Eigentlich gibt es ja nichts Schöneres für mich als ein paar Urlaubstage an der See. Aber weil das Datum für einen weiteren Besuch von Benny Rebel in unserem ExifCafé genau in diesen Urlaubszeitraum fiel, hatte ich die Sorge, in meinem Urlaubsdomizil keine ausreichende WLAN-Verbindung vorzufinden. Ein diesbezüglicher Test mit Sven am Vortag verlief zwar einigermaßen zufriedenstellend, dennoch hatte Sven vorgesorgt und zu Beginn des Phototalks im ExifCafé mit Benny Rebel eine Aufzeichnung gestartet. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil die Internetverbindung in der Ferienwohnung durch das schwache WLAN-Signal immer wieder unterbrochen wurde. Durch die Aufzeichnung konnte ich mir einige Tage später den Vortrag von Benny Rebel in gewohnter Qualität zu Hause ansehen – und war wieder einmal von den Fotos und Geschichten Benny Rebels begeistert!
Allein, dass Benny Rebel seine Erzählungen ohne jegliche Merkzettel vorträgt, ist schon bemerkenswert. In der Sprache immer sehr lebendig, interessant und spannend. Dazu noch seine Fotografien von wilden, gefährlichen Tieren, über Perspektiven aus allernächster Distanz – unglaublich, was dieser Fotograf riskiert und leistet! Seine Lebenseinstellung beschreibt er damit, dass er sein Leben genießen möchte, das Abenteuer ’Wildnis’ immer wieder mit allen Facetten der Natur erleben möchte, Fotografie und Kunst in allen Varianten erfahren und auch selbst mitgestalten möchte – dass er einfach ein cooles, erfülltes Leben führen möchte. Zu keinem Zeitpunkt will er irgendwann bereuen, ein gewünschtes Vorhaben immer wieder aufgeschoben zu haben, bis es sich nicht mehr realisieren lässt.
Dieses Mal wollte Benny Rebel uns von seinen Erlebnissen berichten, die ihm selbst auch nach langer Zeit und zwischenzeitlich vielen anderen Reisen noch besonders in Erinnerung geblieben sind. Seinen Vortrag begann er mit einer ironischen Selbsteinschätzung: „Wie verrückt kann man 30 Jahre lang fotografieren, irre Sachen tun und wie schafft man es, trotzdem am Leben zu bleiben?!“ Dabei hat er einige seiner Bilder, die besonders gefährliche Momente zeigen, bereits für die Öffentlichkeit gesperrt, um fehlgeleiteten Nachahmern keine Anreize für einen Wettbewerb zu Gefahr und Risiko anzubieten.
Bei seiner Arbeit nutzt Benny Rebel zwei unterschiedliche Vorgehensweisen, die der jeweiligen Aufgabenstellung angepasst werden. Ganz nah und mittendrin ist die eine Variante, die andere ist aus einem Tarnzelt heraus, verbunden mit sehr viel Geduld, Disziplin und tausend erneuten Versuchen.
Im Auftrag vom ZDF, mit nur geringem Budget, mit eigener Organisation der Expedition, stellte er ein deutsch-iranisches Team zusammen, mit dem er zwei Monate lang durch den Iran zog, um die äußerst seltenen und vom Aussterben bedrohten persischen Wildschafe zu dokumentieren. Dass bei diesen Filmaufnahmen auch interessierte Tierfreunde dabei sein können, die von den praktischen Bedingungen zur Ausführung dieser Arbeit jedoch falsche Vorstellungen haben, konnten wir über amüsante MakingOf-Aufnahmen sehen. Weil die persischen Wildschafe Geräusche über sehr große Distanzen wahrnehmen, hatte Benny Rebel einem jungen Ranger im getarnten Felsenversteck alle Aktivitäten verboten, durch die auch nur leiseste Geräusche entstehen konnten, einschließlich dem Sprechen. Anfangs der Beobachtung aus dem Tarnversteck schien der junge Ranger noch recht aufmerksam zu sein, wenige Stunden später war seinem Gesicht abzulesen, dass das Interesse schon merklich reduziert war und kurze Zeit später war er einfach eingeschlafen. Die persischen Wildschafe hat er später nur auf den von Benny Rebel gemachten Aufnahmen gesehen. Die zweiteilige Dokumentation ’Wilder Iran’ wurde mit großem Erfolg zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt, später aufgrund des großen Zuschauerinteresses mehrfach wiederholt und auch von vielen nationalen und internationalen Fernsehsendern gezeigt.
