Unser Ausstellungsbesuch vom 18. März 2023 in den Hamburger Deichtorhallen mit Bildern von Ragnar Axelsson aus der Ausstellung ‚Where The World Is Melting‘ ist noch gegenwärtig, da steht bereits die nächste ExifCafé-Exkursion zur ‚World Press Photo 2022‘-Ausstellung nach Oldenburg an. Um rechtzeitig zur Öffnung um 10.00 Uhr am Samstag, den 1. April 2023, vor dem Eingang des Landesmuseums für Kunst & Kulturgeschichte Oldenburg, dem Oldenburger Schloss, zu stehen, waren wir bereits ab unserem Treffpunkt um 8.00 Uhr unterwegs. Das Wetter war ziemlich grau und regnerisch, dennoch war die Stimmung gut – wie immer, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Nach einer störungsfreien, zügigen Anfahrt, haben wir uns pünktlich, noch vor 10 Uhr vor dem Haupteingang Schloss Oldenburg mit unseren Usern aus dem Oldenburger Umland getroffen, um dann gemeinsam die ‚World Press Photo 2022‘-Ausstellung zu besuchen.
Dramatisches Weltgeschehen! So kann man zusammenfassend die Bilder der Ausstellung beschreiben. Kriege, Gewalt und Vertreibungen, Menschenrechtsverletzungen, COVID-19-Pandemie, Nahrungsmittelkrisen, katastrophale Überflutungen, Waldbrände von ungeheuren Ausmaß, Zerstörung von Lebensräumen für Mensch und Tier und Umweltsünden, die das Klima unserer Erde gravierend und viel schneller als vom Menschen befürchtet, lebensfeindlich verändern.
Damit möglichst alle diese Katastrophen, Missstände und Ungerechtigkeiten in der Welt bekannt werden, ist es wichtig, die Geschehnisse in Wort und Bild zu dokumentieren und weltweit zu verbreiten, was jedoch nicht immer allen Beteiligten recht ist. Durch Einschränkung der Pressefreiheit wurden im Jahr 2021 im Rahmen ihrer Tätigkeit 46 Journalisten getötet und 488 inhaftiert. Das ist auch die Motivation der Stiftung World Press Photo, die seit 1955 die Wahl zum Pressefoto des Jahres veranstaltet: „Die Stiftung ‚World Press Photo‘ glaubt an die Relevanz und das Potential des Beitrags von Bildgeschichten zu einem besseren Verständnis der drängendsten globalen Probleme. Es ist essenziell, dass Fotojournalisten diese Geschichten dokumentieren, sodass der Rest der Welt sich damit verbinden kann.“
‚Bilder geben dem Moment Dauer‘ so lautet die stimmige Headline einer Werbeanzeige zur ‚World Press Photo 2022‘-Ausstellung. Dass den Besuchern der Ausstellung in dieser und auch anderen Werbeanzeigen „Viel Spaß auf der World Press Photo 2022-Ausstellung“ gewünscht wird, lässt vermuten, dass die Werbetreibenden selbst wahrscheinlich bisher noch keine dieser Ausstellungen besucht haben. Ich bin nach dem Betrachten der gezeigten Bilder eher traurig und nachdenklich. Auch deshalb, weil ich nicht einen einzigen Bildbeitrag mit einer positiven, freundlichen Aussage in der Ausstellung gesehen habe. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, die bildlich dargestellten Traumata irgendwann in Hoffnung für eine bessere Zukunft wandeln zu können.
Sehr interessant war auch der Rückblick mit der Winner-Wall auf die Siegerbilder der ‚World Press Photo‘-Ausstellungen seit dem Jahr 1955 bis heute, der die Erinnerung an bedeutende Ereignisse vergangener Jahre in der Welt zurückbrachte.
Die Ausstellung in den Räumen im Oldenburger Schloss ist sehr gut kuratiert, die Bilder mit den zugeordneten Texten sind informativ, aufrüttelnd, auch oft grausam. Den beteiligten Fotografen gebührt Dank für die Dokumentation der Geschehnisse, die ohne ihre Arbeit oft nur regionale Beachtung finden würden. Es bleibt zu wünschen und die Hoffnung, dass die Verantwortlichen aller Länder die gezeigten Missstände zur Kenntnis nehmen und Gesetze und Maßnahmen zur Abstellung der Probleme umsetzen. Dass Politik jedoch bewusst auch gegenteilig betrieben wird, beweist das Verhalten von US-Ex-Präsident Donald Trump, der mit Fake News die Kandidaten der Demokraten fälschlicherweise des Umsturzes der Justiz und der Wahlmanipulation beschuldigte und dafür angeklagt wurde. Später wurde Trump ein zweites Mal wegen Anstiftung zur Aufruhr angeklagt, letztlich vom Senat jedoch wieder freigesprochen. Wenn auch nicht zu verstehen, ist das bittere Realität!
Das Oldenburger Schloss ist auch das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Natürlich haben wir uns nach der Fotoausstellung auch das Schloss und seine historischen Repräsentationsräume angesehen. Ausgehend vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert verdeutlichen ca. 800 kulturgeschichtliche Exponate die Besonderheiten des Oldenburger Landes. Zu sehen sind unter anderem auch viele Sammlungen, die die Entwicklungsschritte unterschiedlicher Themen, wie auch zu Design und Kunstgewerbe aufzeigen, zurückreichend über mittelalterliche Handschriften, Elfenbeinschnitzereien, Jugendstilensembles und Bauhausdesign mit ihrer Entwicklungsgeschichte der angewandten Kunst, von der Romantik bis in die 1900erJahre.
