Der virtuelle Raum unseres ExifCafés war zum Online-Phototalk wieder einmal sehr gut mit echtem Leben gefüllt. Aus unserer Themenliste wurden bereits im Vorfeld interessante Beiträge genannt, die einen regen Austausch und viele Bilder garantierten.
Zu Beginn erzählte Ingrid Ohm, dass sie Ihr ‚Multiple Mini Art‘-Portfolio, das ihre Erdmännchen-Miniatur-Fotografien zeigt, neu gestaltet hat. ‚Multiple Mini Art‘ ist Miniatur-Szenographie, die am Ende eines jeweiligen Arbeitsprozesses fotografisch festgehalten wird. Sämtliche Szenen, Kulissen und Kostüme sind handgefertigt und speziell im Miniaturformat entworfen. Aus dem Zusammentreffen von handwerklicher Umsetzung, Phantasie und Spiel entsteht so ein Mikrokosmos einer eigens erschaffenen Miniaturwelt. Wer das noch nicht kennt, kann sich über Ingrids Portfolio gern informieren und Spaß haben!
Ein zentrales Thema war natürlich die Werkschau des ExifCafés, die mit Bildern der Fotografen Ingrid Ohm, Dieter Dröge, Alfred Bosdorf, Stefan Kull, Axel Krause und Heinz Wille vom 26. Oktober bis zum 17. November 2024 im Rathaus-Pavillon Bielefeld-Brackwede gezeigt wurde. Bereits die Vernissage war sehr gut besucht und auch an allen weiteren Öffnungstagen waren viele interessierte Besucher im Pavillon, um sich die Ausstellung anzusehen. In der Nachbetrachtung der Werkschau wurden von den Fotografen die interessanten Gespräche und Diskussionen mit den Besuchern hervorgehoben. Mehrere Besucher haben die Werkschau auch mehrfach besucht. Die Vielfalt der unterschiedlichen Genres der ausgestellten Bilder kam bei den Betrachtern sehr gut an, jeder fand sein fotografisches Lieblingsthema. Und es wurden sogar Verkäufe getätigt. Zu jedem Zeitpunkt herrschte eine positive, freundliche Stimmung im Ausstellungsraum. Viele Besucher haben sich für die tolle Ausstellung bedankt, verbunden mit Lob an die Fotografen. Für Fotografen und unser ExifCafé war die Ausstellung im Brackweder Rathaus-Pavillon ein großer Erfolg, der allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat. Ich denke, wir haben mit unseren Vorplanungen und letztlich den Ausstellungsausführungen nahe dem Optimum gearbeitet. Der Rathaus-Pavillon ist eine hervorragende Ausstellungslocation, hell und geradlinig und mit der Positionierung der Stellwände haben wir eine optimale Raumausnutzung erreicht. Sehr gerne würden wir hier eine weitere Ausstellung mit Bildern der ExifCafé-Fotografen zeigen, darum haben wir uns auch bereits schon wieder für einen Termin beworben.
Alternativ haben wir über andere Ausstellungs-Räume diskutiert, die in öffentlichen und städtischen Einrichtungen, wie zum Beispiel der Bielefelder Stadtbibliothek, möglich wären. Ein Unterschied besteht jedoch schon darin, dass eine dortige Fotoausstellung oftmals nur nebenbei von den Besuchern der Stadtbibliothek besucht würde, während Besucher einer Pavillon-Veranstaltung ausschließlich gezielt zur Ausstellung kommen. Dennoch wurden einige Locations für Ausstellungen genannt, wobei wir auch schon an etwas ‚Größerem‘ interessiert wären. Dafür käme auch der Raum Oldenburg in Frage, in dem unsere nördlichen User aktiv Umschau halten. Wir werden interessiert recherchieren!
Unser diesjähriges ExifCafé-Weihnachtsfest werden wir in Oldenburger Nähe, in Wardenburg feiern. Das Restaurant ist gebucht, die Fahrgemeinschaften der Bielefelder wurden auch schon gebildet – es kann also mit viel Spaß losgehen. Wir freuen uns auf das Wiedersehen mit unseren nördlichen ExifCafé-Usern und einen schönen, unterhaltsamen Tag!