Mit ’Big Five’ werden die besonders gefährlichen Tiere Afrikas bezeichnet: Büffel, Elefanten, Leoparden, Löwen und Nashörner. Nicht nur während der Ranger-Ausbildung, sondern auch an jedem anderen Tag seiner Anwesenheit in der Wildnis, hat Benny Rebel über deren Verhaltensweisen und Umgang mit diesen Tieren gelernt. So war für ihn in Dürreperioden, in denen Futtermittel aus entfernten Regionen für die Tiere per Lastwagen herangekarrt, aufbereitet und ausgelegt wurden, deutlich zu erkennen, dass sich die Tiere sehr schnell daran gewöhnen und auch darauf verlassen, dass sie gefüttert werden. Sehr oft haben die Tiere schon auf die mit Futter beladenen Lastwagen gewartet. Durch Futterneid ausgelöste Konflikte unter den Tieren zwang die Ranger bei der Futtermittelverteilung mitunter zu einem schnellen, rettenden Sprung auf das Autodach, während sich ein Büffel oder ein Nashorn an der Karosserie des Fahrzeugs ’abarbeitete’. Dass Benny Rebel bei diesen Arbeiten manchmal ein T-Shirt mit großem, realistischem Löwenkopf-Druck trug, ist auch ein Zeichen von großem Selbstvertrauen. Bei den gefährlichen Wildtieren scheint dieser Anblick jedoch keine besonderen Irritationen oder Reaktionen ausgelöst zu haben.
Natürlich hat Benny Rebel während seiner Tierschutzaktionen, Expeditionen und Reisen schon viele Menschen kennengelernt. An einige dieser Menschen wird er sich aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten sein ganzes Leben lang sehr gut erinnern. Da war zum Beispiel der Ranger in Swasiland, der Benny Rebel unbewaffnet, ausgestattet nur mit einem ca. 1,5 Meter langen Holzstock zu den Nashörnern begleitete. Während Benny Rebel mit einem Weitwinkelobjektiv aus nächster Distanz die Nashörner fotografierte, rieb der Ranger das Stockende in seiner Handfläche und wenn ein Nashorn näher als die 1,5 Meter kam, hielt er das Stockende mit dem Geruch seiner Handfläche direkt vor die Nase des Tieres, das dann stehen blieb. Benny Rebel gelangen so Aufnahmen aus geringster Distanz zu diesen gefährlichen Tieren, die über 3.000 Kilogramm schwer und trotz ihres immensen Gewichts über 50 km/h schnell laufen können.
Eine außergewöhnliche Freundschaft hat Benny Rebel mit einem Leoparden in Namibia geschlossen. Leoparden sind deutlich gefährlicher als Löwen oder Tiger, weil sie sich nicht dressieren lassen und unberechenbar sind. Verglichen hat Benny Rebel seine Aussage mit einem Vergleich: In einem Zirkus würde ein Leopard niemals durch einen brennenden Reifen springen. Das machen nur Löwen und Tiger. Deshalb gibt es selbst in den renommiertesten Zirkusarenen keine Leoparden.
