Ein Ei wird ohne Stilbruch im ExifCafé in die Vorweihnachtszeit integriert… Nein, wir haben uns so kurz vor Weihnachten nicht im Thema vertan, als bei unserem Online-Phototalk am Samstag, den 28.11.2020 ein Ei im Mittelpunkt stand. Genauer gesagt waren es die Fotografie und Ergebnisse einer gestellten Aufgabe zur Abbildung eines weißen Eis vor weißem Hintergrund.
Dem einen oder anderen wird dazu auch noch Ottos Waalkes Blödelei aus vergangenen Zeiten einfallen, als er von der ostfriesischen Flagge sprach: „Weißer Adler auf weißem Grund“. Bei unserer Fotografie sollte das weiße Ei aber noch vor dem weißen Hintergrund erkennbar sein. Dazu hatte Sven einige Regeln mitgeteilt: Abbildung eines weißen Eis vor weißem Hintergrund, mittig platziert im Hochformat, frontal von vorne aufgenommen. Das Ei musste auf der kleinen Rundung aufgestellt, aber dafür nicht aufgeschlagen werden. Der Hintergrund sollte endlos bzw. ohne sichtbaren Horizont dargestellt werden. Die Beleuchtung sollte ausgewogen sein und das Bild sollte keine harten Schatten aufweisen. Alle Hilfsmittel zur Umsetzung der Aufgabe waren erlaubt, durften allerdings nicht auf dem Foto erscheinen – das nachträgliche Entfernen der Hilfsmittel über digitale Bearbeitung war unzulässig. Letztendlich durfte und sollte ausschließlich das Ei auf dem Foto zu sehen sein.
Einige unserer ExifCafé-Mitglieder hatten diese Aufgabe schon einmal vor über 10 Jahren umgesetzt, aber über die Erfahrungen wurde nach der Aufgabenstellung nicht gesprochen, jeder sollte sich dazu eine eigene Umsetzung überlegen. Natürlich war die Aufgabe zur freien Beteiligung gestellt, zumal zwischen Aufgabennennung und Ergebnispräsentation gerade einmal 10 Tage Zeit waren. Während dieser Zeit wurden im Forum lediglich kleinere „Alltagsprobleme“ mitgeteilt: In den meisten Kühlschränken der Teilnehmer befanden sich nur braune Eier und selbst das eigen gehaltene Hühnervolk von Silvia legt nur braune Eier. Aber wer Hühner hat, hat vielleicht auch Gänse, die weiße Eier legen? Für alle anderen blieb der Einkauf im Supermarkt, in dem unter kritischer Beobachtung durch andere Kunden aus acht verschiedenen Sechserpackungen die sechs fotogensten Exemplare in einer „Premium-Packung“ zusammengestellt wurden. Schon nach drei Tagen meldete der erste Teilnehmer die erfolgreiche Erledigung der Aufgabe.
Damit stieg auch der Druck zu meiner eigenen fotografischen Umsetzung, die mit nachstehenden Hilfsmitteln erfolgen sollte:
- 1 weißes Ei / das abzubildende Objekt
- 1 Glasscheibe / diese Auflage bietet die Möglichkeit, das Objekt von unten zu beleuchten
- 2 Holzböcke / zwischen den Holzböcken liegt die Glasscheibe
- 1 DIN-A-4 Blatt weißes Papier / Ei-Unterlage als Hohlkehle für den horizontlosen Hintergrund
- 2 Schaschlikspieße (gekürzt) / sind die „Masten“ für das DIN-A-4-Blatt / Hohlkehle
- 4 Wäscheklammern / sind die Füße für die „Schaschlik-Masten“
- 2 Foldback-Klemmen /zum Befestigen der „Hohlkehle“ an den „Schaschlikmasten“
- 1 Salzstreuer / nur wenige Körner Salz reichen als Standmaterial für das Ei auf der Spitze
- 1 Knick-Strohhalm / zum Wegpusten der überschüssigen Salzkörner nach Ei-Aufstellung
- 1 kleine LED-Lampe /zur zusätzlichen Beleuchtung
Die Aufnahme fand draußen unter freiem, aber bedecktem Himmel statt. Der kleine Aufbau war in kurzer Zeit erledigt und auch die Aufstellung des Eis mittels der Salzkörner auf dem weißen DIN-A-4-Papierblatt war relativ schnell gelungen. Beim Wegpusten der überschüssigen Salzkörner muss man aufpassen, dass über den Strohhalm keine Feuchtigkeit auf das Papier gelangt, sonst gibt es sofort dunkle Flecken, was den Austausch des Papiers zur Folge hat. Besser als ein Strohhalm ist ein kleiner, handelsüblicher Blasebalg, oft kombiniert mit Staubpinsel. Fokussiert und fotografiert wurde über manuelle Einstellungen, Spiegelvorauslösung über Liveview, ISO 100, f/11, 1/40s und 105 mm Brennweite. Damit war das Objektiv schon ziemlich dicht am Ei. Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Einstellungen hatte ich mit den vorgenannten Werten meine Aufnahme „im Kasten“. Lediglich die kleine LED-Lampe hatte ergänzend zum Tageslicht für zusätzliche, direkte Beleuchtung aus Richtung oberhalb der Objektivfront gesorgt.
