“The same procedure as last year?” Diese Frage wird alljährlich zu Silvester beim ‚Dinner for one‘ zu Miss Sophies 90. Geburtstag gestellt. Die Antwort: „The same procedure as every year!“ trifft auch für unsere ExifCafé-Online-Treffen zu – zumindest für die letzten zwei Jahre. Einerseits ist nach wie vor Corona der Hauptgrund, andererseits haben wir aber auch schon nach den ersten Online-Treffen die Vorteile des virtuellen Austauschs erkannt. Niemand von uns muss zu einem Präsenz-Meeting erst eine Anfahrt vornehmen, was unseren Nordlichtern aus dem Oldenburger-Umfeld ohnehin nicht zuzumuten wäre. Fragen, Antworten, Diskussionen, die Präsentation von Bildern – das alles ist problemlos online möglich und Spaß ist auch über den Monitor immer dabei. Die Technik spielt zwischenzeitlich nur noch eine untergeordnete Rolle – es läuft einfach!
Zum ersten ExifCafé Online-Phototalk im neuen Jahr hatten sich nahezu wieder alle User des ExifCafés eingeloggt. Mit dem ersten ‚Hallo‘ werden immer die aktuellen Alltagsthemen diskutiert. Natürlich auch Corona, die damit verbundenen Probleme und Einschränkungen, Impf-News, aktuelle Regeln und die allgemein große Verwirrung dazu. Aber zum Glück sind bisher alle ExifCafé-User gut durch die schon seit zwei Jahren anhaltende Pandemie gekommen. Wir alle werden weiterhin umsichtig daran arbeiten, dass das auch zukünftig so bleibt.
Die ausgegebene Challenge für den aktuellen Phototalk lautete ‚Fotografiert einen Songtitel‘. Ein Thema, mit dem ich mich ungewöhnlich schwer getan habe. ‚Zehn kleine Jägermeister‘ oder ’99 Luftballons‘ waren mir zu einfach und eine andere Idee zu einem fotografisch umsetzbaren Songtitel wollte mir partout nicht einfallen. Mit ‚Time to say goodby‘ im Hinterkopf habe ich mir dann irgendwann den naheliegenden Bahnhof angesehen, um Voraussetzungen zu einer möglichen Bildidee zu prüfen: Ich selbst in der Rückenansicht mit altem Koffer in der Hand unter der großen Bahnhofsuhr auf dem Bahnsteig stehend, vor schnurgeraden, bis zum Horizont (hoffentlich) im Nebel auslaufenden Eisenbahnschienen. Hätte eigentlich gepasst – wäre da nicht die böse Vorahnung gewesen, dass einer der Betrachter das Foto mit ‚Es geht eine Träne auf Reisen‘ benannt hätte. Das wäre mir nach all den Mühen zur Vorbereitung dann doch etwas too much gewesen. Gerettet hat mich ein kurzes Ausbrechen aus meiner Betriebsblindheit beim nachmittäglichen Kaffee und Kuchen. Bis das Foto im Kasten war, konnte ich mich gerade noch zurückhalten, um erst den mit reichlich Sahne verzierten Kuchen abzulichten. Eindeutig – das Bild war die fotografische Umsetzung von Udo Jürgens bekanntem Song ‚Aber bitte mit Sahne‘!
Im Vorgespräch zur Präsentation der fotografischen Ergebnisse zu möglichen Songtiteln wurde ich mit der Nennung von vielen geeigneten Liedern überrascht, danach konnte ich mir meine Einfallslosigkeit gar nicht mehr erklären. Uwe hatte zum Thema vielfältige Anregungen, denn eine von ihm besuchte Fotogruppe in Bad Zwischenahn hatte zufällig das gleiche Thema ausgerufen.
Nicht nur wegen seiner besonderen Bindung zum Radsport hat sich Uwe bei seinem Beitrag für eine Mitzieher-Aufnahme vom Oldenburger ‚Tweed Run‘ entschieden. Die bei diesem Event teilnehmenden Radfahrer zeigen sich in traditioneller, britischer Radkleidung und gerne auch mit klassischen Oldtimer-Fahrrädern. Das in schwarz/weißer Ausführung bearbeitete Foto ist ihm besonders gut gelungen. Motiv, Inhalt und Bildschnitt sind optimal und die Schärfe sitzt genau dort, wo sie sein sollte! Der Songtitel ‚Fahrrad fahr´n‘ von Max Raabe und seinem Palastorchester ist vielleicht nicht jedem bekannt, aber Song und Bild passen sehr gut zusammen! Interessant war die Info von Silvia, dass der ‚Tweed Run‘ auch im nahegelegenen Gütersloh stattfindet. Da werde ich beim nächsten Termin dabei sein!
