Hamburg – das Tor zur Welt – unvergleichlich! Mit viel Vorfreude habe ich diesen Tag erwartet: Dienstag, den 07.07.2020, an dem der ExifCafé-Photowalk nach Hamburg geplant war. Und weil wir diesen Tag intensiv nutzen wollten, begann er für mich mit dem Weckruf schon um kurz vor 5.00 Uhr. Einige Mitglieder des ExifCafés waren schon mehrfach gemeinsam zu unterschiedlichen Anlässen in Hamburg, aber bei mir hatte es bisher terminlich für den Hamburg-Photowalk noch nicht geklappt! Aber jetzt! Um kurz vor 6.00 Uhr starteten wir unsere gemeinsame, etwa 280km lange Anfahrt in den Norden, dessen erstes Ziel der Fähranleger Finkenwerder war.
Unterwegs nach Hamburg hatten wir keine nennenswerten Probleme mit Stauaufenthalten an den bekannten Baustellen, nur kurz vor Hamburg wurde der Verkehr etwas „kompakter“. Dennoch konnten wir unser Fahrzeug schon um kurz vor 9.00 Uhr auf einem kostenfreien Parkplatz, ganz in der Nähe des Fähranlegers abstellen.
Mit Fotorucksack und einem „schnellen Brötchen“ auf der Hand ging es dann im Eiltempo zum Anleger Finkenwerder im Köhlfleet Hafen, um die 9-Uhr-Fähre zu den St.-Pauli-Landungsbrücken noch zu erreichen. Sven hatte schon während der Anfahrt übers Handy ein Gruppenticket zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wie Fähren, U-Bahn und Bus gebucht, so dass wir auch entferntere Hamburg-Ziele kostengünstig, problemlos und schnell erreichen konnten. Die Fähre stand schon zur Abfahrt bereit und kurz nach unserem Bordzutritt legte das Schiff auch schon ab. Corona hatte auch hier Zeichen gesetzt, nur wenige Fahrgäste waren auf dem Schiff – natürlich alle mit Gesichtsmaske und reichlich Abstand.
Vom Außendeck konnte ich bereits die ersten Eindrücke sammeln und erahnen, was uns heute erwartete. In der Ferne war im dunstigen Gegenlicht schon die kleine Silhouette der Elbphilharmonie zu erkennen, wie auch Krananlagen, Docks, Kreuzfahrtschiffe und natürlich auch der Hamburger „Michel“ sowie andere markante Gebäude und Türme der Hamburg-Skyline.
Das Wetter war freundlich, 15 Grad, sonnig, blauer Himmel mit weißen Wolken und wir hatten den ganzen Tag noch vor uns! Zur zügigen Fahrt der auf der Norderelbe brummten die Dieselmotoren der Fähre zufrieden als Begleitmusik – ein kurzer Moment der Ruhe zur Aufnahme der Umgebung. Was für ein Auftakt unseres Photowalks!
Eigentlich wusste ich gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte – alles war so wahnsinnig interessant. Auf der Elbe fuhr gerade Deutschlands größter und schnellster Katamaran „Halunder Jet“ an uns vorbei, der mit 12.182 PS und 56,40m Länge den Platz für 680 helgolandverliebte Passagiere bietet, die er mit Zwischenstopps in Wedel und Cuxhaven in 3½ Stunden mit Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h auf die Felseninsel bringt.
Schnell waren auch die Kameras zur Hand, um die ersten Fotos des Tages zu machen. Schon allein deswegen, um nichts zu verpassen, an das man sich erinnern sollte! Mit der Fähre vorbei an wunderschönen Wohnanlagen am rechten Elbufer, mit kleinen, hellen Sandstränden, überfuhren wir den (neuen) Elbtunnel, vorbei am großen Felsen „Alter Schwede“ in Altona, am Dockland, dem Bürogebäude, dessen Spitze wie ein Schiffsbug über das Wasser herausragt, am eingedockten Kreuzfahrtschiff „Europa“ und den imposanten Kai- und Krananlagen im Containerhafen bis zu den St. Pauli Landungsbrücken, wo wir die Fähre verließen.
