An einem ‚Freitag, den 13.‘ haben manche Zeitgenossen Bedenken, dass es kein guter Tag wird. Bei uns im ExifCafé ist das anders! Jeder Tag, an dem wir ein Treffen oder eine gemeinsame Aktion durchführen, ist immer ein Gewinn! Denn durch unseren Austausch erweitern wir unsere fotografischen Kenntnisse und haben viel Spaß dabei!
So auch beim Online-Phototalk, der auf Freitag, den 13. August 2021, terminiert war. Schon der erste Blick auf den Monitor, auf dem vollzählig alle ExifCafé-User nach Öffnung des Online-Meetings erschienen, war ein echter Eyecatcher! Und ein Beweis dafür, dass die 180 Kilometer Distanz zwischen Bielefeld und Bad Zwischenahn / Rastede kein Hindernis für gemeinsame Aktivitäten sind! Nach Uwe zählt jetzt auch Katharina zu unseren nördlichsten ExifCafé-Usern.
Zu Beginn unseres Online-Meetings stand natürlich der am 15. August 2021 – also zwei Tage später – geplante Besuch der Photoausstellung ‚Analog 66 – Oldenburger Portraits von Stephan Meyer-Bergfeld‘ im Oldenburger Kunstverein auf unserem Themenplan. Dazu wurden letzte Details zum Treffpunkt in Steinhagen und der ungefähren Ankunftszeit in Oldenburg besprochen, wo unsere Nordlichter vor der Ausstellungs-Location auf uns warten wollten. Der Rest zu diesem Themenpunkt war pure Vorfreude!
Wir geben seit einiger Zeit bei unseren Phototalks jeweils ein ‚Hausaufgaben-Thema‘ zur fotografischen Umsetzung aus – und von Anfang an ist die Beteiligung an dieser freiwilligen Fotoaufgabe immer sehr groß. Daher ist die Besprechung der fotografischen Ergebnisse zwischenzeitlich ein fester Bestandteil unserer Online-Phototalks. Aktuell wurde die Aufgabe ‚Schatten‘ gestellt, ein Motiv, das Schatten zeigt, bei dem der Schattengeber im Bild sein kann, aber nicht sein muss. Das Bild sollte in der Kamera entstehen, zur nachträglichen Bearbeitung war alles erlaubt.
Ich wollte mein Schattenbild in der Natur erstellen und war mit dem Fokus darauf in den Rieselfeldern unterwegs. Gedacht habe ich an sich überlagernde Blätter, die im Sonnenschein eine interessante Durchsicht abgeben. Auf meiner Festplatte habe ich bereits entsprechende Bilder, aber ich wollte unbedingt ein aktuelles Foto zum Thema machen.
Trotz intensiver Suche konnte ich kein brauchbares Motiv finden, aber als mir ein Radfahrer mit Beleuchtung im Schatten eines von Bäumen überwachsenen Weges entgegenkam, meinte ich, ein passendes Motiv gefunden zu haben. Also habe ich meine Kamera mit Tele und Stativ in ca. 40 Metern Entfernung aufgestellt und auf einen Radfahrer mit Beleuchtung gewartet… und gewartet. Es kam und kam aber kein Radfahrer. Aber beim Warten fiel mir mein eigener Schatten mit Stativ und Kamera auf, der sich im trockenen Gras abzeichnete. Also die zweite Kamera zur Hand, LiveView an, Kamera zur Stabilisierung an die Hüfte gepresst, Ausschnitt gewählt, das Gesicht so in die Sonne gedreht, dass der Schatten das Gesichtsprofil zeigte und ausgelöst. Schon der dritte Versucht war vom Bildausschnitt her so, wie ich es mir vorgestellt hatte – damit war mein Schattenfoto im Kasten!
Inge hatte sich etwas wirklich Besonderes einfallen lassen, zu dem es eine aufwändige Vorbereitung brauchte: Die Schattenbildung der Buchstaben BI und FH durch eine exakte Anordnung von vier Elementen, die auf einer Grundplatte von ca. 10×10 cm in einem 3D-Drucker entstanden. Der Aufbau zeigt ein Bodenquadrat mit einer Ecke zur Kamera, in dessen Mitte die 3D-Konstruktion ebenfalls mit einer Ecke zur Kamera steht. Der weiße Untergrund ist an den beiden hinteren Seiten zur Projektion der Schatten mit senkrecht stehendem, weißem Papier ausgestattet. Über die exakt ausgerichteten Beleuchtungen der 3D-Konstruktion von zwei Seiten bilden die vier Elemente auf den senkrecht angebrachten Seitenteilen die Schatten der vier vollständigen Buchstaben, ohne erkennbare Verzerrungen. Über die Höhenpositionen der Beleuchtung wird die Bodenplatte der 3D-Konstruktion ausgeblendet, die Schatten der Buchstaben beginnen im unteren Bereich exakt an den Schnittstellen des horizontalen Untergrundes zu den senkrechten Seitenteilen.
