Sven und seinem guten Netzwerk ist es zu verdanken, dass wir zu unserem Phototalk am Freitagabend einen ganz besonderen Gast begrüßen durften: Benny Rebel, der bekannte Natur- und Tierfotograf gab uns die Ehre, uns in unserem ExifCafé zu besuchen. Mit dem Thema: ’Wie entsteht ein gutes Bild’ gab er uns praktische Hinweise und Anregungen und ermunterte uns, andere, eigene Wege zu suchen und zu gehen, um besondere Bilder aufzunehmen. Natürlich waren im ExifCafé wieder alle Mitglieder versammelt, um den Erzählungen dieses Ausnahmefotografen zuzuhören.
Wir leben in einer Zeit, in denen uns die verschiedensten Medien mit Informationen und Bildern permanent überhäufen. Einige Zeitgenossen haben dabei schon die Übersicht verloren und können manchmal nicht mehr zwischen realem Leben und digitaler Vision unterscheiden. Alles ist so vielfältig vorhanden, bunt, laut und schrill – und all das ist längst zur Gewohnheit geworden. Benny Rebel zeigt uns jedoch immer wieder Fotografien, die die Welt zuvor noch nicht gesehen hat.
Benny Rebel ist nicht nur Umweltschützer, Natur- und Tierfreund, er ist auch ein ausgesprochener Menschenfreund. Immer hilfsbereit und jederzeit teilt er sein umfangreiches Wissen und seine große Erfahrung. Dazu passt auch seine positive Lebenseinstellung. Er sieht unseren Planeten als ein Paradies, in dem wir leben dürfen. Um das Bewusstsein der Menschen dafür zu erreichen, trägt er mit seiner Arbeit dazu bei, die erhaltenswerte Natur, die Vielfalt von Flora und Fauna über seine einzigartigen Perspektiven zu zeigen.
Fotografisch ist Benny Rebel hauptsächlich in der Natur mit Tierfotografie aktiv, aber auch in den Genres Landschaft-, Reise- und Kultur-, Architektur-, Street- und Modell-Fotografie tätig. Seine Leidenschaft zur Natur mit der Fotografie und intensiven Reisen zu verbinden, war und ist sein Lebensziel. Seine akribisch organisierten Reisen führen nach Kuba, Indien, Iran, Sambia, Brasilien, Kenia, Südafrika, Namibia, Äthiopien, Botswana und noch einige weitere Länder. Anfang Juli dieses Jahres wird er erstmals eine Reisegruppe in ein europäisches Land, in den Süden Frankreichs, in die Camargue und Provence führen. Die bekannten Camargue-Pferde, Lavendelfelder und Flamingos werden seine Mitreisenden begeistern! Alle seine Reisen führt Benny Rebel mit einer begrenzten Teilnehmeranzahl von maximal 8 Personen durch, die er jeden Tag selbst begleitet und betreut. Damit sich seine Reisenden voll auf Erlebnisse und ihre Fotografie konzentrieren können, ist für sie alles in einem rundum Sorglos-Paket organisiert.
Auf seiner Webseite berichtet Benny Rebel in seinem Blog fast täglich über die aktuellen Reisen und Erlebnisse in interessanten und spannenden Berichten, denen auch immer fotografische Ansichten zugefügt sind. Die Art, der Stil seiner Berichte ist typisch Benny Rebel: sehr authentisch, informativ, nie überzogen oder reißerisch, immer ehrlich, mitnehmend und positiv motivierend.
Natürlich wurde auch er von der seit über einem Jahr anhaltenden Corona-Pandemie getroffen und musste weitestgehend alle Reiseaktivitäten einstellen. Schwere, existenzbedrohende Zeiten für einen Unternehmer, einhergehend mit großen wirtschaftlichen Verlusten. Der finanzielle Aufwand für die exklusiven Lodges, die für seine lange vorgeplanten Fernreisen mit großem zeitlichen Vorlauf gebucht – und bezahlt – werden müssen, war verloren, weil die Reisen nicht stattfanden.
Aber auch dadurch lässt sich Benny Rebel nicht unterkriegen. „Meine stärksten Überlebenswerkzeuge sind mein Fleiß und meine Flexibilität“. Mit diesem Selbstbewusstsein hat Benny Rebel Workshops und Einzelcoachings an viele Interessierte, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, gegeben und das Beste aus jeder Situation gemacht. Natürlich hat er auch intensiv an seinem Bildbestand von weit über eine Million Fotos gearbeitet. Weil er ein Mann mit vielen Fähigkeiten und noch mehr Talenten ist, hat er zwischenzeitlich auch seine Büroräume in seiner Heimatstadt Hannover selbst designed und renoviert. Wer sich das einmal ansehen möchte, findet Bilder dazu auf seiner Webseite.