Nach so viel Aufnahme vom zurückliegenden Weltgeschehen war es gegen 12.30 Uhr Zeit für eine Mittagspause, für die uns Katerina im oldenburgischen Restaurant ‚La Casa Vecchia‘ vorsorglich Tische reserviert hatte. Auf der umfangreichen Speisenkarte fanden alle Hungrigen das Passende zur Stärkung für weitere Unternehmungen und über vielfältige Gesprächsthemen verlief die Pausenzeit interessant und kurzweilig.
Das Wetter war noch immer grau, regnerisch und windig, nur ab und zu gab es kurze Regenpausen. Dennoch haben wir uns für die Weiterfahrt an die Küste nach Wilhelmshaven entschieden, das historische Leuchtfeuer ‚Alte Mole‘ sollte unser Ziel sein. Dort angekommen, wurde uns direkt nach dem Öffnen der Autotüren bewusst, dass unser fotografisches Vorhaben nicht umsetzbar war. Sehr starker Wind und Nieselregen hielt alle Reisenden davon ab, die Fotorucksäcke mitzunehmen. Die beabsichtigten Langzeitbelichtungen von der Alten Mole wären bei diesen Wetterverhältnissen für akzeptable Ergebnisse nicht möglich gewesen. So wurden nur einige Bilder mit dem Handy aufgenommen und die Kaiser Wilhelm-Brücke als nächstes Ziel definiert, in der Hoffnung, dass wir an anderer Stelle mit etwas günstigeren Wetterbedingungen doch noch einige Bilder mit nach Hause nehmen könnten.
Mit einem Gewicht von 440 Tonnen, 159 Meter Länge, 8 Meter Breite und über 20 Meter hohen Stützpfeilern ist die drehbare Kaiser Wilhelm-Stahlbrücke, die 1907 eröffnet wurde, auch heute noch eine imposante Erscheinung. Sie überquert den Verbindungshafen und dient als Verbindungsstück zwischen der Südstadt und dem Südstrand sowie den südlichen Hafenanlagen. Die Durchfahrtshöhe beträgt etwa 10 Meter bei mittlerem Hafenwasserstand, die Durchfahrtsbreite fast 59 Meter. Beide Brückenhälften sind unabhängig voneinander zu öffnen, sie werden dabei im Uhrzeigersinn um bis zu 90° gedreht. Ein besonderer Blickfang sind auch die beiden hängenden Brückenbeleuchtungen, die nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden konnten. Die Kaiser-Wilhelm Brücke mit den beiden Brückenhäusern, die seit 1975 unter Denkmalschutz stehen, wurden ab dem Jahr 2010 drei Jahre lang aufwändig saniert und sind das Wahrzeichen der Stadt Wilhelmshaven.
Der Wind war im Umfeld der Kaiser Wilhelm-Brücke nicht mehr so stark, aber der Regen trieb uns zu einer weiteren Pause ins nahegelegene, rustikale ‚Tingel Tangel Ahoi‘ am Bontekai. Dort wurden mit Kaffee und Kuchen noch einmal die Akkus aller Teilnehmer vollends aufgeladen. Danach war es draußen zwar noch immer grau und windig, aber die ersehnte Regenpause hatte eingesetzt. So standen kurz darauf mehrere Kameras auf Stativen am Bontekai mit Blickrichtung Kaiser Wilhelm-Brücke und dem dahinterliegenden Marine-Zerstörer ‚Mölder D186‘. Hier gelangen auch die beabsichtigten Langzeitaufnahmen der sehenswerten Brücke, so dass wir von unserem erweiterten Ausflug an die Küste nach Wilhelmshaven doch noch außergewöhnliche Bildergebnisse mit nach Hause nehmen konnten.
Mit diesem schönen Abschluss haben wir uns dann zwecks Heimfahrt wieder zu unseren Fahrzeugen begeben. Ein Teil unserer Gruppe fuhr zurück nach Oldenburg, während die anderen sich auf die Route zurück nach Bielefeld begaben. Aber Heinz hatte noch einen kleinen Abstecher nach Varel im Sinn, um dort vielleicht noch ein interessantes Bild an der Wilhelm-Kammann-Schleuse aufzunehmen.
Als wir dort über den Deich gingen, erwartete uns ein sehr kräftiger Wind, aber es regnete nicht mehr. Vor der Schleuse lag das Fischerboot ‚Hein Godenwind VAR 6‘ im Schlick. Wer nun glaubt, dass dieses Motiv nur bei Sonnenschein gut aussieht, der täuscht sich. Nach dem Motto: „Wind ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben!“, wurden noch einmal die Stative aufgebaut, um das typisch norddeutsche Motiv im Bild festzuhalten. Der Abstecher nach Varel hat sich dafür in jedem Fall gelohnt. Danach ging es zielstrebig über die Autobahn nach Bielefeld, das wir spätabends ohne Verzögerung problemlos erreichten.
Es war ein ausgefüllter Tag mit entspannter Anreise nach Oldenburg, dem Treffen der oldenburgischen ExifCafé-User, einer interessanten ‚World Press Photo 2022‘-Ausstellung, einer schönen Mittagspause im ‚La Casa Vecchia‘ mit viel Spaß und Austausch unter Gleichgesinnten und trotz des grauen, regnerischen Wetters haben wir doch noch viel gesehen und selbst erfolgreich fotografieren können. Das löst Vorfreude aus für weitere Exkursionen vom ExifCafé! Es wird bestimmt nicht lange dauern, bis wir wieder, auch bei besseren Wetterbedingungen, mit unserem fotografischen Hobby unterwegs sind.