Die Schulferienzeiten der Bundesländer sind weitestgehend zu Ende, die meisten der ExifCafé-User sind wieder zu Hause in den normalen Tagesabläufen angekommen. Aber so ganz wollten sich einige User doch noch nicht dem Alltag unterordnen und haben am Donnerstag, den 29. August 2024, die Photo-Ausstellung ‚Watch! Watch! Watch!‘ im Bucerius-Kunstforum in Hamburg angesehen, die dem Mitbegründer der legendären Fotoagentur Magnum, Henri Cartier-Bresson, mit der ersten großen Retrospektive in Deutschland seit 20 Jahren gewidmet ist. Die Ausstellung ist in Hamburg noch bis zum 22. September 2024 zu sehen und um das schon vorwegzunehmen: Die Ausstellung ist sehr interessant und empfehlenswert!
Das Bucerius-Kunstforum befindet sich direkt neben dem Hamburger Rathaus, die Ausstellung war sehr gut besucht und die klimatisierten Räumlichkeiten wurden von den Besuchern wegen der sommerlichen Außentemperaturen, so um die 30 Grad, sehr geschätzt. Fotografieren war in der Ausstellung erlaubt, was Inge auch gerne angenommen hat. So konnte sie uns bei unserem Online-Phototalk einige Bilder und Eindrücke der Ausstellung zeigen. Unter anderen war auch ein Titelblatt der Illustrierten ‚Der Stern‘ zu sehen, auf dem die Reportagen ‚Wir sprachen mit Nikita Chruschtschow‘ und ‚Menschen in Moskau – Fotos, wie sie noch kein Mensch im Westen sah‘ inhaltlich angekündigt wurden. Die meisten der Schwarz-Weiß-Bilder von Henri Cartier-Bresson zeigen Alltagssituationen, die er nicht nur im öffentlichen Raum aufgenommen hat und damit Einblicke in das allgemeine Leben der damaligen Zeit gibt.
Eines der weiteren Ziele der Hamburg-Exkursion war die alte Fischhalle, die mit ihren drei Etagen, der großen Lichtkuppel und den bunten Glasfenstern interessante Fotomotive bietet.
In einem Bürohaus, nahe der St. Pauli Landungsbrücken, ist das ‚Tor zur Welt‘ ein bekanntes Fotomotiv, bei dessen Ablichtung die Positionierung der Kamera eine wesentliche Rolle spielt, um die Symmetrie des Innenraumes, dem ‚Tor zur Welt‘ und der bis zur hohen Raumdecke reichenden Glaswand mit den abgespannten Drahtseilquadraten zu erreichen. Alternativ kann man auch die mittige Anordnung der gegenüberliegenden Krananlagen im Durchblick des ‚Tors zur Welt‘ priorisieren. Wenn dazu dann auch noch im Foto die Schatten der Drahtseilabspannungen auf dem Innenboden in symmetrischen Winkeln verlaufen sollen, wird es etwas schwieriger, zumal das Zeitfenster dann auch noch begrenzt ist. Aber, wie zu erwarten, sind die Bildergebnisse sehr vielversprechend, allerdings bedarf die eine oder andere Aufnahme noch etwas der Bearbeitung, um die Ansicht optimal darzustellen.
Die ‚Fabrik‘ in Hamburg-Altona ist weit über die Grenzen von Hamburg und Deutschland hinaus bekannt als ein Beispiel für die Nutzung von ehemaligen Industriebauten zu Versammlungsstätten von Kunst und Kultur. Der dreischiffige Hallenbau wurde 1899 als Werkhalle der Firma Hespe & Lembach erstellt, die Holzverarbeitungsmaschinen herstellte. Schon ab 1971 wurde das verlassene Hallengebäude als erstes, umgewandeltes Kultur- und Kommunikationszentrum, entsprechend dem Motto ‚Kultur für alle‘ genutzt. 1977 brannte die ‚Fabrik‘ bis auf die Grundmauern nieder, wurde in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand wieder aufgebaut und 1979 wiedereröffnet. Das Gebäude beeindruckt bis heute durch die besondere Architektur: Ein hoher, kirchenschiffartiger Raum mit einer Holzträgerkonstruktion und umlaufenden Galerien in zwei Stockwerken. Unter einem hohen Glasdach vereint die „Fabrik“ heute verschiedenste Kunstformen, wie Konzerte aller Art, Theater, Performance, Lesungen, Pädagogik, Politik und Diskussionen. Bei fotografischen Ergebnissen der Innenräume der Fabrik dominieren die vielen Linien der Holzkonstruktionen und alten technischen Einrichtungen, ergänzt durch viele an den Wänden aufgeklebte Plakate, die auf die Vielzahl prominenter Künstler hinweisen, die bereits in der ‚Fabrik‘ aufgetreten sind.