Bevor Benny Rebel seinen Vortrag im ExifCafé begann, wollte er unsere Mitglieder kennenlernen und etwas über ihre fotografischen Schwerpunkte erfahren. Sicherlich war es für ihn interessant zu hören, dass über unsere Mitglieder fast alle fotografischen Genres vertreten sind, einschließlich der Schwarz/Weiss und experimentellen Fotografie.
Dazu erwähnte Benny Rebel, dass er seit ca. 5 Jahren an einem speziellen Schwarz/Weiss-Buch arbeitet, das zwar nicht so aufwändig wird wie seine limitierten, luxuriösesten Fotobücher der Welt, die über edelste Materialien und präziseste Drucktechniken auf feinstem Papier einzigartige Zweimeter-Ansichten bieten, aber es werden ausgesuchte Motive sein, die in dieser reduzierten Ansicht ihre optimale Darstellung finden.
Seinen Vortrag begann Benny Rebel mit einem Rückblick zu seinen Anfängen. Geboren 1968 im Iran, kam er mit 19 Jahren nach Deutschland. Nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker und Abitur nannte Benny Rebel zusammenfassend, dass er bis zu seiner erstrebten Selbständigkeit 36 verschiedene Jobs gekündigt hat, weil sie ihn seinem Ziel nicht näher bringen konnten. Als intensiver Naturschützer hatte er die Fotografie und Filmproduktion als effektives Mittel für Umweltschutzprojekte erkannt – darin sah er seine Berufung.
Als aktives Mitglied in verschiedenen Fotoclubs hatte er mit seinen Arbeiten große Erfolge in der Wettbewerbsfotografie. Dennoch gestalteten sich seine zwischenzeitlichen Versuche, seine Fotografie in Verlagen unterzubringen, sehr schwierig, ’weil ja eigentlich schon alles fotografiert worden war’ und ihm als Neuling nicht zugetraut wurde, die bereits vorhandenen Fotobestände, dargestellt in umfangreichen Katalogen, mit seinen Bildern qualitativ zu steigern.
Eine Ranger-Ausbildung in Afrika war ein weiterer zielführender Baustein, der ihm praxisnah ermöglichte, die Verhaltensmuster der wilden Tiere Afrikas zu studieren. Fotografisch war Benny Rebel von Beginn an deutlich, dass er ganz andere Fotos als die bekannten, üblichen Motive liefern musste, wenn er damit erfolgreich werden wollte. Aber wie muss ein solches, gutes Bild aussehen?
Benny Rebel hat sich mit außergewöhnlichen Perspektiven profiliert. Seine Kamera, bestückt mit einem Weitwinkelobjektiv 14 mm, f2.8, das ab 20 cm Entfernung alles scharf abbildet, montiert an einem Besenstiel – und er selbst am anderen Ende des Besenstiels – ganz nah dran! Mit seinem Bild von einem wilden Leoparden, der mit einer Tatze die Frontlinse seines Weitwinkel-Objektivs berührt, wurde Benny Rebel im Jahr 2002 von den Lesern der Zeitschrift ’Foto Magazin’ zum Fotograf des Jahres gewählt. Auf dieses Foto hatte er zwei Jahre lang hingearbeitet, dabei das Verhalten des Leoparden beobachtet und über diese Erkenntnisse mit viel Geduld an einer ’friedlichen Atmosphäre’ zur Annäherung seiner Person an den Leoparden gearbeitet. Mit weiteren außergewöhnlich nahen Fotografien wilder Tiere wurde er beim weltgrößten Fotowettbewerb ’Austrian Super Circuit’ in den Jahren 2002 und 2003 zum weltbesten Naturfotografen gekürt und auch danach erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, Medaillen und Urkunden.
Benny Rebels nächste Idee, wilde Tiere aus der ungewöhnlichen Perspektive von oben zu fotografieren, ohne dass die Tiere durch den Lärm eines Hubschraubers verjagt werden oder sich gestört fühlen, ist ein unglaubliches Projekt in einer Zeit, in der es noch keine Drohnen gab. Zusammen mit friesischen Ingenieuren wurde der 8armige ’Oktocopter’ entwickelt, der mithilfe einer Sony Nex5-Kamera Bilder aus der Luft ermöglichte. Aber bis dahin war es ein sehr langer Weg. Amerikanische Ingenieure wurden für die Übertragung der Kamera-Bilder zu einem Empfänger des Oktocopter-Piloten hinzugezogen und auch chinesische Entwickler haben bei der Errichtung der erweiterten Funkstrecken zwischen Kamera und Piloten mitgewirkt. Hoher finanzieller Aufwand, sehr viel Zeit und immer wieder Crashs, die aufwändige Reparaturen erforderten und unerwartete Rückschläge waren an der Tagesordnung. Einige Versionen wurden geschrottet, ’fünf Minuten fliegen und danach fünf Stunden reparieren’, war oft der Ablauf bei Versuchen, denn auch das Fliegen des Oktocopters musste gelernt werden.
