‚Der Stoff aus dem die Träume sind‘, dieser Titel eines Romans aus dem Jahr 1972 würde auch sehr gut zur Geschichte des Fotografen Mario Dirks passen. Eine Geschichte über ein gewünschtes Date mit der Welt, für das er nur allzu gerne bereit war, ein Jahr seines Lebens, verbunden mit seiner Leidenschaft zur Fotografie, zu investieren.
EINLEITUNG
Am Anfang stand im Juni 2011 die beim Surfen im Internet eher zufällige Kenntnisnahme einer Art Stellenausschreibung des Kamera- und Objektivherstellers Sigma, die den ‚coolsten Job der Welt‘ offerierte. Aufgabenstellung: Der gesuchte Sigma World-Scout sollte auf einer organisierten Weltreise während 50 Wochen auf 5 Kontinenten 50 der weltweit schönsten Plätze, Sehenswürdigkeiten, außergewöhnliche Architekturen und die beliebtesten Szene-Locations besuchen und deren Faszination und Besonderheiten fotografisch für andere sichtbar machen.
Im immer noch zweifelhaften Glauben an eine echte Chance, aber mit Vertrauen auf sich und seine fotografischen Fähigkeiten bewarb sich Dirks – wie es über tausend andere Fotografen ebenfalls taten. Nach langer Zeit des Wartens erhielt er die erlösende Nachricht von Sigma, dass er als einer von gesamt 10 Fotografen in die engere Auswahl gewählt worden war. Ergänzt wurde diese vielversprechende Information mit einer Einladung zum persönlichen Kennenlernen im Sigma-Firmensitz in Frankfurt.
Dort stellten sich die 10 nominierten Bewerber kurz nach ihrem Eintreffen einer von Sigma erdachten Foto-Challenge. Das alles entscheidende Auswahlkriterium enthielt die Aufgaben, innerhalb von 90 Minuten je ein Foto zu den Themen ‚Kreativ‘, ‚Menschen‘ und ‚Stadt/Landschaft‘ in Frankfurt aufzunehmen, zu bearbeiten und zusätzlich noch eine Postkarte zu schreiben. Mit seinen abgelieferten Arbeiten überzeugte Mario Dirks die Sigma-Jury und wurde so kurze Zeit später zum Sigma World-Scout berufen. Erfreulich war, dass das Mitreisen einer Begleitperson (jedoch nur bei eigener Kostenübernahme) möglich war. Darum stand von Beginn an fest, dass Ehefrau Miriam Rass den Sigma World-Scout Mario Dirks begleitet. Gute Entscheidung, ein eingespieltes Team!
Für die Vorbereitung der Weltreise blieben nur wenige Wochen. Nahezu fast ein ganzes Jahr nicht zu Hause zu sein, bedarf intensiver Überlegungen und umfangreicher Regelungen im privaten und beruflichen Bereich. Eine Konzentration auf die ebenfalls erforderliche Planung und Recherche der anstehenden Weltreise, bzw. der zu bereisenden Ziele, war also nicht möglich. Aber der Wille und die Freude zur Wahrnehmung dieser einmaligen Chance auf eine unvergessliche Weltreise haben Miriam Rass und Mario Dirks beflügelt, für alle Themen Lösungen zu finden. Zum geplanten Start der Sigma ‚Our World Tour‘ Ende Oktober 2011 waren sie bereit für das wahrscheinlich größte Abenteuer ihres Lebens!
50 Wochen, 5 Kontinente, 48 Länder und 77 Städte standen auf der langen Sigma ‚Our World Tour‘-Liste. 101 Flüge mit 56 verschiedenen Airlines mit insgesamt 264 Flugstunden waren zur Verbindung der Ziele erforderlich und ca. 4.000 km wurden zu Fuß zurück gelegt, um die Traumziele der Welt, verbunden mit unvergesslichen Eindrücken, zu fotografieren.
Und genau dazu hatte Mario Dirks für Donnerstag, den 28. Januar 2021 einen Vortrag per Online-Übertragung angeboten, bei dem ich natürlich unbedingt dabei sein wollte. Sven Wickenkamp hatte uns in unserem Forum darauf aufmerksam gemacht. Neben einer freundschaftlichen Verbindung haben die beiden Fotografen auch schon mehrfach zusammen gearbeitet. Auch bei diesem Vortrag hat Sven die Betreuung des Chats übernommen. Den über Facebook und Instagram bekanntgegebenen Vortragstermin haben sehr viele interessierte Fotofreunde genutzt, um sich am Donnerstagabend pünktlich um 19.00 Uhr zum ersten Teil der ‚Our World Tour‘ einzuloggen.
