Anläßlich der Sonderausstellung „Achtung Bildakrobat!“ mit Fotografien und Fotomontagen von Merten Kunisch, trafen wir uns diesmal im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo. Der als „Der Bildakrobat“ bekannte, lippische Fotograf zeigt, wie aktuelle Software die Fotokunst verändert hat und realistische Ansichten zu surrealen Bildkompositionen manipuliert werden können.
Die zurückliegende Woche war ziemlich durchgängig verregnet, insofern hatte ich den von unserem ExifCafé geplanten, sonntäglichen Ausstellungsbesuch schon ungeduldig als Wochenhighlight erwartet. Ich wurde nicht enttäuscht, sogar das Wetter spielte mit. Als wir am Schloss Brake ankamen, war bestes (Foto-)Wetter, blauer Himmel und schöne, ziehende Wolken. So haben wir vorerst einige Fotos vom Schloss Brake und der näheren Umgebung gemacht, bevor wir die Ausstellung besucht haben.
Ein ins Internet gestelltes Video zur Ausstellung hatte meine Vorfreude auch bezüglich der Location gesteigert. Der Ausstellungsraum zeigte sich mit den auf die Bilder zielgerichteten Beleuchtungen als sehr gut inszenierte Location. Gezeigt wurden ca. 20 Fotos in unterschiedlichen Größen und Formaten, einzelne Fotos hatten mit mehr als 250 cm Kantenlänge eine beeindruckende Fläche. Jedem ausgestellten Foto war ein kleines Foto der originalen RAW-Datei zugeordnet, was dem Betrachter die ‚vorher – nachher – Ansicht‘ ermöglichte. Einige Motive zeigten bekannte lippische Stadt- oder Häuseransichten, was die Ausstellung für Besucher aus der Region besonders interessant machte.
Der erste Blick auf jedes einzelne Bild löste schon Erstaunen aus. Die inhaltlichen Motive waren sehr interessant, allein die Ideen des Fotografen sind schon bemerkenswert. Wie kommt man darauf, den Hermann (vom Hermannsdenkmal) in einer anderen Pose, samt seinem Schwert, auf eine Straßenkreuzung zu stellen, um dort den Verkehr zu stoppen? Oder auch die Glaskuppel des Berliner Reichstagsgebäudes mit der Hand abzunehmen, um mal ordentlich durchzulüften, ‚um den alten Muff zu entfernen‘?
Es ist sicherlich nicht richtig, diese Bilder nach fotografischen Gesichtspunkten zu beurteilen, weil es hierbei mehr darum geht, die Realität mit zum Teil absurden Zutaten zu ergänzen und die gesamte Szenerie als möglich erscheinen zu lassen. Die Kunst der Manipulation liegt meiner Meinung nach darin, die Übergänge der eingesetzten Manipulationen so zu bearbeiten, dass die Ansätze realistisch und möglichst unsichtbar sind. Sven hatte im Vorfeld den Namen Uli Staiger erwähnt, der vergleichsweise für mich jedoch noch eine andere Liga darstellt.
Dennoch waren die ausgestellten Bilder beeindruckende Darstellungen, trotz Rauschen bei manchmal fehlender Auflösung und Säumen an Objektkanten, stürzender Häuserlinien und nicht waagerechtem Horizont. Manchen etwas blassen Bildern hätte etwas mehr Farbintensität gut getan. Aber das ist alles nur mein subjektives Empfinden. Ich bin sicher, dass sich die meisten Besucher der Ausstellung ganz einfach nur vom Gesamteindruck der surrealen Darstellungen begeistern lassen. Mit diesem Gedanken habe auch ich die Ausstellung betrachtet und viel Spaß dabei gehabt.
Weil ich weiß, dass Merten Kunisch schon viele Bilder in dieser Art gestaltet hat, hätte ich mir ein paar Bilder mehr in der Ausstellung gewünscht. Leider war die im Internetvideo sichtbare Videoinstallation im Ausstellungsraum nicht aktiv, wir hatten uns davon einige Ansichten zur Arbeitsweise des Künstlers versprochen.
Mit dem Ausstellungsbesuch hatten wir zusätzlich auch die Möglichkeit zu einem Museumsrundgang im Schloss Brake, den wir natürlich bis in den oberen Turmbereich wahrgenommen haben. Das war der krasse Gegensatz zu den Fotomontagen von Merten Kunisch, hat uns aber auch gefallen.
Der anschließende Café-Besuch gehört mittlerweise zu unseren Ausflügen, wird jedoch niemals Routine. Mit dem Café Vielfalt in Lemgo haben wir die richtige Stätte zu unseren (vielfältigen) Eindrücken des Tages ausgewählt. Kaffee, Kakao und Kuchen waren gut, unsere Unterhaltung sowieso, wiederum ein sehr interessanter Tag mit viel Austausch und Spaß dabei. Alles Bestens!
Ich freue mich schon jetzt auf unseren nächsten Ausstellungsbesuch am 15. Januar 2020 mit Jürgen Eschers „Überleben“, weil: Es ist einfach schön mit euch!