Weitere Ergebnisse von fotografisch umgesetzten Songtiteln: ‚Smoke On The Water‘ von Deep Purple, bei dem mit Ultraschallnebler in großer Wasserschüssel gearbeitet wurde, ‚Ring Of Fire‘, der Country-Song von Johnny Cash, für den eine runde Tortenboden-Backform am äußeren Rand mit Brennflüssigkeit präpariert wurde, die nach dem Anzünden für kreisförmig angeordnete Flammen in blau-orange-gelben Farbtönen sorgte. ‚Bilder im Kopf‘ von Sido hat uns trotz der ausgelegten Bilder und deutlich erkennbarem schwarzen Fotoalbum mit silbernem Knopf lange raten lassen, aber dafür wurde ‚Lemon Tree‘, der Pop-Song der deutschen Band Fools Garden, schnell erkannt. ‚Wellerman‘, der Shanty-Song von Nathan Evans, wurde bildlich mit Tauen, Rumflasche, Zucker und Tee dargestellt. Für den Songtitel ‚The Boxer‘ von Simon & Garfunkel wurden historische Boxhandschuhe gekonnt ins richtige Licht gesetzt. ‚Honey, Honey‘, der weltbekannte Song von Abba, war über zwei nebeneinander stehende Honiggläser schnell erkannt. Ein weißes Blatt Papier, zur Hälfte mit einem darauf liegenden Pinsel schwarz angemalt, ist die fotografische Interpretation von ‚Paint It Black‘ von den Rolling Stones. Der fotografisch festgehaltene Moment eines Blitzlichts bei der Auslösung stand für ‚Flash‘ von Queen und Freddy Mercury. Ein fantastisches Bild von einer Flaschenpost im Sand vor untergehender Sonne schloss die Präsentation der Challenge-Ergebnisse mit dem Titel ‚Message in a Bottle‘ von The Police ab. Alles tolle Ideen, fotografisch kreativ umgesetzt, sehr interessante Ergebnisse!
Kein Phototalk ohne Lehrinhalte zum Thema Photoshop. Dieter hat seine Kenntnisse in der Bildbearbeitung über Photoshop bemerkenswert weiterentwickelt und uns das anhand eines Bildes, das aus vier separaten Aufnahmen zusammengestellt wurde, über die einzelnen Bearbeitungsschritte praktisch vorgeführt. Das sehenswerte Endergebnis des abendlichen Verkehrs auf dem Ostwestfalen-Damm und den parallel verlaufenden Bahngleisen mit Intercity ist den Aufwand zur Bildbearbeitung in jedem Fall wert!
Sven ergänzte den Photoshop-Lehrstoff mit praktischen Erläuterungen zur Verrechnung von Fotos bei Doppelbelichtungen und der Angleichung von Farben über die einzelnen Kanäle. Ein von Sven erstelltes Tutorial zum Thema steht bereits in unserem Forum zum Nacharbeiten zur Verfügung. Super, wenn man weiß, mit welchen Werkzeugen an welchen Stellschrauben bei Photoshop gedreht werden muss, um mit einer optimierten Bildbearbeitung zu besonderen Bildergebnissen zu gelangen. Für seinen Workflow bei der Bildbearbeitung hat Sven sich ein eigenes Photoshop-Panel programmiert, das einzelne Arbeitsschritte zusammenfaßt und seine Retusche beschleunigt. Außerdem hat er sich für wiederkehrende Bearbeitungsschritte diverse Aktionen angelegt. Wie man derartige Photoshop-Aktionen aufnimmt, wurde ebenfalls von Sven vorgeführt, und zwar anhand eines Workflows zum Anzeigen und Entfernen von Sensordreck. Zu diesem Thema hatte Sven kürzlich ebenfalls zwei Video-Tutorials im Forum bereitgestellt. Die fertige Aktion steht den Usern im Forum wiederum als Download zur Verfügung – sozusagen als Bonus zum Photoshop-Tutorial.
Was gibt es sonst an Neuigkeiten?
Das Haus der Fotografie in Oldenburg zeigt aktuell im Testzentrum des Pius Hospitals eine Fotoausstellung mit Fotografien von Vereinsmitgliedern zum Thema ‚Zuhause‘, das sich mit den Einschränkungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigt.
