Man könnte die Beteiligung am ExifCafé-Online-Phototalk vom 28. Juni auch mit ‚Full House‘ bezeichnen, das Interesse an den vorab bekanntgegebenen Themen war groß. Auf dem Plan standen unter anderem die fotografischen Ergebnisse zur Challenge ‚Architektur‘ sowie ein Vortrag von Jupp zum Thema ‚Hyperfokaldistanz‘ mit Erläuterungen, wie der Schärfetiefenbereich vor einer Aufnahme ermittelt werden kann. Andreas Brettschneider hatte angekündigt, uns die Bilder der aktuellen Fotoausstellung ‚Ansichtssache‘ des Fotoclubs Enger-Spenge vorzuführen.
Begonnen haben wir mit den Bildern zur Challenge ‚Architektur“. Stefan eröffnete die Bildershow mit einer stimmungsvollen Abendaufnahme der alten Mainbrücke in Würzburg zur blauen Stunde. Der Main führte zur Aufnahmezeit Hochwasser, die Beleuchtungen der Brücke zeigen sich über dekorative Blendensterne. Aufgenommen mit 16mm Brennweite, f/22 und vier Minuten Belichtungszeit. Mit Verwunderung wurde festgestellt, dass mehrere Personen auf der Brücke trotz der langen Belichtungszeit noch relativ scharf abgebildet waren. Die Erklärung war jedoch einfach: Nahe der Brücke ist ein kleiner Laden, aus dem sich die Brückenbesucher ihr Viertel Wein holen, das sie dann ganz genüsslich und in aller Ruhe auf der Brücke mit Blick auf den Main konsumieren. Ein sehenswertes Bild im Panoramaformat! Dennoch ist Stefan auch dieses Bild noch nicht weitwinklig genug, daher hat er sich bereits ein neues Zeiss 12 mm-Objektiv zugelegt. Samstag in der Frühe hat sich Stefan zur Uni Bielefeld aufgemacht, um die Innenansicht der transparenten Übergangsbrücke zur Stadtbahn zu fotografieren. Die Aufnahme hat er in s/w gehalten, über die die Strukturen des transparenten Überbaus und deren Schatten auf dem Boden besonders gut zur Ansicht kommen. Sein weiteres Bild zeigt die im ersten Bauabschnitt neu montierte Fassade des Hauptgebäudes der Universität, die mit viel Glas und dem hellgrauen Erscheinungsbild sehr gut in unsere aktuelle Zeit passt.
Alfred hat bei einem Ausflug zum Kunstmuseum Stuttgart aus dem Innenraum des Glaskubus am Stuttgarter Schlossplatz einige Bilder auf die gegenüberliegenden Königsbau Passagen aufgenommen. Wesentliches Merkmal der Bilder sind die auf den Glasscheiben aufgebrachten horizontalen Linien, die nur eine unterbrochene Ansicht des gegenüberliegenden Shoppingzentrums und seiner Besucher zulassen. Die Bilder in s/w, exakt ausgerichtet, sind eine interessante, ungewöhnliche Ansicht, eine Empfehlung für den zweiten Blick. Die s/w-Ansicht des Eingangs der Staatsgalerie Stuttgart mit einem Glasbau-Vorsprung, hinter der die dunkle ‚Die Liegende‘ Henry Moores-Skulptur hervorsieht, wirkt kühl und dramatisch unter dem dunkel erscheinenden Himmel, als konservative Museumskulisse. In der Realität, in Farbe, sieht es jedoch freundlicher aus: Helle Bausteine, grüne Stützen der Glasfassade und die Skulptur zeigt sich auch mit grünlichem Patinaansatz.
Am Samstag, den 22. Juni 2024 hatten sich einige ExifCafé-User wieder einmal auf den Weg nach Hamburg gemacht, um weitere der zahlreichen, interessanten Motive in den Fokus zu nehmen. Natürlich hat Hamburg auch außergewöhnliche alte und moderne Architektur zu bieten. Das Parkhaus am Rödingsmarkt liegt an einem Fleet mitten in der Hamburger Innenstadt. Von außen betrachtet, würde niemand vermuten, welche runden Formen sich im Inneren zeigen. Keine 60 Jahre alt ist das Parkhaus Rödingsmarkt und schon steht es unter Denkmalschutz. Angeblich soll es das schönste Hamburger Parkhaus sein. Im Juli 2023 wurde das Parkhaus von der Stadt Hamburg unter Denkmalschutz gestellt. Nach Ansicht des Denkmalschutzamtes der Kulturbehörde ist das Parkhaus am Rödingsmarkt ein wichtiges Zeitzeugnis. Gebaut wurde es im Jahr 1965 nach Plänen des Architekten Peter Neve. Die Auffahrt weist die Besonderheit einer Doppelhelix auf: Zwei einander umlaufende Wendeln bilden eine Doppelhelix. Die runde Lichtkuppel des Parkhauses ist kreisförmig von Punkten durchbrochen, die zusammen mit dem Lichthof für eine außergewöhnliche Lichtstimmung sorgen. Der Blick von der untersten Ebene auf die Lichtkuppel ist schon eine besondere Ansicht mit den Rundungen der spiralförmigen Auffahrten. Um möglichst viele der übereinander laufenden Auffahrten ins Bild zu bekommen, ist ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv erforderlich.