Hamburg hat auch noch eine neue Attraktion: Der alte Flak-Bunker auf St. Pauli wurde durch fünf Etagen erhöht und mit einem Gründach ausgestattet. Über 335 Stufen führt der Weg nach oben, der den täglich ca. 4.000 Besuchern vom 58 Meter hohen Aussichtspunkt einen grandiosen Rundumausblick bietet. Anstrengend, aber die Aussicht entlohnt allemal. Elbe, Hamburger Michel, Elbphilharmonie, die ‚Tanzenden Türme‘, St. Pauli-Stadion – alles im Blick! Dennoch haben nicht alle ExifCafé-User den Aufstieg bei über 30 Grad und strahlendem Sonnenschein mitgemacht, aber man muss ja auch einen Grund haben, Hamburg demnächst wieder einmal zu besuchen.
Nach Inges Bericht mit Wort und Bild zum Hamburg-Ausflug wurde das Challenge-Thema ‚Details‘ aufgerufen. ‚Fotografiert Details. Zeigt die kleinen, aber feinen Details eines Motivs, so dass man es aber trotzdem noch erkennt‘, so lautete die Aufgabenstellung.
Die Bildvorstellung begann mit Alfreds schwarz-gelbgestreifter Wespe auf gelben Bronzefenchel. Die Wespe ist in perfekter Schärfe bis hin zu den aufgestellten Flügeln abgebildet, der weitestgehend dunkle Hintergrund und große Teile der Pflanze sind diffus dargestellt. Durch die eindrucksvolle Schärfe der Wespe hebt sich das Insekt deutlich von den ebenfalls gelben Pflanzenteilen ab, eine perfekt gelungene Aufnahme in dem das Insekt die eindeutige Hauptrolle einnimmt. In seinem zweiten, in schwarz-weiß gehaltenen Bild zeigt Alfred uns den Bronzefenchel mit einem waagerechten Schärfeverlauf in dem jedoch nur einzelne Blüten als wirklich scharf abgebildete Details zu erkennen sind. Nach seinem ersten Foto der Wespe, ist die Schwarz-Weiß-Aufnahme jedoch deutlich nur zweiter Sieger!
Silvia hat wieder einmal keinen Einsatz gescheut und sich am Seitenstreifen eines Fahrradwegs unter den Stängel einer Wilden Möhre gelegt, um die Pflanzentriebe und deren Verstrebungen gegen den Himmel zu fotografieren. Herausgekommen ist dabei eine Aufnahme, die einem Feuerwerk ähnelt. Mittig ist der Pflanzenstängel zu erkennen, von dem die Triebe rundum abzweigen. Scharf abgebildet sind davon nur die unteren Abzweigungen. Im erweiterten Kreis zeigen sich sternförmige Pflanzenteile, die scheinbar ohne Verbindung zum Stamm ringsum erscheinen. Das Ganze vor einem leicht grauen, bedeckten Himmelshintergrund. Typisch Silvia, die uns wieder einmal mit einer ungewöhnlichen Perspektive auf eine alltägliche Pflanze mit kreativer Ansicht überrascht. Ein zweites Bild von Silvia zeigt uns eine Libelle, die sich hinter einem senkrechten Halm abgesetzt hat. Der Libellenkörper ist vom Halm verdeckt, nur die großen Libellenaugen und die klammernden Beine und Füße sind links und rechts am Halm zu erkennen. Interessantes Bild, bei dem man sich direkt beobachtet fühlt! Ein weiteres Bild von ihr ist ein Makro von einem Schmetterlingskopf, bei dem die Augen und der Rüssel vor den nach oben gefalteten Flügeln herausstechen. Details, die viele Menschen noch nie so gesehen haben!