Über eine amerikanische Spezialbrille konnte mit einem Auge das jeweilige Kamerabild der Sony Nex5 und mit dem anderen Auge der Flug des Oktocopters beobachtet werden. Wie Benny Rebel berichtete, war die gleichzeitige, visuelle Verarbeitung beider Bilder mit hoher psychischer Anstrengung verbunden. Hinzu kamen noch entsprechende Bedienungen für die Aufnahmen der angezeigten Kamerabilder und Aktionen für die vorgesehene Flugbahn des Oktocopters. Benny Rebel hat das Fliegen des Oktocopters gelernt. Alle technischen Themen und Probleme wurden unter seiner Leitung gemeistert und führten letztlich zu einem leisen, kameratragenden und aufnahmebereiten Fluggerät, so wie er es sich vorgestellt hatte.
Damit war er der erste Fotograf, der Fotos aus der Luft von wilden Tieren gemacht hat, ohne sie mit Lärm aufzuschrecken. Teilweise haben die Tiere den fliegenden Oktocopter komplett ignoriert.
Dass Benny Rebel und seine friesischen Ingenieure die eigentlichen Pioniere der heute üblichen Drohnen sind, wissen nur wenige. Fehlende Patente haben es den Chinesen ermöglicht, die Investition einer fünfstelligen Summe und die umfangreiche Pionierarbeit von Benny Rebel und seinen friesischen Freunden kostenlos zu nutzen und weiter zu entwickeln. Natürlich war zwischenzeitlich die Presse darauf aufmerksam geworden und auch Fernsehsender, wie zum Beispiel ZDF und SAT1 meldeten sich bei Benny Rebel um über diese neuartige Flugtechnik zu berichten.
Dann folgte der erste Einsatz des Oktocopters in Afrika – und es entstanden Bilder, die die Welt noch nicht in dieser Art gesehen hatte. Die eingesetzte Technik, die das Foto mit der besonderen Perspektive von Wildtieren ermöglichte, konnte mit dem Gegenshot bewiesen, ergänzt und erklärt werden. Die seinerzeit kleinste und leichteste, für Benny Rebels Zwecke geeignete Kamera, war die Sony Nex5, die von der Auflösung her zwar noch Wünsche offen ließ, aber dazu bekannte sich Benny Rebel mit der Aussage, dass die eingesetzten Mittel die Qualität rechtfertigen. Die Qualität der fotografischen Ergebnisse war jedoch in Bezug auf Perspektive und Motiv einzigartig und grandios!
Vor kurzer Zeit hat Benny Rebel eine Auftragsarbeit des Hannoveraner Zoos realisiert. Davon hat er uns im ExifCafé einige MakingOf-Bilder gezeigt. Bis zum Abschlussfoto war auch hier viel Arbeit und Geduld erforderlich. Für Benny Rebels Idee war ein Foto von einem aufrecht stehenden Eisbären gewünscht. Über einige Wochen wurde der Eisbär täglich mit Fischen und mittels einiger Hilfsmittel zur Einnahme einer aufrecht stehenden Position trainiert. Als das Tageslicht für die Aufnahme günstig erschien, erarbeitete Benny Rebel mit einigen Helfern sein Foto. Auch hier kam wieder ein Weitwinkelobjektiv an der Kamera zum Einsatz, die selbst an einem acht Meter langen Stahlrohr befestigt war. Über eine Brücke, die über dem Eisbärengehege liegt, wurde die Kamera am Stahlrohr in die Nähe des aufgerichteten Eisbären geführt. Die Übertragungstechnik vom Sucherbild der Kamera über zwei Funkstrecken war das gleiche amerikanisch-chinesische System wie beim Oktocopter. Und genügend Fische haben den Eisbären motiviert, die gewünschte Position einzunehmen, bis das Foto im Kasten war.