Beim Versteckspiel mit einem ausgewachsenen Leoparden, bei dem wechselseitig gesucht und gefunden wurde, sprang der Leopard nach dem Finden des Spielpartners immer auf den Rücken von Benny Rebel – und der lachte dazu! Der Sprung auf den Rücken hinterließ durch die Krallen des Leoparden immer wieder deutliche und schmerzhafte Spuren und der Kopf des Leoparden war dabei immer im Nackenbereich von Benny Rebel. Trotz dieses gefährlichen Spiels hat Benny Rebel jede Sekunde des Spiels mit dem Leoparden genossen, was über die gezeigten Fotos deutlich zu erkennen ist. Keine Anzeichen von Angst, sondern Lachen, Freude und Spaß sind zu sehen. Da ist sich Benny Rebel ganz sicher: „Tiere wissen, ob du ihr Freund oder Spielkamerad bist oder ihr Feind. Du musst jedoch immer Stärke signalisieren und keine Angst zeigen.“
Unglaublich ist das Bild, auf dem Benny Rebel inmitten von mehreren Geparden beim Fressen eines kurz zuvor getöteten Warzenschweins zu sehen ist. Sein Kopf, zusammen mit den Gepardenköpfen in 50 Zentimetern Entfernung zum aufgerissenen Beutetier, aus dem die Geparden Fleischstücke herausreißen, hat Benny Rebel die Kamera in der Hand – und er lacht dabei! Ist das noch mit Risiko oder doch schon mit Wahnsinn zu bezeichnen? Aber Benny Rebel hat auch diese Situation durchdacht und für realisierbar eingestuft – der Lohn dafür sind einmalige Fotografien!
Sehr belustigend empfindet Benny Rebel sein auf älteren Fotos festgehaltenes Outfit. Die langen Haare waren damals der normale Trend, wie auch die helle Kleidung, bei denen die weißen Kappen der leichten Turnschuhe besonders auffallen. Der Lauf der Zeit hat nicht nur die Haare gekürzt und die Kenntnisse erweitert, sondern auch die Kleidung farblich auf Beige/Braun umgestellt. Aber auch heute schmückt sich Benny Rebel sehr gern mit außergewöhnlichen Details, wie beisielsweise einem bunten Halsband, einer Kette mit seinem Logo-Anhänger oder auch einer extravaganten Brille.
Einen anderen, besonderen Menschen, einen ’Ranger vor dem Herrn, den es nur einmal auf der Welt gibt’, wird Benny Rebel auch nie vergessen. Dieser Ranger konnte riechen, welches Tier in der Nähe in welche Richtung gelaufen war. Er konnte an gebrochenen Gräsern erkennen, welches Tier daran vorbeigelaufen war. Unterschiedliche Tiere mit ihren unterschiedlichen Gewichten, Fortbewegungsarten und Geschwindigkeiten brechen die Gräser auch unterschiedlich. Und alles, was er erzählte, konnte er auch immer durch die Nachsuche beweisen. Von ihm hat Benny Rebel viel gelernt. Er kann heute Situationen beurteilen und dabei selbst aktiv werden, wenn anderen das längst nicht mehr möglich ist.
Für eine Geschichte über Löwen wollte Benny Rebel mit anderen Rangern losziehen, um Bilder von Erregungszuständen der Löwen aufzunehmen. Nach der Erklärung seines Vorhabens hielten die Ranger die Umsetzung zunächst für unmöglich, dennoch wollte Benny Rebel seine Vorstellungen fotografisch umsetzen. Die Erläuterung seiner detaillierten Vorgehensweise hat die Ranger letztlich umgestimmt und dadurch entstanden einmalige Aufnahmen. Das erste Foto dieser Serie zeigt einen entspannt im Schatten liegenden Löwen, der den sich nähernden Benny Rebel weitestgehend ignoriert. Bei einer weiteren Annäherung fixiert der Löwe Benny Rebel intensiv – ein erstes Stopp-Signal! Nach weiteren Schritten von Benny Rebel auf den Löwen zugehend, zeigt das Löwengesicht Falten auf der Nase und die Ohren falten sich nach hinten. Wer jetzt nicht den Rückzug antritt und weiter nach vorne geht, der wird erleben, wie sich der Löwe in Sprungposition bringt. Die Hinterbeine sind fest in den Boden gestemmt, die zurückgelegten Ohren sind nicht mehr sichtbar, der Blick des Löwen ist sehr intensiv auf sein Gegenüber gerichtet, die Schwanzspitze zittert, das geöffnete Maul mit den drohenden, langen Reißzähnen und das beeindruckende, angsteinflößende Knurren und Fauchen bestätigt die Angriffsbereitschaft. Spätestens das ist das allerletzte Signal vor einem Angriff. Beim geordneten