Sven hat den Ausflug nach Hamburg für sein Detail-Bild genutzt. Er hat die beiden metallenen Schiebetüren des geschlossenen Bühnentors der ‚Fabrik‘ fotografiert. Sein Bild hat unter anderem auch die Frage aufgeworfen, ob Details immer klein sein müssten. In der Gesamtausstattung der ‚Fabrik‘ ist das Bühnentor sicherlich auch ein eigenes historisches Detail. Ob die Challenge-Aufgabenstellung damit erfüllt wird, sehen die ExifCafé-User nicht so eng.
Was Dieter zur Challenge-Aufgabe fotografiert hat, sieht beim ersten Blick wie ein magisches Auge aus. Letztlich ist jedoch zu erkennen, dass es sich um eine kleine, eingelassene Stativ-Wasserwage handelt, die im oberen Hintergrund von zwei diffusen, roten Dreiecken flankiert wird. Sehenswertes Detail mit überraschender Wirkung! Sein zweites Bild zeigt die rostige Feder eines Überdruckventils einer alten, ausrangierten Wasserpumpe. Historie im Detail!
Heinz fiel zur Challenge-Aufgabenstellung sofort ein Bild ein, das er vor langer Zeit aufgenommen hatte. Jüngere Betrachter könnten bei der Ansicht schon rätseln, um was es sich handelt, aber Ältere haben auf der schwarz-weißen Aufnahme schnell einen Plattenspieler erkannt, wobei der Fokus auf der tonabnehmenden Nadel auf der Schallplatte liegt.
Ich habe mich bei meinem Fotobeitrag für die Detaildarstellung einer 2-Euro-Sondermünze von Luxemburg entschieden, die anlässlich des 15jährigen Thronjubiläums von Großherzog Henri ausgegeben wurde. Der Teilausschnitt der Münze zeigt die Portraits von Großherzog Henri und seiner Frau, die im Detail durch unterschiedlich hohe Vertiefungen und Erhöhungen im Metall das einfallende Licht reflektieren und so die Portraits erscheinen lassen. In der vergrößerten Detailansicht sind die Portraits weniger gut zu erkennen, in der Gesamtansicht wird das Motiv jedoch deutlich.
Sven hat zu diesem Themenabschluss bereits das neue Challenge-Thema verraten, das mit ‚Werbung‘ wieder jede Menge Spielraum für kreative Ideen lässt.
Die Erinnerung an unseren gemeinsamen Photowalk im Juli 2021 zum Preußenhafen Lünen, mit dem alten Mohr-Kran, ist noch vollumfänglich vorhanden, weil es einfach eine schöne, interessante Location ist, die jederzeit einen Besuch wert ist. Dieter hatte kürzlich Gelegenheit mit einem Bekannten per kleiner Yacht in den Preußenhafen zu schippern und drei Tage dort das Preußenhafenfest, das zum 10. Mal stattfand, bei bester Witterung vom 9. bis 11. August 2024 mit Urlaubs- und Partystimmung sowie guter Musik zu genießen. Über seine während der Zeit fotografierten Bilder vermittelte er uns das entspannte Miteinander während des Hafenfestes, bei dem alle Liegeplätze im Hafen belegt waren und reichlich Publikum am Fest teilnahm. Den Abschluss des Hafenfestes bildete ein Feuerwerk, von dem Dieter auch einige sehenswerte Aufnahmen präsentierte. Schöne Bilder, die wieder richtig Lust auf gemeinsame Photowalks machen.
Am 26. Oktober 2024 wird mit der Vernissage zu unserer Werkschau ‚Momente‘ unsere zweite Werkschau im Rathaus-Pavillon in Bielefeld-Brackwede eröffnet. Für jeden unserer sechs Aussteller stehen begrenzt Stellwände zur Anbringung der ausgewählten Ausstellungsexponate zur Verfügung. Eine Vorauswahl der in Frage kommenden Bilder wurde bereits von den Ausstellern getroffen, jedoch sind es momentan noch deutlich mehr, als letztlich maximal präsentiert werden können. Alfred hat uns seine Vorauswahl gezeigt und um Meinungsäußerung dazu gebeten, um über Ansichten neutraler Betrachter zu einer engeren Auswahl zu gelangen. Bei einigen Bildern gab es spontan eindeutige, mehrheitliche Bestätigung, aber weil jeder Betrachter ein Bild individuell anders sieht, wurden auch einige Bilder kontrovers diskutiert. Ich glaube dennoch, dass Alfred durch die Bilddiskussion der ExifCafé-User etwas Hilfestellung zur endgültigen Festlegung seiner Ausstellungsbilder mitnehmen konnte.