Sven, der 8 Jahre in Hamburg gelebt und die Zeit dort auch für umfassende Ortskenntnisse genutzt hat, hatte das Tagesprogramm vollgepackt mit Zielen: Rathausmarkt, Jungfernstieg, HafenCity, Kontorhausviertel, Speicherstadt, Elbphilharmonie, Landungsbrücken mit dem alten Elbtunnel, Fischmarkt und Dockland. Von den St. Pauli Landungsbrücken standen wir nach wenigen Metern am Uhrenturm, in dessen unmittelbarer Nähe auch der Fischmarkt stattfindet. Dort gab Sven den Hinweis auf den gegenüber liegenden „Stintfang“, eine 26-Meter-Anhöhe am Elbufer, von dessen Aussichtsplattform es einen schönen Überblick über den Hamburger Hafen gibt. Mit „aber das machen wir später“ begann jetzt unsere Exkursion zu den geplanten Zielen. Und ab jetzt musste ich mich von jeder Ansicht „losreißen“, sonst hätten wir an diesem Tag einen nur sehr begrenzten Aktionsradius gehabt und viel weniger von den geplanten Zielen gesehen.
Die Architektur der Gebäude in Hamburg im Mix von alt und neu ist einfach nur fantastisch. Oftmals werden auch in neuen, stilistisch hochmodernen Gebäuden einzelne Gestaltungsaspekte von naheliegenden, alten Gebäuden übernommen/gespiegelt, was trotz der stark unterschiedlichen Gegensätze in Bauweise und Materialverwendung wieder zu einer harmonischen Gesamtansicht führt. Oft auch krasse Gegensätze, die sich in Hamburg jedoch unglaublich gut ergänzen.
Vom Standort Uhrenturm fällt der Blick auch auf die „Tanzenden Türme“, die hauptsächlich als Büroflächen gewerblich genutzt werden. Zwei Türme, 85 und 75 Meter hoch, deren auffälligstes Merkmal die geknickte Fassadenkonstruktion aus Glas und Stahl im oberen Drittel des höheren Turms und im unteren Drittel des kleineren Turms ist. Die Idee hinter dieser Architektur ist eine Assoziation aus Musik und Sex, die zur nahegelegenen Reeperbahn passen soll. Was soll man dazu sagen?! Gedacht, gemacht, gewonnen! Toller Anblick!
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich alle Namen und von Sven mitgeteilten Erläuterungen zu den Gebäuden und Sehenswürdigkeiten während unseres Photowalks behalten hätte. Zu viele Eindrücke, die wirklich im Sekunden-/Minutentakt auf mich einwirkten. Ein Highlight nach dem anderen – ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus! Ob es die Stahlkonstruktion der Brücke an der U-Bahnstation „Baumwall“ ist oder auch die Einzigartigkeit des Hamburger Rathauses mit dem beeindruckenden Brunnen im Innenhof, die Alsterarkaden, das ChileHaus, der Sprinkenhof, in dessen Innenbereich jeder Fotograf seine Herausforderung findet, sich zentriert auf den Boden zu legen, um die im Rechteck nach oben angeordneten Fenster des Gebäudes mit der Kamera symmetrisch aufzunehmen (keiner der Besucher oder Anwohner wundert sich mehr über die am Boden liegenden Fotografen!) oder auch die Magellan Terrassen – das alles ist einzigartig und mehr als sehenswert! Für das Spiegel-Gebäude auf der Ericusspitze hatten wir uns bei günstigen Wetterbedingungen Langzeitbelichtungen vorgenommen. Und wir hatten hervorragende Wetterbedingungen! Tolles Licht, blauer Himmel, schöne, ziehende Wolken und die außergewöhnlichen Gebäude als Hauptmotiv! Weil das zu erwartende fotografische Ergebnis vielversprechend war, haben wir hier etwas mehr Zeit investiert – (berechtigt, nachdem ich später auch die Ergebnisse gesehen habe).
Alfred, der sich aufgrund einiger Termine bereits seit einigen Tagen in Hamburg aufhält, wollte sich uns ab Mittag zum weiteren Photowalk anschließen. Die Abstimmung mit ihm von Ort- und Zeitpunkt zum Treffen war schnell erledigt. Wir hatten bis dahin noch Gelegenheit, die Speicherstadt aufzusuchen.