Rückzug geht Benny Rebel langsam rückwärts zurück und darf dabei nicht stolpern oder gar zu Boden fallen. Das würde umgehend den Jagdinstinkt des Löwen für einen Angriff auslösen, um sein schwaches Gegenüber anzugreifen. Extrem brisant ist es, wenn mehrere Löwen aus verschiedenen Richtungen an einem solchen Szenario beteiligt sind. Dann hilft laut Benny Rebel nur noch Psychologie: Aufrichten, größer machen, Hände als Krallen zeigen, drohen und die Tiere anschreien – das ist der Moment, an dem der Tierflüsterer laut werden muss, um sich selbst zu retten. Ich kann die Anblicke der auf den Fotos gezeigten Löwengesichter gar nicht krass genug beschreiben, denen Benny Rebel in 1,5 Metern Abstand gegenübersteht und sie anschreit. Die Löwen verstehen zwar nicht die Worte, wohl aber die damit verbundene Energie – und niemals würde ein Löwe einen Angriff starten, wenn er befürchten müsste, selbst das Opfer zu werden. Das sagt Benny Rebel, der mit diesen Erkenntnissen arbeitet – und lebt!
Im Verlauf seiner vielen Expeditionen gab es für Benny Rebel immer wieder gefährliche Situationen. Die aufrechte Position, sich größer zu machen, keine Angst zu zeigen und dem Tier damit zu vermitteln ‚Ich bin nicht dein Beutetier, sondern du bist mein Beutetier‘, haben bisher für friedlich verlaufende Abschlüsse von Extremsituationen gesorgt. Aber den Mut und das Selbstvertrauen muss man erst einmal aufbringen! Benny Rebel weiß jedoch auch, dass diese Vorgehensweise nicht bei allen Tieren funktioniert. Bei Berggorillas und Krokodilen verliert man mit dieser Taktik. Glücklicherweise wurde bei seinen bisherigen Expeditionen noch kein Tier durch einen Schuss getötet, getreu dem Motto ‚Ein guter Ranger braucht keine Waffe!‘
Während den von Benny Rebel angebotenen, ausschließlich selbst organisierten und durch ihn selbst begleiteten Reisen werden Risiken für seine mitreisenden Gäste weitestgehend ausgeschlossen. Dennoch sorgt Benny Rebel durch seine umfangreichen Kenntnisse, kreativen Ideen und besonderen Aktionen dafür, dass seine Mitreisenden immer außergewöhnliche Motive und seltene Szenen über besondere Perspektiven fotografieren können. Und sollte es einmal beim Aufeinandertreffen mit gefährlichen Tieren eng werden, steht Benny Rebel immer einige Meter vor seinen Reisegästen, um die Situation zu entschärfen.
Eine besondere Form seiner Fotokunst bot Benny Rebel vor einigen Jahren mit der 3D-Fotografie. Über einen holländischen Ingenieur hatte er zehn Kameras zu fünf 3D-Aufnahmesets umarbeiten lassen und war damit nach Afrika geflogen. Um spektakuläre Aufnahmen zu erhalten, hat er für dieses Vorhaben auch mehrfach sein Leben riskiert. Bilder in 3D, bei denen der Rüssel eines mächtigen Elefantenbullen in der Ansicht des Betrachters über seinem Kopf schwebt – das gab es noch nie! Auch dieses Vorhaben wurde von den begleitenden Rangern rigoros abgelehnt, bis Benny Rebel seinen Plan zur Erreichung der Fotos erläuterte. Elefanten mögen Orangen sehr gerne. Also besorgte Benny Rebel 50 Kilogramm Orangen und legte einige davon auf das Dach eines Geländewagens, der in der Nähe eines Wasserlochs positioniert wurde, das regelmäßig von Elefanten aufgesucht wurde. Natürlich haben die Elefanten den Geruch der Orangen sofort aufgenommen. Um an die Früchte heranzukommen, mussten sie auf dem Weg zum Geländewagen an Benny Rebel vorbeigehen, der jedoch in diesem Moment wesentlich uninteressanter als die Orangen war. Dennoch ist die Neugierde der Elefanten sehr groß und so prüften sie mit ihrem gehobenen Rüssel auch den Geruch des Fotografen, der zwischen ihnen und den begehrenswerten Orangen stand. Für Benny Rebel waren das die gewünschten Möglichkeiten, die geplanten Aufnahmen der Elefanten mit gehobenem Rüssel zu machen. Weil ein kleineres Jungtier mit seinem Rüssel nicht an die Orangen auf dem Fahrzeugdach heranreichte, kletterte es teilweise auf das Auto. Dass das Fahrzeug nach dieser Aktion einige Dellen mehr hatte, waren die aufgenommenen Bilder aber allemal wert!