Die Qual der Wahl zur Auswahl eigener fotografierter Bilder bestimmte das nächste Thema zur die Frage: Wie sucht ihr eure eigenen Fotos aus mehreren aus und wie bewertet ihr eure Bilder? Wer oft gezielt Motive mit konkreten Bildvorstellungen, wie das Bild aussehen soll (woher stammt das Bild im Kopf?), aufnimmt – wie zum Beispiel Heinz bei seinen Landschaftsaufnahmen per Langzeitbelichtung, der weiß meistens schon nach der Aufnahme, ob das Bild den Vorstellungen entspricht. Dazu sind dann das passende Wetter, Sonnenstand, Schatten, eventuell Wasserstand und andere Voraussetzungen schon im Vorfeld geprüft. Dann ist die Auswahl bereits erledigt. Wer jedoch zum Beispiel bei Events viele unvorhersehbare Motive fotografiert, der wird bei der Sichtung seiner aufgenommenen Bilder eine Auswahl treffen, um nicht mehrere Bilder vom gleichen Motiv, jedoch mit leicht unterschiedlichen Bildinhalten bzw. Perspektiven in seiner Auswahl zu zeigen. Hier hat jeder der ExifCafé-User seine eigene Bearbeitungsweise entwickelt. Bewertet werden die eigenen Bilder überwiegend mit ‚Bauchgefühl‘, wobei die Erinnerung an die Aufnahme der einzelnen Bilder immer mit eigenen Emotionen verbunden ist.
Bewertungen der Bilder durch neutrale Betrachter würden wahrscheinlich oft anders ausfallen. Nicht alle vergeben bei den Bildbewertungen Sterne und neben dem individuellem ‚Bauchgefühl‘ werden Bilder unter Beachtung der wichtigsten Qualitätskriterien, wie Belichtung, Bildschnitt, Bildgestaltung, Schärfe, Farbkompositionen, usw., zur Unterstützung der beabsichtigten Bildaussage ausgesucht. Wer Bilder für eine Ausstellung oder auch für ein Fotobuch zu einem bestimmten Thema auswählt, der wird sich auch an einem ‚roten Faden‘ orientieren, um dem Betrachter durch seine Bilder zu führen. Bei Zusammenstellung von Einzelbildern entscheidet jeder Fotograf nach eigener Ansicht und eigenen Regeln zur Qualitätsbeurteilung – aus dem Bauch heraus und findet vorzugsweise seine Lieblingsbilder! Kreativität kann und darf fotografische Qualitätsmerkmale minimieren oder sogar wirkungsvoll ersetzen, Zustimmung oder Ablehnung liegen immer im Auge des Betrachters.
Ich selbst bearbeite meine Bilder über mindestens vier Sichtungsrunden, in denen technisch mangelhafte und unzureichende Bilder mit zunehmend kritischer Betrachtung aussortiert werden. In der letzten Sichtungsrunde werden auch Serienbilder intensiv miteinander verglichen und nur die zwei besten (nach eigener Ansicht und aus dem Bauch heraus!) bleiben bestehen. Letztlich habe ich nach den Durchgängen meine Auswahl getroffen und habe dabei auch ein gutes Gefühl, die wesentlichen und besten Bilder zusammengeführt zu haben und meine Festplatten nicht mit unwichtigen Dateien zu belasten. Bewertungen nach einer Checkliste abzuarbeiten halte ich nicht für sinnvoll, die wichtigsten Qualitätsmerkmale eines guten Fotos sind im Kopf gespeichert und der Bauch hilft mit, die passende Auswahl und Bewertung zu finden.
Zum Abschluss unseres ExifCafé-Online Phototalks zeigte uns Sven noch seine umfangreich bearbeitete Aufnahme vom Hamburger ‚Tor zur Welt‘, bei der er intensive Säuberungsarbeiten an den zahlreichen Fensterquadraten durchgeführt hatte. In einem direkten Vergleich der Originalaufnahme und der bearbeiteten Version in vielfacher Vergrößerung wurden die zeitintensiven Säuberungen deutlich. Ein Unterschied, der auf einem gedruckten Foto normaler Größe nicht zu erkennen wäre, aber in einer starken Vergrößerung, besonders auf dem Monitor schon extrem ist. Da fällt die Bewertung eindeutig aus: Bestnote für Engagement, Einsatz und Ergebnis! Typisch für ExifCafé-User!