Das kleine Wasserschloss ist mit Sicherheit eines der schönsten Fotomotive in der Speicherstadt. Verschiedene Pegelstände und Wetterbedingungen, unterschiedliche Tages- und Nachtzeiten und auch künstliche Beleuchtungen führen zu immer neuen Ansichten dieser Location. Aber allein die Möglichkeit, einmal selbst von der vorgelagerten Poggenmühlen-Brücke dieses Kleinod der Speicherstadt mit seinen Türmchen und Erkern zu sehen, ist schon etwas Besonderes. Genutzt wird das Wasserschloss durch Gastronomie und als Teekontor. Über die Magellan Terrassen und den Traditionsschiffhafen mit dem am Kai liegenden Museums- und Staatsdampfer „Schaarhörn“ ging es per U-Bahn danach zum mit Alfred vereinbarten Treffpunkt St. Pauli Landungsbrücken, die zwischenzeitlich sehr belebt waren. Die gastronomischen Einrichtungen waren gut besucht und auch die Schiffe für Hafenrundfahrten waren gut gefüllt.
Alfred erwartete uns bereits am Uhrenturm, dem gemeinsamen Mittagessen stand nichts mehr entgegen. Dafür haben wir uns auch Zeit genommen, zumal es bereits jetzt schon einiges zu erzählen gab. Der allgemeine Austausch ergab durch einen Tipp von Alfred auch die Möglichkeit zur Einstellung von längeren Belichtungszeiten als 30 Sekunden direkt in der Kamera – eine gute, mir bis dahin unbekannte Möglichkeit, Langzeitbelichtungen auch ohne zusätzlichen Timer durchzuführen! Super, auch noch etwas für die Praxis dazu gelernt!
Nach unserer Pause stand die Elbphilharmonie auf dem Plan. Die „Elphi“ ist der Eyecatcher seit November 2016 in der HafenCity. Natürlich wollten auch wir einen Rundgang auf der für Besucher öffentlich zugänglichen Aussichtsebene „Plaza“ durchführen. Coronabedingt gibt es jedoch auch hier Einlassbeschränkungen, die über zeitlich terminierte Besuchsfenster geregelt werden. Weil das für uns bereitstehende Zeitfenster jedoch noch mit Wartezeit belastet war, haben wir uns entschieden, die Zeit lieber für weitere sehenswerte Ziele zu nutzen. Im Umkreis der „Elphi“ haben wir uns die HafenCity mit dem Unilever-Haus und dem Marco Polo Tower näher angesehen.
Weil am Nachmittag der Himmel zusehends dunkler wurde – wie auch die Wettervorhersage für 16.00 Uhr Regen angekündigt hatte – wurde Plan B zur Überbrückung der Regenphase umgesetzt und die „blaue“ U-Bahnstation „Überseequartier“ angesteuert, die mit ihrer Ausstattung durch Fliesen in verschiedenen Blautönen reizvolle Fotomotive bietet. Hier kamen auch die Stative wieder zum Einsatz.
Interessant und einzigartig ist auch die U-Bahn-Station HafenCity Universität, in der großvolumige Beleuchtungskörper die gesamte U-Bahn-Station in intensive, wechselnde Farben tauchen. Auch hier konnten wir uns ungestört mit Stativ fotografisch betätigen, ohne dass irgendjemand etwas dagegen hätte. In Bielefeld muss man sich vor einer fotografischen Aktion an einer U-Bahnstation die Erlaubnis dazu einholen, ansonsten wird allein der Versuch schon über die installierten Kameras festgestellt und über das schnell eintreffende MoBiel-Personal unterbunden. Aber das ist ja nicht der einzige Unterschied zwischen Hamburg und Bielefeld!
