Die Ausstellungsbesuche und Photowalk-Aktivitäten im ExifCafe nehmen Fahrt auf! Bereits bei unserem Besuch am 25. Juli 2021 in Oldenburg, bei dem wir uns die Ausstellung ’Polarnight – Fotografien von Esther Horvath’ angesehen haben, hatten wir von Bärbel den Hinweis erhalten, dass aktuell in Oldenburg noch eine weitere sehenswerte Ausstellung mit dem Titel ’Analog 66 – Oldenburger Portraits von Stephan Meyer-Bergfeld’ im Oldenburger Kunstverein gezeigt wird. Diese Ausstellung wurde ursprünglich bereits im Stadtmuseum Oldenburg im Oktober 2020 gezeigt, musste jedoch zwei Wochen danach coronabedingt schließen.
Weil unser erster Oldenburg-Besuch Ende Juli rundum ein toller Tag war, haben wir diese Anregung sehr gerne für eine zweite Oldenburg-Fahrt angenommen. Wie immer waren alle Teilnehmer sehr pünktlich am Treffpunkt Bahnhof in Steinhagen und nach zügiger, stauloser Autobahnfahrt trafen wir nach gut anderthalb Stunden in Oldenburg ein.
Vor der Ausstellungslocation des Oldenburger Kunstvereins wurden wir schon von den Nordlichtern Inka, Katharina, Mina und Uwe erwartet. Wir haben uns sehr über das Wiedersehen mit den Usern der ehemaligen Fotogemeinschaft FSN gefreut. Entsprechend umfangreich war der Austausch, bevor wir die Ausstellung besucht haben. Katharina und Uwe haben sich zwischenzeitlich dem ExifCafé angeschlossen und wir sind sicher, dass die Entfernung unserer Wohnorte keine große Hürde für gemeinschaftliche Aktivitäten bedeutet.
Die Location des Oldenburger Kunstvereins ist einfach nur fantastisch! Besser, bzw. geeigneter kann man einen Ausstellungsraum eigentlich nicht gestalten. Hier konzentriert sich alles auf die ausgestellten Exponate, nichts lenkt hier davon ab. Außenwände und Innenwände wurden explizit nach Merkmalen einer optimalen Bildpräsentation aufgebaut und gestaltet.
Über einen Zeitraum von vier Jahren hat der ausgebildete Fotograf Stephan Meyer-Bergfeld mit einer analogen, aus dem Jahr 1966 stammenden Hasselblad 500C-Kamera, 100 Personen der Oldenburger Bürger portraitiert. Meyer-Bergfeld, 1963 in Wilhelmshaven geboren, vielfach international für seine Arbeiten ausgezeichnet, arbeitet seit 1995 freiberuflich als Fotograf in Oldenburg. Alle 100 ausgestellten Portraits werden ausnahmslos in Schwarz/Weiß, ohne Passepartout, glaslos gerahmt mit ca. zwei Zentimeter breiter, weißmatter Holzleiste, im quadratischen Großformat von ca. 60 x 60 Zentimetern präsentiert. Die Anordnung der Exponate auf glatter, weißer Wand, alle Bilder auf gleicher Höhe und im gleichen Abstand – allein der erste Anblick beim Betreten des Ausstellungsraums veranlasst den Besucher zu einem anerkennenden, erwartungsvollen Kopfnicken. Und die hohen Erwartungen der Besucher werden bei näherer Betrachtung der einzelnen Portraits nicht enttäuscht! Während der seinerzeitigen Ausstellungseröffnung wurden Worte von Albert Schweitzer zitiert: „Mit zwanzig hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das das Leben ihm gegeben hat und mit sechzig das Gesicht, das er verdient“. In diesem Zusammenhang wurden Portraitfotografen als Konservatoren des Epizentrums der Persönlichkeit, dem menschlichen Gesicht bezeichnet.
Einfühlungsvermögen in der Zusammenarbeit mit den Portraitierten, ergänzt durch die Kombination von Position, Licht und Kameratechnik, zeichnen die ausdrucksstarken Portraits von Stephan Meyer-Bergfeld aus, auf denen feinste Details zu erkennen sind. Überwiegend wurden die Portraits als Brustbild ohne weitere Aktion erstellt. Vielleicht mit ein Grund, warum mir das Portrait von Dr. Ummo Francksen ganz besonders gut gefallen hat. Das Bild zeigt ihn zur Ruhe mahnend, mit dem Zeigefinger der rechten Hand vor dem geschlossenen Mund. Sehr ausdrucksstark! Ein Portrait, das beim Betrachter die Fantasie in Gang bringt! Auch in zwischenzeitlich zahlreich erschienenen Berichten zur Ausstellung wurde dieses Portrait zu Recht besonders hervorgehoben.
Bei den Portraitierten wurden nicht nur bekannte oder namhafte Persönlichkeiten der Stadt Oldenburg oder aus Kunst und Wirtschaft, sondern auch Kinder und unbekannte Menschen abgebildet, die mit ihrer ganz persönlichen Art jeden Tag zum multikulturellen Leben der Stadt Oldenburg beitragen. Unter jedem einzelnen Portrait werden Name, Berufsstand oder Tätigkeit der abgebildeten Person genannt. Mit der Empfehlung zu dieser Ausstellung wurde uns nicht zu viel versprochen, die Fotoausstellung ‚Analog 66 – Oldenburger Portraits von Stephan Meyer-Bergfeld‘ ist in jeder Hinsicht sehr bemerkenswert! Vielleicht gibt es irgendwann eine erweiterte Ausstellung zum selben Thema, denn Stephan Meyer-Bergfeld möchte dieses Projekt fortsetzen.