Ebenso standen Bilder von einem ausgewachsenen Krokodil auf der 3D-Liste. Auch das Krokodil sollte mit gehobenem Kopf abgebildet werden – eine eigentlich unnatürliche Körperhaltung für ein Krokodil. Über eine angelähnliche Vorrichtung, an dessen Seilende ein totes Huhn hing, wurde ein großes Krokodil auf den Geschmack gebracht. Bei der Aussicht auf ein zweites Huhn, das danach an der Angel hing, nahm das Krokodil die gewünschte, gehobene Rachen-/ Kopfposition ein und Benny Rebel machte aus einer sehr kurzen Distanz von maximal zwei Metern seine Aufnahmen. Sehr riskant, wenn man bedenkt, dass Krokodile blitzartig starten und sofort zuschnappen, während Benny Rebel in gehockter Position, wegen der niedrigen Aufnahmeposition in zwei Metern Abstand keine Chance bei einem Angriff gehabt hätte. Aber auch hier hat Benny Rebels Plan funktioniert!
In seinen mit der Software ’m.objects’ produzierten Foto- und Videoshows sind Benny Rebels Aufnahmen mit Musik unterlegt, bei denen die einzelnen Fotografien im Takt der Musik eingeblendet werden. Im Gegensatz zur herkömmlichen Methode, nämlich die Musik den Fotos anzupassen, zieht Benny Rebel es vor, erst die Musik auszuwählen und dazu die Fotos auszuwählen. Zu früheren Zeiten wurde die Musik im eigenen Studio produziert. Grundsätzlich hält er die musikalische Begleitung als emotionsauslösende Komponente für sehr wichtig, wenn nicht sogar entscheidend. Steven Spielberg soll einmal gesagt haben, dass an einer erfolgreichen Produktion die Musik zu 50 Prozent beteiligt ist.
Eine andere Geschichte, die Benny Rebel emotional bewegt, ist die Freundschaft mit einer frei lebenden Gepardin in Südafrika. ’Savanna, Königin der Savanne’, so hat er seine Erinnerungen daran überschrieben. Savanna und ihr Bruder kamen als Findlinge ins Reservat. Dort wurden sie fürsorglich mit der Flasche großgezogen. Von Beginn an konnten sich die Tiere im gesamten Reservat frei bewegen. Die Entwicklung von Savanna zeigte unterschiedliche Verhaltensweisen: Tagsüber war sie das gern gesehene Schoßtier in der Lodge, selbst Kinder konnten sie gefahrlos anfassen und andererseits hat sie in nur geringer Entfernung zur Lodge von Zeit zu Zeit ein Kudu oder ein Impala gerissen und gefressen.
Die intensive Freundschaft zwischen Benny Rebel und Savanna hat es ermöglicht, dass Benny Rebel die Gepardin aus nächster Nähe aufnehmen konnte. Davon haben wir fantastische und einmalige Fotos gesehen. Irgendwann erhielt Benny Rebel von den Reservatsbesitzern einen Anruf, dass Savanna Nachwuchs geboren hatte. Benny Rebel konnte es kaum erwarten, nach Südafrika zu fliegen, um die erweiterte Gepardenfamilie zu sehen. Savanna und ihre Jungtiere lebten in der ersten Zeit in einem schützenden, großen Gehege, in dem sich die Gepardenmutter sehr liebevoll um den Nachwuchs kümmerte. Benny Rebel wurde sofort inmitten der Familie von Savanna geduldet, so wurde er schnell zu einem neuen Spielkameraden für die kleinen Jungtiere. Als er einmal an einem Baum stand, lief eines der Jungtiere über seinen Rücken an einen Baum hoch. Dieses Spielverhalten der jungen Geparden nutzte Benny Rebel von da an für beeindruckende Aufnahmen der Jungtiere gegen den Himmel – Fotos aus nächster Nähe mit Seltenheitswert! Dass sein Rücken durch die Krallen der Tiere bei diesen Aktionen immer wieder stark leiden musste, hat Benny Rebel gerne in Kauf genommen.