Der Bahnhof Hamburg-Elbbrücken ist mit seiner futuristischen Bahnsteighalle seit der Eröffnung im Dezember 2019 ein Knotenpunkt der U-Bahn und der S-Bahn in Hamburg, deren Haltepunkte durch die Fußgängerbrücke „Skywalk“ über die zu überquerenden Fernbahngleise und den Straßenzug Freihafenelbbrücke verbunden werden. Fotografisch gesehen ein sehr interessantes Objekt, mit dem man sich stundenlag mit wachsender Begeisterung beschäftigen kann. Hier hat uns dann auch die Regenfront erreicht, durch die halbrunde Bahnsteighalle waren wir jedoch bestens geschützt und konnten nach fotografischer Aktivität, ohne nass zu werden, den Weg per U-Bahn zum nächsten Ziel, dem Nordeingang des Alten Elbtunnels antreten.
Wegen der grauen und nassen Wetterlage haben wir uns vor der Tunnelbesichtigung noch für einen Cafébesuch in den Alsterarcaden entschieden. Dabei haben wir auch besprochen, dass wir nach der Tunnelbesichtigung unseren Hamburg-Photowalk für diesen Tag abschließen. Nach einer „Apfelkuchenlänge“ war uns der Wettergott wieder gnädig, der graue Himmel war zwar geblieben, aber der Regen hatte aufgehört.
Am erdebenen Eingang zum alten Elbtunnel angekommen hat man die Wahl, den etwa 21 m unter der Elboberfläche liegenden Tunneleingang mit dem Fahrstuhl oder über eine Treppe zu erreichen. Weil ich die mittlerweile über 109 Jahre alte Tunnelanlage noch gar nicht kannte, habe ich natürlich die Treppe genommen. Von dort kann man die 6 Fahrstühle im Betrieb sehen, von denen 4 Fahrkörbe zum Transport von Autos samt Insassen ausgelegt sind. Gesteuert werden die Fahrkörbe von einem auf Tunnelebene stationierten Polizisten. Alles sehr beeindruckend! Der alte Elbtunnel besteht aus 2 Tunnelröhren, den West- und Osttunnel. Die knapp 427m langen Tunnel verbinden die St. Pauli Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder. Genutzt werden sie von Fußgängern, Radfahrern und eingeschränkt auch von Autos. Man kann nur respektvoll staunen, was für eine Meisterleistung vor über 100 Jahren mit den seinerzeit technischen Möglichkeiten bei diesem Tunnelbau erbracht wurde.
Weil das Wetter außerhalb der Tunnelanlage nur noch graue Ansichten zuließ, haben wir nach Ablichtung der Tunnelröhre auf die Durchquerung verzichtet – und somit einen Grund mehr zum Wiederkommen!
Gegen 18.00 Uhr haben wir uns von Alfred verabschiedet, der noch weiterhin in Hamburg bleibt. Wir haben die Fähre zurück zum Ausgangspunkt unserer Exkursion nach Finkenwerder genommen. Während der Autorückfahrt nach Bielefeld hatten wir reichlich Gesprächsstoff, so dass die staufreie 2¾ stündige Fahrt sehr kurzweilig verlief.
Was soll ich noch ergänzend sagen? Hamburg ist eine unglaublich interessante, schöne und unvergleichliche Stadt. Wir waren nur einen Tag dort – es bleibt der Wunsch, mehr von dieser Stadt zu sehen! Unserer ExifCafé-Planung nach sieht es so aus, als wenn das schon am Samstag, den 25.07.2020 sein könnte, wenn unser Besuch der Fotoausstellung Peter Lindbergh „Untold Stories“ in Hamburg stattfindet. Dann werden wir bestimmt auch noch Zeit haben, den Stintfang hochzulaufen, den alten Elbtunnel zu durchqueren, über die Plaza der Elphi zu spazieren und, und, und…
Sven, du bietest ein rundum fantastisches „Sorglospaket“ als Fremdenführer mit Schwerpunkt Fotografie. Vielen Dank für die Führung, die Erlebnisse, fotografischen Tipps, den Spaß und den ganzen Hamburg-Photowalk!
Dass dieser Ausflugsbericht viel zu umfangreich wurde, ist allein der Begeisterung für den Tag in Hamburg geschuldet. Und ich könnte noch viel mehr erzählen…
Es war einfach nur supergut!