Urlaub ist immer etwas Besonderes! Erst recht, wenn man die Auszeit mit einer Reise verbinden kann. Und natürlich ist auch die Vorfreude da, wenn ich bei einem Treffen unserer Gruppe davon erzählt habe, dass ich für Anfang Mai einen Kurzurlaub in Burhave an der Nordsee gebucht habe und während des Aufenthaltes dann auch die nahegelegenen Orte Fedderwardersiel, Tossens und Eckwarderhörne besuche.
Sofort erinnerte sich Heinz daran, dass er den Alten Fähranleger in Eckwarderhörne noch auf seiner to-do-Liste hat. Kurz entschlossen machte er sich auch schon am Samstag, den 25. April in der Mittagszeit auf den rund 230 km langen Weg nach Eckwarderhörne, um sein Foto vom Alten Fähranleger zu machen. Der Tidekalender zeigte Hochwasser für 15.30 Uhr an, das Wetter war passend und die Webcam vor Ort zeigte in der Mittagszeit auch ausreichend Wolken. Alle guten Bedingungen für eine Langzeitbelichtung!
Noch am späten Abend des gleichen Tages zeigte uns Heinz im Forum seine Langzeitbelichtung des Alten Fähranlegers. Im Begleittext erwähnte er jedoch, dass sich „die versprochenen Wolken“ nicht an der richtigen Stelle gezeigt hätten. Dennoch hatte Heinz aber ein sehenswertes Foto mitgebracht. Ich muss zugeben, dass ich trotz mehrfachen Aufenthaltes in Eckwarderhörne die Reste des Alten Fähranlegers nicht wirklich wahrgenommen habe oder ihre ehemalige Bedeutung kannte. Darum war ich auf einen neuerlichen Besuch gespannt, zumal auch ich mich fotografisch daran versuchen wollte.
Corona stellte den Urlaubstermin lange Zeit in Frage, doch am 11. Mai durften auch Touristen wieder an die Nordsee reisen. Ich war einer davon!
Am Morgen meiner geplanten Rundreise über Fedderwardersiel, Tossens und Eckwarderhörne hat es noch geregnet, daher hatte ich für Eckwarderhörne mit bedecktem Himmel und diffusem Licht gerechnet. Am frühen Nachmittag war das Leuchtfeuer von Eckwarderhörne schon aus großer Entfernung zu sehen. Die Umgebung von Eckwarderhörne hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Leuchtfeuerturm, Hörstuhl, Hullmann-Denkmal – alles wie immer! Nur bei diesem Besuch habe ich die massiven Reste des Alten Fähranlegers bewusst wahrgenommen. Die Gezeiten und die mitunter stürmische Nordsee haben an den vier mit rotem Stein gemauerten Stützpfeilern deutliche Spuren hinterlassen. Dennoch verteidigen die Bauwerke beharrlich ihre Standplätze.
Unerwartet hatte der starke Wind zwischenzeitlich die dichten, grauen Wolken weggeblasen und die Sonne den Himmel mit kleineren weißen Wolken ganz eingenommen. Trotz des schönen Wetters waren nur einzelne Besucher während des Aufenthaltes zu sehen, die Gastronomie in Eckwarderhörne war Corona bedingt noch komplett geschlossen. Mit dem Blick auf das nahende Hochwasser hatte ich große Hoffnung, dass mir eine ordentliche Langzeitbelichtung gelingen würde – bis ich dann direkt vor den Resten des Alten Fähranlegers stand. Da wusste ich, dass mich der ungünstige Sonnenstand ausbremsen würde. Die Stützpfeiler mit Blick auf die See standen im starken Gegenlicht, dadurch war das marode, aber noch immer dekorative Mauerwerk der Pfeiler im harten Schatten. Dennoch wollte ich nicht ohne ein Foto gehen, das nur mäßige Ergebnis hat meine Erwartungen jedoch nicht erfüllt.
Ähnlich muss es Heinz ergangen sein, denn als ich mein Foto ins Forum gestellt habe, antwortete Heinz darauf, dass das Foto „Lust auf Meer“ macht, und er für den nächsten Samstag eine weitere Fahrt nach Eckwarderhörne plant. Durch seinen vorangegangenen Ortstermin kannte er bereits den idealen Kamerastandort „im Knick“ und den besseren Aufnahmezeitpunkt, nämlich früh morgens, wenn das Sonnenlicht seitlich auf die Vorderseiten der Stützpfeiler fällt. Die Wettervorhersage versprach für Samstag früh gutes Licht, Wolken und auch der Hochwasserzeitpunkt war ideal. Kurz vor 5.00 Uhr machte sich Heinz erneut auf die 230 km lange Strecke nach Eckwarderhörne. Eine SMS von ihm informierte mich, dass er auf dem Weg war. Für mich waren es nur 15 km von der Ferienwohnung in Burhave nach Eckwarderhörne. Zeitgleich trafen wir um 7:30 Uhr auf dem Parkplatz ein. Nach kurzer Umsicht ging Heinz gleich ans Werk. „Die niedrige Kameraposition knapp über der Wasseroberfläche könnte die Grundlage für interessante Aufnahmen bieten“, das war sein Vorhaben.
Auch ich habe mein Glück versucht und noch zwei akzeptable Aufnahmen des Alten Fähranlegers machen können. Der Morgen, das Licht und die See waren wirklich gut, auch wenn der heftige Wind mitunter den Algenschaum kräftig fliegen ließ. Was ich zwei Stunden später auf dem Display von Heinz’ Leica gesehen habe, sah richtig gut aus! An diesem Morgen hat er fantastische s/w-Fotos gemacht, die die erneute, lange Anfahrt und den gesamten Aufwand rechtfertigten. Kenntnisse und Erfahrungen machen den Unterschied aus zwischen „mein Glück versuchen“ und „wissen, was man tut“. Bestätigung dafür sind Heinz‘ fotografische Ergebnisse. Und auch das habe ich gesehen: Kameraequipment als „Werkzeug“ nutzen! Akzeptieren, dass Kamera und Filter bei ordentlich Wellengang und fliegendem Algenschaum in 20 cm Bodenhöhe auf dem Stativ im Abstand von 50 cm der auslaufenden Wellen reichlich Gischt und Algenschaum abbekommen. Dieser Einsatz ist Heinz ein gutes Foto wert – ihm geht es bei der Fotografie immer um „das Wesentliche“!
Heinz hat sein geplantes Foto vom Alten Fähranleger in Eckwarderhörne (…und weitere Perspektiven dieses Motivs) „im Kasten“. Für mich war es sehr interessant, weitere Erfahrungen in der Filterfotografie zu sammeln und Heinz bei seiner Arbeitsweise zuzusehen. Nahezu 1000 km Fahrt hat er für sein geplantes Foto vom Alten Fähranleger in Eckwarderhörne zurückgelegt. Leidenschaft und Engagement für Fotografie und besondere Motive kann man Heinz Wille bestätigen! Seine Fotos sprechen für sich…