Dieses große Glücksgefühl, das alles erleben zu dürfen, hat Benny Rebel mit den nachfolgenden Sätzen ausgedrückt: „Diese Zeiten und Tage, die ich in der Wildnis verbracht habe, zähle ich nicht zu meinen Lebenszeiten, das waren geschenkte Tage. Ich kann nicht beschreiben, wie schön und toll das ist, beim Sonnenuntergang so einen Moment zu erleben – völlig abgesehen von den Bildern, die man aufnehmen kann – aber der Hauptgrund, warum ich das mache, dort zu sein, ist, diese Momente zu erleben und zu genießen. Der Tag wird langsam kühler, der Staub setzt sich. Die Geräusche ändern sich. Die tagaktiven Tiere gehen schlafen, die nachtaktiven werden wach. Die Schakale fangen an zu rufen, die Hyänen machen sich bereit für die Jagd und die Löwen brüllen in der Ferne. Das ist einfach so schön, dass es für mich geschenkte Tage sind – und davon hatte ich schon relativ viele.“
Wochenlang verbrachte Benny Rebel Zeit mit Savanna und den jungen Geparden, bis er schließlich wieder abreisen musste. Nach etwa 6 Monaten hatten es die Reservatsbesitzer gewagt, Savanna mit ihrem Nachwuchs aus dem geschlossenen Gehege wieder frei laufen zu lassen. Irgendwann ist die kleine Gepardenfamilie dann einem Löwenrudel begegnet. Bei der Verteidigung ihrer Jungtiere wurde Savanna von den Löwen getötet, die Jungtiere haben jedoch den Angriff überlebt. Über zehn Jahre durfte Benny Rebel seine Gepardenfreundin Savanna begleiten, immer wieder ist er mit dem Gefühl intensiver Freundschaft nach Südafrika zu ihr gereist. Die Nachricht von Savannas Tod hat Benny Rebel tiefe Trauer bereitet. Er ist dankbar für diese Freundschaft und die bedingungslose Liebe eines wilden Tieres erlebt zu haben. Savanna war für ihn wie eine Schwester, wie ein Familienmitglied. Zwei der Nachwuchsgeparde, beides männliche Tiere leben heute noch im Reservat. Aus einem anderen Reservat ist zwischenzeitlich ein Gepardenweibchen dazu gekommen und Benny Rebel hat die Nachricht erhalten, dass kurzfristig zurückliegend wieder Geparden geboren wurden. Auch jetzt kann er es kaum abwarten, bis er im September endlich wieder dort sein wird.
„Geschichten sind cooler als Hochglanzfotos“, findet Benny Rebel. Und wer ihm zuhört, kann das nur bestätigen. Aber Fotos ohne Geschichte hat Benny Rebel sowieso nicht.
Eine Geschichte, die Benny Rebels Leben ebenfalls geprägt hat, begann mit einem Anruf einer kleineren Tierschutzorganisation, die sich für den Schutz der Paviane in Südafrika einsetzte. Rita Miljo, seinerzeit bereits über 80 Jahre alt, bat Benny Rebel um Hilfe für eine Werbeaktion, die das Ansehen der Paviane, die in weiten Teilen Afrikas als Plage gelten, verbessern sollte. Obwohl Benny Rebel bis dahin keine intensivere Beziehung zu Pavianen hatte, überlegte er nicht lange und sagte zu.