Das Foto des aufrecht stehenden Eisbären wurde in der Bearbeitung mit einer sich drehenden Erdkugel kombiniert. Die deutlich erkennbare Aussage des Fotos ist ein um Hilfe bittender Eisbär auf einem sich immer schneller drehenden Planeten, auf dem sein Lebensraum zunehmend zerstört wird. Konzeptionelle Fotografie, von der Idee auf den Punkt umgesetzt, mit emotionaler Wirkung und Aussage. Einfach nur gut!
Seine Erzählungen während des Vortrags visualisierte Benny Rebel immer wieder mit Bildern. Die Frontalansicht eines sehr großen Krokodils über ein formatfüllendes Bild, knackscharf von den furchterregenden Zähnen bis in den tiefen Rachen, über den nach hinten verlaufenden Körper. Nur formatfüllendes Krokodil im Bild – eine unglaubliche Aufnahme! Gemacht mit einer Sony Alpha 900 und 16 mm Zeiss-Objektiv und wieder: Ganz nah dran!
Benny Rebel war auch der erste und einzige Fotograf, der zusammen mit einem holländischen Ingenieur ein Kamerasystem für 3D-Aufnahmen konstruierte. Das System übertrug die Einstellungen und Auslösungen von einer Kamera auf die andere. Die damit entstandenen Fotos wurden über ein Buch veröffentlich und auch vielfach anderweitig publiziert.
Natürlich hat Benny Rebel mit seinen einzigartigen Fotografien auch Geld verdient. Einen Großteil davon hat er immer wieder für neue Ideen investiert, um geeignete technische Möglichkeiten für interessantere Bilder zu realisieren. Seit langer Zeit arbeitet er beratend mit Herstellern der Fotoindustrie für Kameras und Zubehör zusammen, intensiver mit dem innovativen Kamera- und Objektivhersteller Sony.
Ein gutes Bild ist für Benny Rebel ein außergewöhnliches Bild. Sei es vom Motiv, der Perspektive, der Gestaltung oder auch über eine besondere Aussage. Genauso wichtig ist für ihn jedoch auch die Story zum Foto, die muss cool und spannend sein!
Benny Rebel setzt für seine atemberaubenden Aufnahmen nicht nur sein teures Foto-Equipment, Arbeit und Zeit ein, er riskiert dafür auch sehr oft sein Leben. Wenn er sich einem gefährlichen, wilden Tier für ein außergewöhnliches Foto nähert, vertraut er auf seine umfangreichen Kenntnisse und langjährigen Erfahrungen über die Verhaltensmuster der Tiere. Dennoch musste auch er schon einige Verletzungen hinnehmen, wenn er von Löwen, Nashörnern oder Elefanten attackiert wurde. Und auch die Bisse der kleinsten Tiere, wie zum Beispiel der Biss der Tsetse-Fliege, tun sehr weh und hinterlassen bleibende Spuren für viele Jahre, wie Benny Rebel uns gezeigt hat. Auch vor alltäglichen, unglücklichen Situationen ist er nicht gefeit. Bei der Verfolgung eines Braunbären im Iran rutschte er über einen Stein aus und riss sich alle Bänder im linken Knie. Weil er in der Wildnis war, musste er trotzdem mit dem verletzten Knie und 30 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken noch 15 Kilometer im Gelände laufen, bis eine Straße erreicht wurde. Er ist sich sehr bewusst, dass er oft Kopf und Kragen riskiert und dabei auch sein Leben verlieren kann. Dennoch hält er daran fest, weil es sein Weg ist. Dazu ist er zweifelsfrei mit sich im Reinen. Benny Rebel erkennt seinen kleineren Bruder im Honigdachs: ’Der hat auch keine Angst vor Löwen oder anderen großen Tieren!’
Von dem Gedanken, sich bereits heute auf seine gespeicherten fotografischen Schätze zu begrenzen, um damit für Vorträge und Multivisionsshows Säle mit interessierten Menschen zu füllen, ist er noch sehr weit entfernt. Benny Rebel muss raus in die Welt – in seine Lieblingsheimat Afrika, aber auch Länder, die er noch nicht bereist hat, reizen ihn sehr.
Benny Rebel hat schon viele unvergleichliche Bilder erarbeitet oder auch spontan aufgenommen und damit einzigartige Momente festgehalten. Wir dürfen gespannt sein, was sich dieser Ausnahmefotograf in der Zukunft noch einfallen lässt, um mit neuen Möglichkeiten seine außergewöhnliche Fotografie fortzuführen.
Benny Rebel – ein außergewöhnlicher Fotograf, geborener Entertainer und ein besonderer Mensch! Vielen Dank für Deinen Besuch im ExifCafé, Du hast uns echt begeistert und sehr viel Freude gemacht. Das war ein toller Abend!