Black Mist Filter – Effektfilter, die Lichtquellen einen größeren, diffusen und mystisch-neblig anmutenden Lichtkreis vermitteln. Die Filter in unterschiedlichen Stärken unterdrücken den Kontrast und erzeugen eine weiche Stimmung, bei der die Unschärfe im Hintergrund den sanften Eindruck noch verstärkt. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass Photoshop und Co. das auch können, aber wer es direkt bei der Aufnahme steuern möchte, der hat mit den Filtern alle künstlerischen Freiheiten.
Leica hat wieder eine Neue! Die Leica M11 ist mit einem Preis von 8.350,- Euro nicht für jeden erreichbar, aber dafür gibt es außergewöhnliche Technik aus bestem Haus: Kompakte Messsucher-Systemkamera, Vollformat mit Wahlmöglichkeit zur Aufnahme mit 60, 36 oder 18 Megapixeln. 64 GB internem Speicher, ISO 64 bis 50.000 und Verschlusszeiten bis zu 1/16.000 Sekunde. Bleibt abzuwarten, ob Heinz dieses Model irgendwann in seine Sammlung übernimmt.
Für Samstag, den 29. Januar 2022, ist der Besuch der Ausstellung ‚Glanzlichter‘ im Naturkundemuseum im Marstall, Paderborn – Schloß Neuhaus geplant. Hier werden die prämierten Bilder des jährlich stattfindenden internationalen Fotowettbewerbs in unterschiedlichen Kategorien der Naturfotografie gezeigt. Beim Fotowettbewerb der Glanzlichter gelten enge Regeln bezüglich der Nachbearbeitung eingereichter Fotos. Nach der ersten Auswahl durch die Jury werden daher von den vorausgewählten Bildern die RAW-Dateien angefordert, um die Einhaltung der zulässigen Nachbearbeitung zu überprüfen. Über diese Regelung gab es eine Diskussion, in der ich der Meinung bin, dass viele (andere) Fotowettbewerbe besser als Fotobearbeitungswettbewerbe bezeichnet werden sollten. Natürlich gibt es dazu unterschiedliche Meinungen und grundsätzlich muss sich niemand an einem Wettbewerb beteiligen, bei dem ihm die Regeln oder auch die mit den Teilnahmebedingungen verbundenen Übertragungen der Rechte am Bild nicht zusagen.
Bereits zu analogen Zeiten gab es schon Möglichkeiten zur Bildmanipulation. Wie Heinz feststellte, war die analoge Diafotografie die ehrlichste Fotografie. Dennoch, wenn provozierend gefragt wird, ob ein guter Fotograf Photoshop braucht, dann lautet die eindeutige Antwort ‚ja‘!
Gesprächsstoff für unseren Phototalk liefern auch immer wieder interessante Ausstellungen und mögliche Stadtbesuche: Wie zum Beispiel die Fotoausstellung/Werkschau von Ragnar Axelsson ‚Where the world is melting‘ in München, ein Stadtbesuch in Frankfurt zur Architekturfotografie oder eine Inseltour auf einer Nordseeinsel, vielleicht Helgoland oder Norderney. Rotterdam wäre auch toll – und London sowieso! Mal sehen, was wir als Nächstes realisieren!
Zu erwähnen ist auch noch ein Hinweis im Forum von Silvia zu einer aktuellen Fotoausstellung in der Gütersloher Stadthalle. Der Fotograf Meinolf Reimering präsentierte am Dienstag, den 25. Januar 2022, bei der Vernissage ca. 30 großformatige Fotos von vier heimischen Musikgruppen. Die Ausstellung trägt den Titel ‚Don’t forget to rock’n roll‘. Spontan haben sich einige ExifCafé-User für den Besuch der Vernissage entschieden, um den Fotografen und seine Bilder kennen zu lernen. Informationen und Eindrücke dazu werden wir beim nächsten ExifCafé-Online-Treffen von den Besuchern erfahren. Wer sich die Ausstellung selbst ansehen will, hat bis zum 10. April 2022 die Gelegenheit dazu.
Zugegeben, wir haben das Licht im ExifCafé nach diesem ersten Phototalk im neuen Jahr wieder einmal erst nach 24.00 Uhr ausgemacht. Macht aber nichts – hat nämlich wieder richtig Spaß gemacht!