichten. Ein Besucher der Ausstellung wurde von diesem Bild besonders inspiriert und zitierte einen kurzen Liedanfang “Ich bin schön, schaut mich an und die Blüte tanzt im Wind.” Ihn habe ich mit meinem Bild erreicht!
Schlafmohnblüten vor blauem Himmel
Eine der wenigen, nicht mit dem Makroobjektiv erstellten Aufnahmen: Bei der Wanderung durch die Schlafmohnfelder auf freigegebenen Wegen war es leicht, die leuchtenden, filigranen Schlafmohnblüten gegen den blauen Himmel in ihrer vollen Schönheit darzustellen. Die Blüten befanden sich auf langen Stängeln in etwa 120 cm Höhe. Kameraeinstellungen: Brennweite 24 mm, Blende f/8.
Wenige Tage zuvor zeigte sich noch ein anderes Bild der Mohnblüten
(Blaue) Anemonen unter sich
Mit Hilfe der offenen Blende und der gestaffelten Darstellung der Blüten in ihrem Lebensraum wurde mit Hilfe des verschwommenen, unscharfen Hintergrundes versucht, mehr Tiefe zu erzeugen, um besser in das Bild ‚eintauchen’ zu können.
Axel Krause
Axel Krause (1957) fotografiert seit den 1980er Jahren mit unterschiedlichen Kamerasystemen. Die aktuellen Aufnahmen sind mit dem Fujifilm X- und GFX-System entstanden. Eingesetzt werden die Makroobjektive mit 60mm, 80mm sowie 120mm. Falls Sie Fragen zum Projekt oder zur Ausstellung haben, können Sie Axel Krause per Mail erreichen unter