Unsere Challenge-Aufgabe mit dem Thema ‚Herbst‘ wurde von Andreas Koch vorgeschlagen. Dazu wurden zahlreiche Bilder eingereicht, von denen hier nur einige genannt sein sollen. Alfred begann mit seinem Foto einer tunnelartigen ‚Weitsicht‘ durch eine Waldschneise, das die Gleise der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen zeigt, die aus dem herabgefallenen Laub geradlinig bis zum Horizont führen. Schöne Perspektive, schöne Farben – Herbst pur! Nahe der Musikakademie, im Palaisgarten Detmold hat Andreas einen sehr hohen, noch gut belaubten, aber schon gelb gefärbten Gingkobaum fotografiert, bei dem die sichtbaren, dunklen Aststrukturen im Kontrast zum dominierenden gelben Farbton stehen. Axel war zur frühen Morgenzeit im Bielefelder Bürgerpark und hat Teilansichten von Bäumen im Vordergrund mit Frühnebel im Park abgebildet. Man spürt förmlich die Ruhe und Stille der Szene. Sehr gelungen ist auch seine Aufnahme über die weitläufige Sicht des Bürgerparks, bei dem Baum-Teilansichten, buntes Herbstlaub, Nebel und ein schöner Sonnen-Blendenstern ein stimmungsvolles Herbstfoto gestalten.
Auch Dieter hat einen eindrucksvollen Gingkobaum mit gelb gefärbtem Laub fotografiert, der mit der blauen Komplementärfarbe des Himmels eine gefällige Ansicht bietet. Etwas ‚lauter‘ zeigt sich da schon seine Aufnahme von einem städtischen Mitarbeiter, der mit einem großdimensionierten Laubbläser Laub zusammen bläst. Bei der Ansicht stellte sich die Frage, ob der Tierschutz in Parks durch diese Art der Laubbeseitigung extrem beeinträchtigt würde, vom Lärm mal ganz abgesehen! Heinz irritierte uns mit einem schwarz/weißen Foto, das seiner Auskunft nach die letzten selbstgezogenen Tomaten der Saison in unterschiedlichen Größen und Reifezuständen in einer Kiste als Draufsicht zeigte. Zum Glück gab es aber anschließend die farbige Bildversion, die ohne Worte Früchte und Reifezustände deutlich vermittelte. Die Farbversion war hier eindeutig die bessere Wahl! Stefan ist auf Pilzsuche mit dem Makroobjektiv gegangen. Auf einem alten, abgestorbenen Ast fand er winzige Pilze, nur 2 bis 3 Millimeter groß, deren Unterseiten interessante Lamellenstrukturen im gestackten Bildergebnis zeigen. Weiter wurde er fündig mit einer ‚Geweihförmigen Holzkeule‘, einem Schlauchpilz, den wahrscheinlich noch keiner von uns jemals gesehen hat. Fotografie kann natürlich auch zur Bildung beitragen!
Silvia hat sich kreativ mit Doppelbelichtungen per Kameratechnik beschäftigt. Ihre gewählten Hauptmotive von Waldszenen, Baumkronen und Waldboden hat sie mit belaubten Ästen und farbigen Blättern überlagert, die in der Komposition neue Ansichten ergeben, die manchmal auch erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Herbstansichten kreativ und vielleicht auch etwas abstrakt – und echt interessant. Ingrid zeigte uns ein herbstlich buntes, dichtes Laubbild, in dem fast mittig ein Spatz seinen Platz gefunden hat. Bei der Betrachtung überraschte uns Stefan mit seiner Ansage, dass im Bild noch ein zweiter Vogel zu sehen wäre. Der bis dato unentdeckte zweite Spatz hatte sich am rechten unteren Bildrand im Laub versteckt! In einem weiteren Bild hat Ingrid ein einzelnes Eichenblatt beim Herabfallen gegen den weiß-blauen Himmel abgelichtet. Motiv gut getroffen, es ist gar nicht so einfach, ein fliegendes Blatt scharf ins Bild zu bringen! Eines meiner Herbstbilder zeigt eine einzelne Eiche mit gefärbtem Laub auf dem Toppmannsfeld der Rieselfelder Windel, ein zweites Bild zeigt ein letztes Eichenblatt am Baum, das ich vor dem Herabfallen an der ansonsten kahlen Baumkrone fotografiert habe.