Paviane sind extrem intelligent, lernfähig und flink und können mit ihren großen Zähnen sehr gefährlich werden. Autos, Wohnungen, Fenster und Türen sind für Paviane keine Hindernisse, sie können alles öffnen. Dann durchsuchen sie die Bereiche nach Essbarem oder für sie interessante Gegenstände, die sie mitnehmen und irgendwo anders liegen lassen. Deswegen sind Paviane sehr unbeliebt bei der heimischen Bevölkerung. Leider ist bei diesem Problem auch wieder einmal vorrangig der Mensch der Schuldige. Trotz vieler Hinweise an Touristen, Paviane nicht zu füttern, wird immer wieder dieser Fehler begangen. In der Hierarchieordnung der Paviane muss das schwächere Tier sein Futter immer an das stärkere, ranghöhere Tier abgeben. Wenn also Touristen Paviane füttern, fühlen sich die Paviane in der Position des Stärkeren und folgern daraus, dass alles Futter der Touristen eigentlich ihnen gehört. Und wenn die Paviane davon ausgehen, dass in Autos und Wohnungen Futter zu holen ist, werden sie frech, zudringlich und bei Gegenwehr auch aggressiv – in der Auslegung der eigentlichen Verursacher werden sie dann zu Problemtieren, die abgeschossen werden.
Um das Schlimmste zu verhindern hatte Rita Miljo vor 40 Jahren ein großes Gelände am Crocodile River gekauft und dort mehrere riesige Gehege erstellt, in denen ca. 600 Paviane, getrennt nach Familien, lebten und täglich gefüttert wurden. Das Futter wurde teilweise gekauft oder stammte aus Spenden. Viele wechselnde Freiwillige aus der ganzen Welt halfen kostenlos bei den täglich anstehenden Arbeiten. Bei der für Benny Rebel angedachten Arbeit ging es allerdings nicht um die in den Gehegen lebenden Paviane, sondern um die freilebenden Tiere, die auch auf den Straßen unterwegs waren, weil sie dort auf Touristen trafen, von denen Futter zu erwarten war. Rita Miljo zeigte Benny Rebel die üblichen Aufenthaltsorte der Paviane, schilderte die Struktur der über hundert freilebenden Tiere und zeigte ihm auch das Alpha-Männchen und -Weibchen.
Danach überlegte Benny Rebel, wie er mit Bildern das Ansehen der Paviane verbessern und diese Bilder auch aufnehmen könnte. Erfolgreiche Bilder müssen beim Betrachter Emotionen auslösen. Dass er dazu mit einem Weitwinkelobjektiv wieder ganz nah dran sein musste, gehört zu seiner fotografischen Handschrift. Das Ergebnis seiner Überlegungen bestand in einem gewagten Alleingang, wobei er sich jedoch auch dieses Mal der Gefahr bewusst war. Er beendete die für die Paviane sichtbaren Kontakte zu allen Mitarbeiter/innen der Tierschutzorganisation, er wollte als neutraler, nicht vorbelasteter Mensch ein Mitglied der Pavianfamilie werden. Am nächsten Tag ging er alleine und unbewaffnet, mit seiner ihm eigenen Selbstsicherheit zur Pavianfamilie. Dabei wiederholte er permanent seine Absichtserklärung: „Ich bin nicht aggressiv, ich bin nicht euer Feind, ich bin aber auch kein Beutetier, ich bin auch nicht schwach, ich bin stark, aber ich komme in Frieden, ich bin euer Freund, ich will für euch Werbung machen.“
Weil Benny Rebel sich Tiergesichter sehr gut merken kann, fand er sehr schnell das Alpha-Männchen und setzte sich in seiner Nähe auf den Boden. Wenn sich das Alpha-Männchen an einen anderen Ort begab, klebte Benny Rebel an seinen Füßen und folgte ihm. Stand das Alpha-Männchen auf, stand auch Benny Rebel auf. Dabei fand eine eher unauffällige, gegenseitige Beobachtung statt. Nach und nach ignorierte ihn das Alpha-Männchen, das war für Benny Rebel die ’Eintrittskarte’ zur Familie. Benny Rebel legte sich auf den Bauch und begann zu fotografieren. Diesen ersten Tag hatte er sich der Pavian-Gruppe bekannt gemacht, war als nicht gefährlich erkannt und akzeptiert worden.