TEIL I DES VORTRAGS
Nach Begrüßung durch Mario Dirks und seiner eigenen Vorstellung ging es dann auch gleich los und zwar von Anfang an, nämlich mit der ‚Stellenanzeige‘ von Sigma, der Bewerbung, den seinerzeitigen Auswahlkriterien, bis zur per Video festgehaltenen Sequenz, die Mario Dirks als Sieger der Ausschreibung und damit als Sigma World-Scout zeigt. Wo bitte kann man schon einmal an einem Ablauf vom Ausschreibungstext, über die Bewerbung, die Teilnahme in der engeren Auswahl und an der letztlich entscheidenden Foto-Challenge in Frankfurt, bis zur Ausrufung des Gewinners einer solch unglaublichen Aktion teilnehmen? Dieser Vortrag hat es uns gezeigt! Mit Bildern, kleinen Videoeinblendungen, mit eigenen Schilderungen des Siegers, bei dem auch heute noch – nach immerhin zehn Jahren – deutlich die Emotionen mitschwingen.
Was dann folgte, war der tatsächlich der Stoff, aus dem die Träume der Fotografen sind! Einmalige Momente, Stimmungen und Begegnungen, die in fantastischen Bildern festgehalten wurden. Die gezeigten Bilder so zu beschreiben, wie sie auf den Betrachter wirken, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Daher nur einige Anmerkungen dazu, um zumindest einen kleinen Überblick zu geben. Die Reihenfolge der genannten Locations ist nicht unbedingt konform zum tatsächlichen Reiseverlauf.
Der Vortrag begann mit New York, Jetlag und neben Bildern der Sehenswürdigkeiten der Weltmetropole mit einem Zufallsfoto von Leonardo DiCaprio, der in einem ebenerdigen, Fernsehstudio mit großem Fenster zur Straße zu seinem neuesten Film interviewt wurde. Zum Einstieg der Welttour zeigten sich also auch gleich ungeahnte Facetten! Es folgte der Zuckerhut in Rio de Janeiro, die Copacabana Beach, die Christus-Statue – und da bin ich schon das erste Mal aufgesprungen, ein fantastisches Foto! – und natürlich hatte Mario Dirks auch das aktive Leben im Surfrevier der Ipanema Beach aufgenommen.
In Cuzco/Peru sind die freundlichen Menschen in den bunten, landestypischen Trachten bei ihren Alltagsarbeiten sehr schöne Motive, der frühe Aufstieg um 4.00 Uhr morgens zur Ruinenstadt Machu Picchu wurde mit einer grandiosen Aufnahme bei Sonnenaufgang belohnt. Die Niagarafälle hat Mario Dirks über einen Ausschnitt der Fließkante des Wasserfalls mit einer Langzeitbelichtung abgebildet. Kreative Alternative, beeindruckende Ansicht! Und auch der Antelope Canyon wurde fotografisch ‚touristenfrei‘ als unglaubliches Farbenspektakel auf die Speicherkarte gebannt.
In der Atacama-Wüste regnet es so gut wie nie. Sie ist die trockenste Wüste der Erde. Hier überraschte Schneefall, der die Spitzen der Vulkanberge weiß färbte. Die Wettersituation mit Schnee hatten selbst die älteren Einheimischen noch nicht erlebt. Ein außergewöhnlicher Zufall, den Mario Dirks im Foto festgehalten hat. Bilder aus Asien zeigten die einzigartige Schönheit der jeweiligen Region, andererseits aber auch die Armut, Missstände und deren Auswirkungen. Aber auch das gehört zur Wahrnehmung bei einer Weltreise. Mario Dirks hat die Wahrheit fotografiert, mit Licht und Schatten.
Im Vortrag wurden ab und zu kurze Videosequenzen eingespielt, die ergänzenden Einblick in die jeweilige Umgebung ermöglichten. Und manchmal dabei auch deutlich die Erschöpfung erkennen ließen, zum Beispiel als Mario Dirks im Flughafen von Santiago de Chile Informationen zum weiteren Reiseverlauf gab. Zum Abschluss des Vortrags startete Mario Dirks eine musikalisch unterlegte Zusammenfassung von Bildern und Videosequenzen, die mich ergänzend zum bisherigen Verlauf des Vortrags restlos begeistert hat! Einfach nur gut!
Damit soll meine Beschreibung des bildlichen Vortrags enden, nur noch eines zusammenfassend: Es war grandios, beeindruckend, berührend und neugierig machend!
EINDRÜCKE
Die verantwortlichen Sigma-Initiatoren hatten sich für die Sigma ‚Our World Tour‘ das Ziel gesetzt, die Faszination und Besonderheiten der schönsten Locations und Sehenswürdigkeiten der Welt fotografisch für andere sichtbar zu machen. Das hat Mario Dirks geschafft – für mich sogar mit zusätzlichem Q-Vermerk und jeder Menge Sternchen! Seine Motivsicht und Betonung der Inhalte sind seine fotografische Handschrift. Und wenn es auch nichts mehr gibt, was auf dieser Welt noch nicht fotografiert wurde – Mario Dirks findet seine eigene Ansicht und damit eine neue Interpretation. Schwierige Lichtsituationen, zum Beispiel im Antelope-Canyon meistert er mit fotografischen Kenntnissen und Kreativität für grandiose Bildergebnisse. Und wenn ich an die Aufnahme der Christusstatue in Rio de Janeiro denke, mit diesem unglaublich strukturiertem Himmel – einmalig, nicht reproduzierbar! Ich denke, die Sigma-Jury hat seinerzeit genau den richtigen Fotografen für ihr Vorhaben ausgewählt, einen besseren hätten sie nicht finden können!