Inge hatte zwischenzeitlich im Forum die gute Idee geäußert, von den Einzelergebnissen der Teilnehmer eine Collage anzufertigen, über die in unserem anstehenden Phototalk ohne Nennung, wer welches Einzelfoto erstellt hat, diskutiert werden kann. Diese Idee war super, denn die Collage konnte auf einen Blick die Unterschiede der Ergebnisse darstellen. Am Samstagmittag hatte Sven das letzte übersandte Foto in die Collage eingefügt – und bemerkenswerte Überraschung: Alle Mitglieder unseres ExifCafés hatten sich an der Aktion beteiligt! Wieder einmal ein Nachweis für das große Interesse in und an unserer ExifCafé-Gemeinschaft!
So wurde dann auch unser Online-Phototalk am Samstagabend mit kompletter Mitgliederzahl des ExifCafés eröffnet. Natürlich waren alle gespannt auf die fotografischen Ergebnisse. Sven, als Moderator und Initiator der Aufgabe, war der Einzige, der die Einzelbilder der Collage den jeweiligen Mitgliedern zuordnen konnte. Der Moment der Veröffentlichung der Collage wurde von großem Staunen begleitet, weil in der Gesamtübersicht sofort deutliche Unterschiede erkennbar waren.
Diskutiert wurde anschließend über die Technik zur Aufstellung des Eis, die von Versuchen mit Klebestreifen, Patafix, Heißkleber, Sekundenkleber, rückseitiges Abstützen per Zahnstocher, Foldback-Klemmen, selbst erstellte Papierständer bis zum Einsatz von normalem Salz und Meersalz reichten. Dazu wurden Eier auch versuchsweise ausgeblasen und durch eingeführte Hilfsmittel aufrecht gestellt. Natürlich wurden auch die unterschiedlichen Aufbauten und Aufnahmetechniken intensiv erläutert, bei denen teilweise mehrere Blitze, Reflektoren, Abschatter, ein Leuchtpult, Tageslichtlampen, kleine LED-Taschenlampen oder auch nur Tageslicht genutzt wurde. Einige Making-of-Fotos visualisierten Aufbauten und Abläufe. Bis dahin waren die Einzelbilder der Collage noch immer anonym, aufgrund der von den Mitgliedern geschilderten Vorgehensweise ließen sich jedoch schon Rückschlüsse auf Einzelaufnahmen innerhalb der Collage ziehen.
Im anschließenden „offenen“ Gespräch wurden die Bilder der Collage den Mitgliedern zugeordnet, jeder teilte noch zu seinem Foto die letzten Details zur Erstellung mit. Da waren schon kreative Ansätze dabei, erstaunlich, was man so alles bei dieser Aufgabenstellung verwenden kann. Wer denkt dabei z. B. schon an den Einsatz einer weißen Innenhülle für eine Vinyl-Schallplatte?
Über 3,5 Stunden hatten wir einen spannenden und intensiven Austausch zum Thema „Weißes Ei vor weißem Hintergrund“. Praktisch und theoretisch ein Thema mit interessanten Ergebnissen und Erläuterungen. Individuelle Ideen, Kreativität und auch handwerkliches Geschick haben über verschiedene Ausführungen zu unterschiedlichen Ansichten geführt. Alle eingereichten Fotos haben die Anforderungen erfüllt, jeder konnte mit seinem Foto zufrieden sein. Grandios war, dass alle ExifCafé-Mitglieder aktiv dabei waren! Vielen Dank, ihr seid einzeln und als Gemeinschaft unschlagbar!