Als Benny Rebel am darauf folgenden Tag wieder zur Pavianfamilie ging, erwartete ihn ein kleines Wunder. Das Alpha-Weibchen hatte ihn als Babysitter und Spielkameraden für ihren kleinen Prinzen ausgesucht. Sie brachte das kleine Jungtier zu Benny Rebel, legte es vor ihm ab und vertraute es ihm an. Benny Rebel zeigte sich einerseits sehr ergriffen von so viel Vertrauen, andererseits barg die Situation auch ein großes Wagnis. Wenn der kleine Prinz, aus welchem Grund auch immer, um Hilfe rufen würde, hätte er sofort die gesamte Pavianfamilie am Hals.
An dieser Stelle der Geschichte zeigte uns Benny Rebel sein Foto vom kleinen Prinz. Wie soll ich es beschreiben? Eine emotionsauslösendere Ansicht eines kleinen Pavianbabys gibt es nicht! Der kleine Prinz liegt im hellen Sand in einer Position/Körperhaltung, wie es idealer nicht sein kann – und blickt direkt in die Kamera. Ergänzend zu diesem Foto folgen noch weitere Bilder, die Benny Rebel auf dem Bauch liegend vom jungen Pavian gemacht hat, der ihn neugierig betrachtete und um ihn herumlief. Nach etwas Zeit der gegenseitigen Betrachtung kam der kleine Prinz näher und legte seine kleine Hand in Benny Hand. Das Foto davon belegt einen ’Sternenmoment’, etwas Schöneres kann einem Tierfotografen nicht passieren. Emotion pur, ein unglaubliches Erlebnis! Wie Benny Rebel sagte, fühlte sich diese kleine Hand sehr weich und zart an. Für diese schöne Erfahrung, das Vertrauen und dieses unglaubliche Erlebnis ist Benny Rebel sehr dankbar. Wer mehr von dieser Geschichte lesen möchte, findet Geschichte und Fotos auf der Webseite von Benny Rebel unter „Mein Freund, der Prinz der Paviane“
Im ExifCafé war es während der Erzählungen von Benny Rebel ganz still. Nach dem Ende der letzten Geschichte brauchten alle ExifCafé-Mitglieder einen Moment, um wieder in den realen Alltag zurück zu kehren.
Über einige Fragen an Benny Rebel zu seiner Risikobereitschaft, seinen außergewöhnlichen Reisen und Expeditionen, bei denen seine Mitreisenden fantastische Motive ablichten können, haben wir gemeinsam auch noch über Großwildjäger und auch noch über Politik, deren offizielle Vertreter und deren Handlungsweisen gesprochen. Auch dabei zeigt Benny Rebel klare Meinungen, bei denen man ihm nicht widersprechen kann.
Ab dem 8. Juli 2021 wird Benny Rebel erstmals mit einer Reisegruppe in ein europäisches Land fahren: Das Ziel ist Südfrankreich, die Camargue. Weiße Wildpferde am und im Mittelmeer, üppige Lavendelfelder zur Hauptblütezeit und Ernte sowie Flamingos werden neben vielen anderen Motiven fotografische Highlights sein. Das Risiko, von wilden Tieren angegriffen zu werden ist bei dieser Reise ausnahmsweise nahezu ausgeschlossen. Danach folgen zwei Kenia-Expeditionen, Südafrika, Namibia und Botswana. Alle Reiseinhalte dazu sind nachzulesen auf Benny Rebels Webseite.
Benny Rebel hat uns über 2,5 Stunden im ExifCafé mit seinen Bildern und Geschichten begeistert und berührt. Danke, Benny Rebel, dass wir an Deinen Reisen und Erlebnissen teilnehmen durften. Es war ein Ausflug in eine andere Welt und ein anderes (Er-)Leben. Allein die Gewissheit, dass es das alles wirklich gibt und was alles möglich ist, ist Motivation genug, um für eine natürlichere Welt zu arbeiten!