Wenn auch die Sigma ‚Our World Tour‘ für Mario Dirks ein Gewinn für einmalige Erlebnisse war, hat die Reise auch viel Kraft und mentale Stärke gefordert. Ständige Anspannung zur Einhaltung der durch Sigma gesetzten Buchungen und Termine, dazu immer die Ungewissheit, mit welchen witterungsbedingten Verhältnissen sich die anzusteuernden Ziele zeigen würden – Stress war ein ständiger Begleiter. Wenn an einem Reisetag abends das letzte Tageslicht verschwunden war, stand noch die Sichtung der Bilder des Tages an, danach die Auswahl und Bearbeitung. Erst dann, wenn die Übermittlung der Tagesleistung an Sigma erfolgreich beendet wurde, war endlich Feierabend. Somit blieb immer nur wenig Zeit zum Entspannen, bis der nächste Tag wieder volle Konzentration für das neue Ziel forderte.
Gesundheitlich haben beide Weltenbummler die gesamte Reise ohne gravierende Ereignisse absolviert, sieht man einmal davon ab, dass Mario Dirks in den ersten drei Monaten der World Tour 10 kg Körpergewicht verlor, dass der vollgepackte Fotorucksack mit seinen ca. 20 kg fotografischem Equipment nach endlosen Fußmärschen einmal für Knieprobleme sorgte und dass nur ein einziges Mal eine Flugverbindung wegen eines Magen-/Darmproblems umgebucht werden musste, dann muss man Miriam Rass und Mario Dirks eine hervorragende körperliche Konstitution bescheinigen. Letztlich war das jedoch auch einer sehr disziplinierten Ernährung geschuldet, die jedoch auch vielfach Verzicht bedeutete.
Wie war das noch? „Alles, was man gerne und aus Überzeugung macht, macht man gut!“ Mario Dirks hat mit dieser Geschichte von Beginn mit der ersten Bewerbung bei Sigma, über 50 Wochen während der Sigma ‚Our World Tour‘ und auch bei vielen nachfolgenden öffentlichen Terminen, wie auf der Photokina in Köln oder der Frankfurter Buchmesse sowie mit Veröffentlichungen in vielen renommierten Fotofachzeitschriften und -magazinen, seine besondere Sichtweise, fotografischen Fähigkeiten, Kreativität und Vielseitigkeit bewiesen. Bereits seit 2007 bietet er mit großem Erfolg fotografische Workshops und Seminare an. Sein Studio in Oldenburg und seine Heimatinsel Norderney sind oftmals die geeigneten Arbeitsbereiche, aber auch New York oder andere weltweite Traumziele stehen seinen Kunden zur Verfügung – und sogar Bielefeld!
DAS BUCH ZUR REISE
Kürzlich zurückliegend habe ich (zustimmend!) irgendwo gelesen: „Ein Fotobuch taugt zum Widerstand gegen die Flüchtigkeit in der zeitgenössischen Fotografie“.
Drei Monate nach seiner Rückkehr von der World Tour begann Mario Dirks mit dem Schreiben der ersten Zeilen zu seinem Buch ‚Our World Tour‘. Anhand seiner Bilder, Tagebuchaufzeichnungen, Erinnerungen und der damit einhergehenden Emotionen hat er die Erlebnisse dieser Weltreise noch einmal zurückverfolgt und seine Eindrücke mit Bildern und Texten in einem Buch festgehalten, um sie mit anderen teilen zu können. Nach einem Jahr intensiver Arbeit des Rückblicks erschien sein Buch ‚Mario Dirks – Our World Tour: Eine fotografische Reise um die Erde‘ (erschienen im dpunkt.verlag, ISBN 978-3-86490-073-0), dessen Cover einen barfüßigen Bettelmönch vor einem modernen Auto zeigt. Inhaltlich mit fantastischen Bildern der Weltreise, werden Sehenswürdigkeiten, Bekanntes und Unbekanntes, Land und Leute und auch Flora und Fauna mit interessanten, begleitenden Texten in Szene gesetzt.
Was mir ergänzend besonders gut gefällt, sind die Informationen zu Aufnahmestandorten und Kameraeinstellungen. Ich kenne bisher zwar nur einen Teil des Buches aus der Leseprobe, das reicht jedoch für den dringenden Wunsch, die ganze Geschichte zu erfahren.
TEIL II DES VORTRAGS
Am Donnerstag, den 4. Februar 2021, wird Mario Dirks ab 19.00 Uhr den zweiten Teil seines Online-Vortrags zur ‚Our World Tour‘ halten, zu dem erneut alle Interessierten eingeladen sind. Der Vortrag ist kostenlos, es wird jedoch wieder um eine kleine Spende zugunsten des Salaam Baalak Trust für die Straßenkinder von Delhi gebeten.
Ich werde ganz bestimmt wieder vor dem eigenen Monitor in der ersten Reihe sitzen und freue mich schon jetzt auf außergewöhnliche Bilder von weiteren Traumzielen der Welt, die Mario Dirks als Sigma World-Scout von seiner unglaublichen Reise mitgebracht hat.