Die Idee und Umsetzung dieses Schattenbildes ist nicht einfach zu beschreiben, aber es war bestimmt aufwändiger, die CAD-Vorlage der Teilbuchstaben zu erarbeiten und im 3D-Drucker umzusetzen. Alle Achtung Inge, das ist wieder etwas aus der Sparte ‚Typisch Wickenkamp’!
Silvia hat ihr Schattenfoto aus ihrem Urlaub in Kroatien mitgebracht. Im Hochformat zeigt es eine Hausfassade mit zwei Fenstern, deren Holzfensterläden interessante Schattenansichten auf der hellen Hausfassade darstellen. Ergänzend ist im rechten unteren Teil des Bildes noch eine Schatten-Teilansicht eines Balkongitters zu sehen. Unterschiedliche Öffnungswinkel der Fensterläden zeigen durch das harte Sonnenlicht flächige, detaillierte Schatten der einzelnen Holzlamellen oder dichte, schwarze Schattenflächen auf der Hausfassade und den Fensterläden selbst. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Details auf Fotografien dieser Art zu sehen sind – wenn man sich denn die Zeit dazu nimmt! Bei der Betrachtung fiel eine leichte Sepiatönung dieses eigentlich als schwarz/weiß erstellten Bildes auf, die sich in der späteren Analyse über Photoshop-Werkzeuge bestätigte.
Beim Anblick von Dieters Foto wurde sofort das Kopfkino in Gang gebracht. Ein alter Dia-Projektor erhellte eine größere, weiße Wandfläche, vor der im linken Teil des Bildes die Teilansicht einer dunkel gekleideten, männlichen Person mit Hut steht, die von hinten angeleuchtet wird. Der Schatten dieser Person ist vom Kopf bis etwa zu den Knien mittig im Bild platziert. Wichtiger Bestandteil dieses Bildes ist die Pose des Models. Aufrecht stehend, leicht vom Körper abstehende, angespannte Arme und geöffnete Hände. Der Schattenkörper mit Hut und den markanten Ohren visualisiert Selbstbewusstsein, Stärke, Aufmerksamkeit und Bereitschaft. Bereitschaft wofür? Angriff? Verteidigung? Zum Glück ging es hier nur um ein Schattenfoto, aber es ist auch ein Beispiel zur Visualisierung von unterschiedlichen Wahrnehmungen.
In Hamburg-Uhlenhorst hat Alfred ein altes, schmiedeeisernes Brückengitter fotografiert und in Schwarz/Weiß ausgearbeitet, das im Sonnenlicht seinen filigranen Schatten auf den Brückenübergang wirft. Am Rand der Brücke, unter dem Gitter, versucht die Natur, sich mit Unkraut ihren Anteil zurück zu holen. Herumliegende Zigarettenstummel beweisen das ‚Schattendasein‘ dieses schönen, reich verzierten Geländers, dem die vorbeieilenden Menschen jedoch kaum Beachtung schenken. Dennoch vertrauen einige Menschen der Beständigkeit des Gitters und befestigen ihre ‚Liebesschlösser‘ an den Stäben, in der Hoffnung, dass ihre partnerschaftliche Liebe und Verbundenheit zu einem anderen Menschen so beständig ist, wie dieses sehr alte Brückengeländer.
Heinz hat sich zum Thema ‚Schatten‘ an ein Foto auf seiner Festplatte erinnert. Natürlich in Schwarz/Weiß, zeigt es eine Laubbaum-Waldansicht. Fast mittig im Motiv seines quadratischen Bildes wird ein Baumstamm durch das einfallende Sonnenlicht zum Teil beleuchtet. Weil das Sonnenlicht durch einen vor dem Stamm stehenden Baum mit lichten Zweigen fällt, zeigen sich auf der erhellten Baumstammfläche die Schatten einzelner Blätter und Zweige. Diese Ansicht, die bei den meisten Waldbesuchern im Großen und Ganzen untergeht, muss man erst einmal erkennen.
Auch Sven hatte sich für sein Schattenbild etwas Besonderes ausgedacht. In Zusammenarbeit mit ‚Manni Quinn’, einer alten Schaufensterpuppe, sollte sein Bild farbige Schatten erhalten. Begünstigt wurde Svens Vorhaben durch ein zufällig erkanntes Sonderangebot für Normal-Reflektoren mit Farbfolien, die prompt bestellt und auch rechtzeitig geliefert wurden. Am Set wurde neben den drei Blitzen mit den Reflektoren inklusive Farbfolien in Rot, Grün und Blau auch noch ein weißer Blitz mit einer Snoot inklusive Grid eingesetzt, mit dem ‚Manni‘ von links aus erhöhter Position angeleuchtet wurde, um einen schwarzen Schatten rechts hinter ihm zu erzeugen. Die drei Reflektoren mit farbigem Licht in Rot, Grün und Blau wurden von rechts in versetzten Höhen und Abständen platziert, so dass die farbigen Schatten links von ‚Manni‘ entstanden.