Heinz zeigte uns die erste Aufnahme vom Parkhaus Rödingsmarkt. Seine Aufnahme – mit einem 12 mm-Objektiv von unten gegen die Lichtkuppel fotografiert – ist eine außergewöhnliche Ansicht, die auch viele der spiralförmigen Auf- und Abfahrten zeigt! Aber auch der horizontale Blick auf die gegenüberliegenden Auffahrtsebenen ist sehenswert. Mit diesen Motiven aus unterschiedlichen Perspektiven haben sich Heinz, Silvia, Sven und Andreas K. ausgiebig beschäftigt und dabei tolle Ansichten des Rödingmarkt-Parkhauses aufgenommen.
Ein weiteres interessantes Motiv für unsere Hamburg-Besucher war der Säulengang am Steigenberger Hotel an der naheliegenden Heiligengeistbrücke. Ein bemerkenswertes Hochformat-Motiv, bei dem sich auf der einen Seite die Fassade des Steigenberger Hotels mit vertikalen und horizontalen weißen Fensterrahmen-Linien befindet und auf der anderen Seite die zahlreichen, hintereinander stehenden, grau-rötlichen Steinstützen, die in einer leicht runden Gangführung auslaufen. Ein Motiv, das mit oder ohne Mensch im Bild in s/w und auch in Farbe wirkt. Auch hiervon haben unsere Fotografen eine interessante fotografische Ausbeute mitgebracht. Jupp hat die Wartezeit am Bremer Hauptbahnhof genutzt, um gegen 22:26 Uhr den Bahnhofsvorplatz und die beleuchtete Gebäudefassade in Szene zu setzen, was ihm mit dieser Aufnahme auch sehr gut gelungen ist.
Dieter und auch ich haben im Umfeld der Lenkwerk-City unsere Architektur-Motive gefunden. Dieter hat das zuletzt fertiggestellte, futuristische Gebäude Lenkwerk No. 1 bei Tageslicht und auch bei Nacht mit der markanten Konturenbeleuchtung fotografiert. Die Nachtansicht des Gebäudes kannte ich noch nicht, die Beleuchtung ist schon spektakulär. Ich habe mich zur Darstellung der Lenkwerk-Architektur für eine Fassadenspiegelung auf einer dunklen Autokarosserie entschieden. Eine etwas verwirrende Ansicht durch die Verzerrungen, die jedoch beim zweiten Hinsehen deutlicher wird. Andreas B. beteiligte sich mit einem Bild der Nord-LB in Hannover an der Challenge. Die Gebäudekonstruktion der Nord-LB ist äußerst spektakulär. Bildgestaltung und Ausschnitt seiner s/w-Aufnahme von diesem einmaligen Gebäude sind unter dunklen Wolken sehr gut gelungen. Wie auch das Bild von den Kölner Kranhäusern, die er zentriert von unten gegen den weiß-blauen Himmel aufgenommen hat und über eine senkrechte Perspektive mit einem außergewöhnlichen Bildergebnis präsentiert. Es waren viele interessante Bilder, auch die, die hier nicht genannt sind, die wir zum Challenge-Thema ‚Architektur‘ gesehen haben, die trotz oft gleicher Motivinhalte durch individuelle Sichtweisen der Fotografen unterschiedliche Ansichten bieten.
Nach den Challenge-Bildern präsentierte uns Andreas Brettschneider die Bilder der Ausstellung ‚Ansichtssache‘ vom Fotoclub Enger-Spenge, die aktuell im Rathaus Spenge gezeigt wird. Anlässlich des 30jährigen Bestehens des Fotoclubs Enger-Spenge zeigen 12 Fotografen vom 23. Juni bis zum 20. September 2024 im Rahmen der Ausstellungsreihe ‚Kunst im Rathaus: Spenge stellt aus‘ 48 Bilder. Einer der beteiligen Aussteller ist Andreas B., der auch zu den Usern der ExifCafé Photocommunity Bielefeld zählt. Andreas hatte zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 23. Juni 2024, in der Galerie im Rathaus Spenge eingeladen. Der Titel zur Ausstellung ‚Ansichtssache‘ wurde bewusst allgemein gehalten, um den unterschiedlichen fotografischen Interessen der Mitglieder Gelegenheit zu geben, eine genreumfassende Ausstellung von Landschaftsfotografie, über Reisefotografie, Street- und Peoplefotografie, Porträtfotografie, Stillleben, Unterwasserfotografie bis hin zu experimentellen fotografischen Werken zu präsentieren. Unterschiedliche Sichtweisen, fotografische Umsetzungen und anschließende individuelle Nachbearbeitungen sorgen für eine interessante und abwechslungsreiche Ausstellung. Um sich an der Ausstellung zu beteiligen, konnte jedes Mitglied des Fotoclubs Enger-Spenge 10 bis 15 Bilder einreichen, die in einem Auswahlverfahren von allen Mitgliedern bewertet wurden. Letztlich wurden gesamt 48 Bilder von 12 Fotografen für die Ausstellung ausgewählt.