Katharina hatte bereits Anfang August in unserem Forum auf die jährliche Fotokunstmesse ‚Paris Photo 2024‘ im Grand Palais in Paris vom 7. bis zum 10. November 2024 aufmerksam gemacht und plante ihrerseits auch schon den Besuch der Veranstaltung. Auf der größten Fotokunstmesse der Welt bieten Galerien und Fotobuchverlage ihre schönsten und interessantesten Fotografien zum Verkauf an. Am 25. August 2024 hatte Katharina die Reise bereits gebucht und freute sich seitdem auf Fotokunstmesse, Eiffelturm und die Stadt Paris. Die Reise wurde per Auto über die Niederlande und Belgien absolviert, weil es auf dieser Strecke etwas entspannter zugeht. Katharinas bildlicher Reisebericht begann – typisch für Katharina – mit einer Waffel und einem Pfannkuchen und der fotografierte Keks und Cappuccino waren zwar nicht billig, aber sahen richtig lecker aus. Zwei gefüllte Sektgläser auf dem Tisch eines Straßenrestaurants am Montmartre in einer Abendszene vermitteln gute Stimmung. Es folgten Bilder vom bekannten Moulin Rouge und dem Kunstmuseum Musée d’Orsay, in dem auch Originalgemälde von Claude Monet und Vincent van Gogh zu bewundern sind. Hier gelang Katharina ein besonderes Foto vor dem 4,72 x 7,72 Meter großen Gemälde ‚Les Romains de la décadence‘ des Malers Thomas Couture. Es scheint so, als wäre die Wand, bzw. das Umfeld zur Anbringung des Gemäldes spezifisch dafür erstellt worden. Umfeld und Gemälde imponieren mit monumentaler Größe, links und rechts, neben dem im grauen Farbton freistehenden, hohen Block, an dem das Gemälde angebracht ist, werden die schmalen Gänge durch gleichhohe, ebenfalls in grau gehaltene Wände begrenzt. Gegenüber dem Gemälde befinden sich wahrscheinlich hohe Fenster, die das Gemälde gleichmäßig ausleuchten, während das Licht in den seitlichen Gängen allmählich schwindet. Dadurch wird das farbige Gemälde noch deutlicher, geradezu herausstechend präsentiert. Über alledem zeigt sich die historische, mit wiederkehrenden Mustern geschmückte Gewölbedecke des Museums. Vor dem Gemälde ist in ausreichendem Abstand eine kleine, etwa 40 Zentimeter hohe Seil-Absperrung aufgestellt, damit Betrachter dem Gemälde nicht zu nahe kommen oder es gar berühren. Ein kleiner Junge hat sich davon jedoch nicht abhalten lassen. Er ist auf Katharinas Foto kurz hinter der Absperrung in knieender Position zu sehen. Vor ihm liegt ein Blatt Papier, auf dem er sich Notizen macht oder vielleicht etwas zeichnet. Der Gemäldetitel ‚les Romains de la décadence‘ lautet ins Deutsche übersetzt ‚Die Dekadenz der Römer‘. Auch für den Jungen scheint die Gemäldedarstellung etwas Ungewöhnliches zu enthalten, so dass er sich für Details des Gemäldes interessiert. Kindliche Neugier und Unbekümmertheit haben sich spontan, ohne großes Nachdenken, über die Absperrregeln des Museums hinweg gesetzt, aber was ist dieser kleine Regelbruch schon im Vergleich zur dargestellten Dekadenz der Römer im Gemälde! Ich kann der Ansicht dieses Fotos viel abgewinnen, es gefällt mir außergewöhnlich gut! Die harmonische Farbstimmung der Ansicht nimmt mich augenblicklich mit und diese zufällige Szene mit dem Jungen lässt das Kopfkino sofort starten – ein Bild mit viel Raum für Fantasie und Geschichten.