Nach dem Ausstellungsbesuch zog es uns erneut in den Biergarten der ’Brückenwirtin’, den wir wieder für unsere Mittagspause gewählt hatten. Schönes, warmes Sommerwetter, eine Speisekarte, in der jeder von uns sein Lieblingsgericht und das passende Getränk fand, dazu beste Stimmung und vielfältiger Austausch untereinander mit viel Spaß. Besser hätte man diesen Tag nicht fortsetzen können!
Nach dem stärkenden Zwischenstopp wollten sich Inka und Mina im Landesmuseum die Fotoausstellung ’Polarnight’ ansehen, während wir von der Huntebrücke einen weiten Blick über die Hunte und die Stadt Oldenburg per Langzeitbelichtung festhalten wollten. Ältere Ortskenntnisse halfen nur wenig auf dem Weg zur Huntebrücke, weil die seinerzeitigen Wege, die an der Hunte entlang führten, zwischenzeitlich gesperrt wurden. Dennoch standen wir nach geänderter Anfahrt schon bald vor den Treppenstufen zum Aufgang der Brücke. 1978 wurde die 441 m lange und mit 30 m Höhe zweithöchste Brücke Niedersachsens für den Verkehr freigegeben und damit das seinerzeit verkehrstechnische Nadelöhr Oldenburg entschärft. Die für Fußgänger und Radfahrer in luftiger Höhe freigegebene Passage, direkt unter der Autobahn-Fahrbahn, ist nach außen auf der gesamten Brückenlänge vollständig mit Gittern verkleidet. Damit ist jegliche Absturzgefahr gebannt. Die Innenwände der Passage sind komplett mit Graffitis bedeckt. Erstaunt hat mich die starke Besucherfrequenz der Passage und dass viele ’Fluss-Seitenwechsler’ den steilen Anstieg zur Brückenpassage mit Fahrrädern bewältigen. Wenn die über 400 Meter lange Passage für einen kurzen Moment einmal menschenleer ist, bietet sie einen imposanten Anblick.
Auf der Außenseite der Passage haben wir unsere Stative aufgebaut. Die Objektive blickten durch die unteren, vertikal verlaufenden Gitterstäbe, die zum Glück genügend Abstand boten. Unter uns die breite, fließende Hunte. Der Ausblick über den Fluss, die umgebene Landschaft und die in der Ferne sichtbare Silhouette der Stadt Oldenburg mit der Lamberti-Kirche ist grandios! Sven hat uns erneut viele Details in Theorie und Praxis zur Anwendung der Filterfotografie erläutert und damit unsere Kenntnisse erweitert. Wer bis dahin noch keine Filter in der Fotografie eingesetzt hatte, wird diesem ersten Schritt mit Sicherheit weitere folgen lassen, denn die möglichen Ergebnisse, die nur über Filter zu erreichen sind, sind wirklich außergewöhnlich.
Nach ausgiebiger Fotografie und Aufenthalt auf der Huntebrücke ging es zurück zum nahegelegenen Parkplatz ’FensterzumSee’, wo wir uns gemeinschaftlich noch eine ganze Weile angeregt unterhalten haben, bevor wir uns von unseren norddeutschen Fotofreunden verabschiedeten und die Rückfahrt nach Bielefeld starteten.
Durch das nahliegende Sommerferienende in NRW hatten wir uns gedanklich schon auf einen längeren Stau auf der Autobahn eingestellt. Als uns das Navi während der Fahrt diesbezüglich vor Vechta warnte, hatte Heinz die spontane Idee zu einem Abstecher zum Olgahafen am Dümmer See. Statt im Stau zu stehen, zogen wir es natürlich vor, in entspannter Atmosphäre, mit einem Fischbrötchen in der Hand dem bunten Treiben auf dem Dümmer See zuzusehen. Das war in jedem Fall die bessere Alternative! Bei der Anfahrt zum Olgahafen wurde allerdings auch deutlich, dass rund um den Dümmer viele Parkplätze bis auf den letzten Platz belegt und an den Seeufern von Besuchern total überlaufen waren. Aber der Olgahafen ist ein kleiner Insidertipp! Die Gastronomie hatte gut zu tun, aber dennoch überwog dort überall der Eindruck von Ruhe und Gelassenheit. Dieser Aufenthalt am Olgahafen war für uns der perfekte Abschluss unseres Ausflugs. Die anschließende Weiterfahrt zur und auf der A33 verlief problemlos und ohne Stau bis wir uns am morgendlichen Treffpunkt, dem Parkplatz Bahnhof Steinhagen, nach einem ausgefüllten Tag in bester, gut gelaunter Gemeinschaft, mit interessanter Ausstellung und schönen Landschaftseindrücken von einander verabschiedet haben.
Aber die nächsten Photowalks des ExifCafés sind schon eingestielt: Milchstraßenfotografie an der Möhnetalsperre, Photopia Hamburg und… Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!