In einer Simulation über das Programm ‚Set a light 3D‘ hat uns Sven die Aufstellung der Reflektoren und deren Wirkung aus unterschiedlichen Positionen gezeigt. Über diese Software lassen sich mögliche Positionierungen von Leuchten und Blitzen simulieren und dazu das beleuchtete Motiv erkennen. Die so simulierten Lichtsetzungen können dann im Studio zur tatsächlichen Aufnahme nachgestellt werden.
Die Ergebnisse der Hausaufgabe zeigten sich auch zum Thema ‚Schatten‘ mit interessanten, unterschiedlichen Ansätzen. Außergewöhnlich waren sicherlich die Idee von Inge mit den Buchstaben-Schatten aus dem 3D-Drucker und Svens farbige Schatten, aber auch die anderen gezeigten Ansichten, bei denen man in der Realität die Schatten oft gar nicht bewusst wahrnimmt, sind bemerkenswerte Motive.
Bei den ExifCafé-Usern gibt es zur Erweiterung des fotografischen Equipments natürlich immer Wünsche. Weil die Ansprüche mit der eigenen Entwicklung wachsen, dreht es sich meistens auch um höherwertige Objektive oder Zubehör, was sich dann auch im Preis widerspiegelt. Sich das gewünschte Teil gebraucht zu kaufen ist kein Problem, wenn man den bisherigen Besitzer kennt, den zurückliegenden Umgang mit dem gewünschten Gegenstand einschätzen kann und ehrliche Auskünfte dazu erhält. Wer sich auf ‚ebay‘ oder ähnlichen Angebotsplattformen umsieht, kann Glück mit einem Schnäppchen haben oder auch böse enttäuscht werden. Statt Geld zu sparen hat man gegebenenfalls einen schadhaften Gegenstand gekauft, was sich vielleicht auch erst später herausstellt. Eine nachträgliche Reklamation beim Verkäufer, der als Privatverkäufer eine Garantie oder Gewährleistung im Angebotstext ausgeschlossen hat, ist nahezu aussichtslos und auch der mögliche Rechtsweg ist wegen der zu erwartenden Kosten keine echte Alternative. Dann ist der Spaß am ’neuen‘ Objektiv vorbei und das dafür bezahlte Geld ist auch weg. Fazit: Wenn ein privater Verkäufer ein als ’neu‘ angebotenes Objektiv für die Hälfte des normalen Preises anbietet, dann sollte er zumindest noch die Rechnung vorlegen können. Wenn das nicht möglich ist, ist Vorsicht geboten oder besser noch, diesen Kaufgedanken nicht weiter zu verfolgen. Lieber noch etwas warten und weiter ansparen, bis das gewünschte Zubehör beim Händler des Vertrauens bestellt werden kann.
Das Zeitfenster zum Besuch der ‚Photopia Hamburg‘ ist für einige ExifCafé-User bereits gebucht und damit wir auch einmal Hamburg bei Nacht fotografieren können, ist im September auch schon das Hotel für eine Übernachtung vom 23. auf den 24. September 2021 reserviert. Um die Zeit in Hamburg effizient zu nutzen, werden wir vorab eine Auflistung der anzusteuernden Ziele mit Priorität erstellen, die wir – hoffentlich bei geeignetem Wetter – dann mit möglichst kurzen Wegen nacheinander abarbeiten können. Sicherlich werden auch einige Locations dabei sein, die wir wetterunabhängig fotografieren können, wie zum Beispiel U-Bahn-Stationen oder auch den alten Elbtunnel. Und auf die Elphi wollten wir auch noch…
Katharina brachte den Photowalk nach Berlin ins Gespräch, dort würde man dann zwei oder drei Übernachtungen einplanen, um möglichst viel von Berlin zu sehen. Uwe, der jedes Jahr mit seiner Frau einige Tage in Berlin verbringt, weil beide die Stadt einfach toll finden, hatte sich als langjähriger Berlin-Einwohner mit seinen bestehenden Ortskenntnissen schon vor einiger Zeit als Guide angeboten.
Um die Nutzung unserer verschiedenen Gallery-Sparten im Forum des ExifCafés zu verdeutlichen, wurde der Unterschied zur Documentation-Sparte noch einmal erläutert. Bei Einstellung von Bildern in den Gallery-Sparten ist die Meinung der ExifCafé-User dazu gefragt. Das kann eine Analyse, Meinung oder auch das subjektive Bauchgefühl sein, was als Feedback an den Fotografen erfolgen sollte. Bilder, die unter Documentation eingestellt wurden, sind weitestgehend zur Info aller ExifCafé-User gedacht.
Unser nächster Online-Phototalk-Termin ist der 27. August 2021. Dann werden wir uns gemeinschaftlich die Ergebnisse der neuen Hausaufgabe zum Thema ‚Innenansichten‘ ansehen. Abschließend soll noch erwähnt werden, dass wir auch ganz diszipliniert den zeitlich geplanten Rahmen bei einem Online-Phototalk einhalten können. So hatten wir um kurz vor 23.00 Uhr alle geplanten und auch spontan eingebrachten Themen besprochen und dann auch den Feierabend eingeläutet. Geht auch – im ExifCafé ist eben alles möglich!