Einige User des ExifCafés waren bei der gut besuchten Vernissage dabei und von den ausgestellten Bildern überwiegend sehr angetan. Um auch allen anderen Usern die Gelegenheit zur Ansicht der Ausstellungsbilder zu geben, zeigte uns Andreas die getroffene Auswahl des Fotoclubs Enger-Spenge, die auch vier seiner Bilder enthält. Als Naturfotograf haben mir die Bilder des Maikäfers auf den Rhododendronblüten und die fliegende Seeschwalbe mit ihrem Fang besonders gut gefallen, die mit hervorragender Schärfe erstellt wurden. Jeder, der sich schon einmal mit ähnlichen Motiven beschäftigt hat, weiß, wieviel Geduld, Zeit und Arbeit man investieren muss, um solche Aufnahmen zu erhalten. Insgesamt eine sehr schöne Bildauswahl, bei der jeder Betrachter seinen Favoriten findet. Die Ausstellung ist bis zum 20. September 2024 im Rathaus Spenge zu sehen, die Mitglieder des Fotoclubs Enger-Spenge freuen sich über viele Besucher!
Und weiter ging es mit der Bildershow! Heinz hatte sich kürzlich wieder einmal spontan aufgemacht, um im Neuen Hafen von Bremerhaven zu fotografieren. Bilder vom markanten Atlantic Hotel Sail City, dem Willy-Brandt-Platz mit dem gestreiften Leuchtturm und dem Auswandererdenkmal – wie von Heinz gewohnt, in s/w. Im neuen Hafen hat er jedoch bei der Aufnahme des Dampf-Eisbrechers ‚Wal‘ eine farbige Ausnahme gemacht. Der Dampf-Eisbrecher wurde im Jahr 1938 für Eisbrecherdienste im Nord-Ostseekanal in Dienst gestellt und 1990 von einer ehrenamtlichen Crew restauriert und umgebaut. Seitdem geht der ‚Wal‘ das ganze Jahr immer wieder auf Törns und ist bei vielen maritimen Festen an der Nord- und Ostsee zu sehen. Es folgten noch einige Bilder vom Hamburg-Ausflug, Aussichten auf die Elbe an den Landungsstegen, Blick auf die Freihafenelbbrücke und zu guter Letzt kamen auch noch Bilder von einem arg ramponierten Anlegersteg an der Ostsee zur Ansicht, den ein Sturm weitestgehend zerlegt hatte.
Nach so vielen bildlichen Eindrücken startete Jupp seinen erklärenden Vortrag zum Thema ‚Hyperfokaldistanz‘. Aus der analogen Fotografie kennen wir alle noch die seinerzeitigen Objektivmarkierungen, über die sich nach manueller Einstellung von Entfernung und Blende der Schärfetiefenbereich ‚von – bis‘ in Metern ablesen ließ. Bei vielen aktuellen, modernen Objektiven gibt es diese Entfernungsmarkierungen nicht mehr. Aber die Hyperfokaldistanz lässt sich auch selbst oder über verschiedene, schlaue Apps, Tabellen, usw. ermitteln. Dazu hatte Jupp intensiv recherchiert und präsentierte uns im Vortrag verschiedene Ansichtsbeispiele. Im Internet gibt es dazu ebenfalls viele Tipps. Wichtig ist, die Bedeutung und den Einfluss der Hyperfokaldistanz zu kennen, damit die fotografischen Ergebnisse optimiert werden können. Dir, Jupp, vielen Dank für deinen Vortrag, der uns den Durchblick in diesem nicht ganz einfach zu verstehenden Thema ermöglicht hat.
Zum Abschluss unseres Online-Phototalks wurden noch einige anstehende Entscheidungen zu unserer Fotoausstellung ‚Momente‘ im Oktober 2024 im Rathaus-Pavillon Bielefeld-Brackwede angesprochen. Planung und Realisierung der Ausstellungsvorbereitungen gehen mit guten Zwischenergebnissen termingerecht voran.
Dieser Online-Phototalk war ein Abend wie aus dem Bilderbuch! So viele Bildbeiträge hatten wir selten bei einem unserer Online-Treffen. Hat richtig Spaß gemacht und macht schon jetzt wieder Vorfreude auf unser nächstes Online-Treffen!