Vor dem Eingang der ‚Paris Photo 2024‘, dem Grand Palais, warteten sehr viele Besucher in langer Schlange auf den Einlass, der jedoch schneller als gedacht erfolgte. Die Fotokunstmesse ist ein riesiger Marktplatz über drei Etagen zum Kaufen und Verkaufen, mit hochkarätig besetzten Künstlergesprächen, zahlreichen Signier-Events mit international berühmten Fotografen und fantastischen Fotografien aller Genres. Ein Traum von einer Ausstellungslocation, in der man Tage verbringen kann und dennoch nicht alles gesehen hat. Natürlich hat Katharina aber auch Bilder vom 320 Meter hohen Eiffelturm gezeigt, dessen Spitze sich jedoch während ihres Paris-Aufenthaltes im Hochnebel versteckte. Katharinas Paris-Bilder hier alle zu beschreiben, würde den ohnehin schon ausgedehnten Rahmen sprengen. Die riesige Uhr im Museum Orsay, durch dessen Zifferblatt man vom Inneren eines Restaurants nach außen sehen kann, das Invalidenhaus mit Dom und Grabmal Napoleon Bonaparte, die Basilika Sacré-Cœur de Montmartre, das Kunstmuseum Louvre, das Einkaufszentrum Lafayette mit seiner bemerkenswerten Jugendstil-Architektur, von dessen Dachterrasse Katharina in einer Stadtszene den Verkehrskreisel abgelichtet hat, Eiffelturm und Umgebung sowie viel historische Architektur im Bestzustand im Stadtbild und interessante Straßenszenen – das, und noch viel, viel mehr kann man in weniger als fünf Tagen nur zu einem Bruchteil erleben. Und deshalb steht der Parisbesuch für Katharina im nächsten Jahr wieder auf dem Plan!
Anschließend zeigte uns Stefan noch Bilder von seinem Aufenthalt in Rotterdam, die er mit seiner Fujifilm-Mittelformatkamera aufgenommen hatte. Motive waren die ‚De Hef‘ (Koningshavenbrug), eine ehemalige Eisenbahn-Hubbrücke, die Erasmusbrücke, die als 802 Meter lange Straßen-Schrägseilbrücke das Stadtzentrum mit einem städtebaulichen Entwicklungsgebiet verbindet, die Markthalle, ein hufeisenförmiges, elf Stockwerke hohes, langgestrecktes Gebäude, dessen Fassaden an der Vorder- bzw. Rückseite des Baus aus Drahtseilen und Glasscheiben zusammengestellt sind, die Willemsbrug (Rote Brücke) die auch ‚Golden Gate Bridge von Rotterdam‘ genannt wird, die Centraal Station (Hauptbahnhof), ‚Red Apple‘ mit seiner unglaublichen Architektur auf der Insel Wijnhaven und die berühmten Kubushäuser, die ‚Gelben Häuser‘. Tolle Bilder von außergewöhnlicher Architektur! Stefans Bildgestaltung und die Technik der Kamera sind hervorragend, aber die Komplementärfarbe Blau zu den Gelben Häusern kann auch die beste Kamera bei grauem Himmel realistisch nicht beisteuern. Das heißt: Stefan muss noch einmal nach Rotterdam, wenn die Sonne am blauem Himmel auch die Gelben Kubushäuser strahlen lässt!
Das Jahresende naht, aber ein Photowalk-Wunsch wurde im ExifCafe noch geäußert: Ein Besuch der Weihnachtsmärkte in Hamburg! An der Binnenalster ist der Blick auf die festlich erleuchtete Innenstadt, die weißen Pagodenzelte und natürlich die lichtergeschmückte Alstertanne auf dem Wasser schon besonders und ein sehr begehrtes Fotomotiv. Das nostalgische Riesenrad aus dem Jahr 1899 auf dem Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg bietet aus der Vogelperspektive eine weite Rundumsicht auf das weihnachtliche Hamburg und die Alstertanne. Die Absprachen im Forum zu diesem Photowalk laufen, wer dabei sein möchte, kann sich noch eintragen.
Das war unser vorletzter Online-Phototalk des Jahres 2024. Unser virtueller Jahresabschluss findet zwischen den Jahren statt, wird aber mehr ein gemütlicher Ausklang. Wir freuen uns allerdings bereits jetzt schon auf alles, was wir im kommenden Jahr gemeinsam im ExifCafé unternehmen werden. Einige Planungen nehmen bereits konkrete Formen an und an Vorschlägen und Ideen mangelt es uns ohnehin nie. Auch im neuen Jahr 2025 werden wir mit engagierter Aktivität wieder viel Spaß mit Fotografie, gemeinsamen Aktionen und Photowalks und den dabei entstehenden, sehenswerten Bildern haben.